Begegnungen mit der Natur 3, Schülerbuch - page 66

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Landwirtschaft in Österreich
Hackfrüchte
Unter dem Begriff „Hackfrüchte“ werden Kulturpflanzen zusammen-
gefasst, die während ihres Wachstums eine regelmäßige Bearbeitung
des Bodens benötigen. Der Boden muss von Zeit zu Zeit aufgelockert
(aufgehackt) und Wildkräuter müssen entfernt werden.
Zu den Hackfrüchten gehören unter anderem Kartoffeln (Erdäpfel),
Futter- und Zuckerrüben.
Die Kartoffel ist ein Nachtschattengewächs
Die Kartoffel gehört zu den Nachtschattengewächsen.
Typisch für diese Pflanzenfamilie sind fünfzählige Blüten. Das bedeu-
tet, dass die Blüten aus fünf Kronblättern, fünf Kelchblättern und fünf
Staubblättern bestehen. Die Kelchblätter sind miteinander verwachsen.
Sprosse und Laubblätter sind behaart. Die Früchte sind Beeren oder
Kapseln.
Kartoffelpflanzen bilden grüne Beerenfrüchte, die unreifen Tomaten
ähneln. Sie sind – wie alle grünen Teile der Pflanze – giftig.
Die Kartoffel war ursprünglich in Südamerika beheimatet
Die Heimat der Kartoffel ist Peru und Bolivien. Die Ureinwohner bau-
ten sie nachweislich bereits vor 8 000 Jahren als Grundnahrungsmittel
an.
Etwa Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Kartoffel erstmals nach Eu-
ropa gebracht und aufgrund ihrer schönen Blüten zunächst für eine
Zierpflanze gehalten. In dieser Funktion wurde sie in den Gärten der
Adeligen und Reichen angepflanzt. Die
Kartoffelknollen
erhielten die
Schweine als Futter.
Seit dem17. Jahrhundert gibt esdieKartoffel auch inÖsterreich
Nach Österreich gelangte die Kartoffel im 17. Jahrhundert. 1620 wur-
den dem damaligen Abt von Stift Seitenstetten (NÖ) von einem bel-
gischen Gärtner Kartoffelknollen geschenkt. Der Abt pflanzte sie im
Klostergarten an. Unter den privaten Aufzeichnungen des Geistlichen
fand sich ein Rezept für Kartoffelsalat. In die Klosterküche dürfte die
Knolle jedoch nicht vorgedrungen sein. In den damaligen Kochbü-
chern des Klosters wurde sie nicht erwähnt.
Erst im 18. Jahrhundert wurde die Bedeutung der Kartoffel als Nah-
rungsmittel erkannt. Um das Volk vor Hungersnöten bewahren zu
können, befahl
Maria Theresia
den Bauern Kartoffeln anzubauen.
Mit dem
bayrischen Erbfolgekrieg
zwischen Österreich und Preußen
hielt die Kartoffel als Grundnahrungsmittel endgültig Einzug in die ös-
terreichischen Küchen.
Kartoffelknollen
Die Kartoffelpflanzen bilden auch unter
der Erde Sprosse. Ihre Enden verdicken
sich zu den Kartoffelknollen. Sie sind sehr
stärkereich.
Maria Theresia
1717–1780, Erzherzogin von Österreich
und Königin von Ungarn und Böhmen,
Ehefrau von Kaiser Franz Stephan I. von
Lothringen
bayrischer Erbfolgekrieg
1778 sollte Bayern an Österreich fallen.
Der Preußenkönig Friedrich II. wollte
dies verhindern und erklärte Österreich
den Krieg. Es kam allerdings nie zur
Schlacht, da sowohl die preußischen als
auch die österreichischen Truppen große
Probleme mit der Nahrungsmittelver-
sorgung hatten. Die einzigen Kämpfe,
die stattgefunden haben, waren Kämpfe
der Soldaten um die Kartoffeln auf den
Feldern. Der Krieg wurde deshalb von
der Bevölkerung spottend als„Kartoffel-
krieg“ bezeichnet. 1779 wurde Frieden
geschlossen. Österreich verzichtete auf
Bayern, erhielt dafür aber das Innviertel.
Kartoffel, Blüte
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Kartoffelpflanze
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Blüte
Laubblatt
Mutterknolle
Erdspross
Wurzel
Tochterknollen
Nur zu Prüfzwecken –
Eigentum des Verlags öbv
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