Previous Page  74 / 82 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 74 / 82 Next Page
Page Background

Lösungen zu den kognitiven Aufgaben

Gewinn zu erreichen, indem man zum Beispiel die Kosten der Produktion senkt. Aber natürlich wird dieses Wort auch verwen-

det, um die Begriffe „Entlassungen“ oder „Betriebsschließungen“ zu vermeiden und Betroffene und die Öffentlichkeit in die

Irre zu führen.

Besonders schlimm finde ich den „Unspruch“ des Jahres: „Ich bin kein Rassist, aber …“. Obwohl viele mit dieser häufig ver-

wendeten Redewendung behaupten, kein Rassist oder keine Rassistin zu sein, leiten sie damit in der Regel einen Satz oder

mehrere Sätze ein, in denen dann sehr oft abwertende, negative, pauschale oder rassistische Meinungen über bestimmte

Menschen(gruppen) geäußert werden.

Sicher werde ich mich im nächsten Jahr an der Wahl zu den (Un)wörtern und (Un)sprüchen des Jahres beteiligen.

Mit freundlichen Grüßen

(312 Wörter; Textkorpus)

(Musterlösung, Variante 2)

Betrifft: Wahl zum Wort/Unwort des Jahres, „Die Presse“, 15. Oktober 20 …

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichten in Ihrer Ausgabe vom 15. Oktober über die Wörter, die in die engere Auswahl zum Wort und Unwort oder

Jugendwort des Jahres gekommen sind. Ich möchte mich zum Wort und Jugendwort des Jahres äußern. Zur Auswahl stehen

für das Wort des Jahres also zum Beispiel „Ampelpärchen“, „Hopfensmoothie“ für den Trend zum Bio-Bier,

„Willkommenskultur“ für eine positive Einstellung zu den Flüchtlingen oder „Intelligenzflüchtling“. Ich halte die beiden letz-

ten Wörter für fast gleich wichtig, würde nach langer Überlegung aber meine Stimme dem Wort „Intelligenzflüchtling“ geben.

Leute, die vor ihrer Intelligenz flüchten, gibt es anscheinend immer mehr, wenn man die Hasspostings in allen Arten von so-

zialen Medien liest, die zumeist gegen Flüchtlinge, Migranten und Migrantinnen sowie alle Menschen gerichtet sind, die

nicht dem engen Menschenbild der Hassposter oder Hassposterinnen entsprechen. Ich halte das Wort „Intelligenzflüchtling“

für eine sehr treffende Bezeichnung.

Besonders interessant finde ich auch die Möglichkeit, sich für ein „Jugendwort“ des Jahres zu entscheiden. Eine eigene

„Jugendsprache“ – ich bin 17 – ist ein wichtiges Identitätsmerkmal für uns Junge; auch um unsere Kreativität zu zeigen und

unsere Individualität von den Erwachsenen manchmal abzugrenzen. Laut Ihrem Bericht stehen folgende Wörter zur Auswahl:

„Bestie“ als Bezeichnung für den besten Freund oder die beste Freundin; das gefällt mir gar nicht. Dann „Eskalation“ für eine

nicht zu übertreffende Geschichte oder Sache oder „Tinderella“ für eine Partnerin, die man über die Kontakt-App Tinder gefun-

den hat. Weitere Möglichkeiten sind „Gönnung“ für etwas Besonderes, das man gegessen oder sich geleistet hat, „rumoxidie-

ren“ für „chillen“ oder „zach“, wenn etwas mühsam, langweilig, schlecht ist.

Da würde ich für „rumoxidieren“ plädieren. Es drückt für mich so schön dieses Relaxgefühl aus, das sich zur völligen

Unbeweglichkeit – sprich absoluten Faulheit – steigern kann. Jemand, der rumoxidiert, ist einfach absolut faul. Und das

braucht man manchmal ganz einfach, und auch das entsprechende treffende Wort.

Mit freundlichen Grüßen

(299 Wörter; Textkorpus)

b.

Begründungen, weshalb „Menschenmaterial“ zum Unwort des Jahrhunderts gewählt wurde

Die Wahl auf dieses Wort fiel aufgrund der „unangemessenen Koppelung von Lebendig-Menschlichem und toter Sache“.

Geschichte des Begriffs: das erste Mal im Bericht „Ein Sommer in London“ von Theodor Fontane 1854 in einem militärischen

Zusammenhang: „Der englische Soldat, als rohes Menschenmaterial noch immer unvergleichlich …“ Besonders während des

Ersten Weltkriegs war oft von Verlusten an „Kriegs- und Menschenmaterial“ die Rede. Hitler benutzte den Ausdruck mehrfach

in seinem politischen Pamphlet „Mein Kampf“. Unter der NS-Herrschaft wurden KZ-Häftlinge, die nicht zu Arbeitszwecken

verwendbar waren, als „unbrauchbares Menschenmaterial“ bezeichnet.

Analog wird im Profisport vor dem Hintergrund, dass für Sportler Ablösesummen gefordert werden, häufig von

„Spielermaterial“ gesprochen. Auch der Begriff „Schülermaterial“ ist noch immer nicht ganz aus der Sprache verschwunden.

Vergleichen ließen sich dazu auch z. B. „Humankapital“ und „Kanonenfutter“.

S. 162:

13.5

a.

Funktionsverbgefüge richtig verwenden, feste Verbindungen ergänzen

zur Einigung kommen/gelangen

keinem Streit aus dem Wege gehen

einen Entschluss fassen

eine Vorlesung besuchen/halten

eine Behauptung aufstellen

einen Vertrag aufkündigen/aufsetzen

sich in Abhängigkeit begeben

unter einer Rezession leiden

Maßnahmen setzen/treffen/ ergreifen

sich in seine Lage versetzen

in Erstaunen geraten

zur Verfügung stehen/stellen

in Aufregung geraten/versetzen

zur Anwendung gelangen/ kommen

einen Kompromiss schließen

eine Forderung stellen/erheben

Beschwerde erheben/einlegen

den Eindruck erwecken

zur Verantwortung ziehen

jemandem Glauben schenken

eine Unterscheidung treffen

74

Nur zu Prüfzwecken –

Eigentum des Verlags öbv