Lösungen zu den kognitiven Aufgaben
Ich hoffe, Sie und die Leserinnen und Leser sind mit meiner Auswahl zufrieden und die Gedichte werden von vielen gelesen.
Sollten Sie für die nächste Ausgabe eine Herbst- oder Wintergedichteauswahl brauchen, stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit herzlichen Grüßen …
(444 Wörter)
5. Zwischenraum:
Österreichische Lyrik – nicht (nur) auf Deutsch
(Online-Code: rk4tw6)
S. 118:
Analyse von prihodi
/ ankünfte
Jemand, der in der Stadt wohnt – möglicherweise ist das lyrische Ich hier gleichzusetzen mit der Autorin – kehrt in den Ferien
aufs Land zurück, und zwar zu einem einfachen Bauernhof („schweinefutter in den kübel“). Die Entfremdung zwischen
Ankömmling und der Person auf dem Hof – möglicherweise der Vater – wird durch Gesten und kurze, dann misslingende
Kommunikation („schweigt den ganzen tag“) aus Enttäuschung über das baldige Weggehen des Ankömmlings spürbar.
S. 119:
Analyse von ptica
/ vogel
Entstehung des Gedichts aus einer fröhlichen Stimmung, vielleicht angeregt durch Vogelgezwitscher im Frühling.
Zur Behauptung, Komponisten seien „Schüler zwitschernder Vögel“: Für Dichter und Komponisten waren die Vögel „zu allen
Zeiten“ Modell für eigene schöpferische Eingebungen. Hervorragendes Beispiel aus der zeitgenössischen Musik ist Olivier
Messiaen, der von der„souveränen Freiheit des Vogellieds“ spricht.
S. 120:
Analyse von Budžo
/ Bündel
Das lyrische Ich spricht sich als Du an und reflektiert auf diese Weise in Art eines an sich selbst gerichteten fiktiven Gesprächs
über seine Situation: das Warten auf die „Gnade der Behörde“ (Aufenthaltsbewilligung oder Ähnliches), schlimme soziale
Lage (Habseligkeiten im „Bündel“), Fremdheit.
Der Begriff Bündel wandelt sich von der Bedeutung Aufbewahrungstuch zur Metapher für ein menschliches Dasein, das sich
nicht selbstbestimmt entfalten und entwickeln darf.
S. 121:
Analyse von szabad
/ man darf
Ungarisch „darf“ man im privaten Kreis verwenden, in der Kirche, bei Begräbnissen und beim Tanz und – vom Autor ironisch
angefügt – bei Prozessen (als Angeklagte). Alle über diesen engen Kreis hinausgehenden Kommunikationssituationen vom
Einkaufen bis zum Zeitungslesen und Strafezahlen sind auf Deutsch zu erledigen.
Das Gedicht spricht von der Gefahr, dass die Minderheitensprachen immer mehr zurückgedrängt werden.
Dass bei Volkszählungen eher weniger Menschen die Zugehörigkeit zu sprachlichen Minderheiten angeben, liegt u.a. in der
allgemeinen psychologischen Tatsache begründet, dass das Bekennen zu Minderheiten die Überwindung einer gewissen
Hemmschwelle erfordern kann und das „Bekennen“ zu Mehrheiten leichter fällt.
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