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Und ist nicht auch der Pessimismus des Songs berechtigt, der als Antwort auf diese Fragen nur anzubieten hat: „The answer,

my friend, is blowin in the wind“ – „Die Antwort, mein Freund, ist in den Wind geblasen“ – oder, wie eine sehr poetische

Übersetzung meint: „Die Antwort, mein Freund, kennt nur allein der Wind.“

Natürlich muss man sich diesen Song auch anhören; Im Internet sind viele Versionen abrufbar; von Bob Dylan selbst natürlich,

und schließlich haben zum Beispiel Joan Baez, Elvis Presley, Stevie Wonder und, für mich sehr überraschend, das zu erfahren,

Marlene Dietrich Coverversionen von „Blowin in the wind“ veröffentlicht.

Vielleicht kann auch die Tatsache lese- oder hörmotivierend sein, dass der Song vom Rolling-Stone-Magazin auf Platz 14 der

besten Songs aller Zeiten gewählt wurde. Jedenfalls: hören und lesen Sie Bob Dylans „Blowin in the wind“. Übrigens wird

diese Liste der besten Songs auch von Bob Dylan angeführt, und zwar mit „Like a Rolling Stone“.

Es wünscht Ihnen ein frohes Hören

(417 Wörter)

S. 116:

KT 1

a.

Bestimmen Sie das inhaltlich Gemeinsame in den Gedichten von Erich Kästner: „Sachliche Romanze“ und Trude Marzik: „Nix

dauert ewig“! Welche Detailinformationen finden Sie bei Kästner, die Marziks Text nicht enthält, und umgekehrt?

Gemeinsamer Inhalt:

Nach acht Jahren geht eine Beziehung in gegenseitiger Sprachlosigkeit zu Ende.

Details bei Kästner:

Ort: (Meeres)strand, Zeitangabe, kleinstes Café im Ort, Terrassensitzplatz, übrige Personen: Klavierspieler

Details bei Marzik:

Jahreszeit (Herbst), Bewusstsein beider, dass die Liebe nicht „ewig“ dauert, übrige Personen: Kellner

b.

Was ist der wesentliche sprachlich-stilistische Unterschied zwischen den beiden Texten?

Welchen Gedichttitel könnte man als Oxymoron – eventuell auch als Antithese – bezeichnen, welcher Titel besteht aus einem

geläufigen Sprichwort?

Kästners Gedicht ist in der Standardsprache verfasst, Marziks Text in einer Mischung von Umgangssprache und (Wiener) Mundart.

Oxymoron im Titel bei Kästner, Sprichwort im Titel bei Marzik.

KT3

Der Gemeinderat Ihres Heimatortes/die Bezirksvertretung Ihrer Stadt kennt Sie als jemanden, der literarisch sehr interessiert ist.

In der letzten Ausgabe des Gemeindeblattes/der Bezirkszeitung vor den Ferien soll eine halbe Seite mit – auch ungewöhnlichen

– Ferien- und Sommergedichten „gefüllt“ werden. Der zuständige Kulturreferent/die zuständige Kulturreferentin hat bereits eine

Vorauswahl getroffen und bittet Sie nun, endgültig aus den folgenden Gedichten zwei oder drei auszuwählen. Verfassen Sie eine

entsprechende Empfehlung in der Länge von 405 bis 495 Wörtern.

(Partnerarbeit in einer 50-minütigen „Schreibstunde“ mit Hilfe durch Deutschlehrer/Deutschlehrerin)

Sehr geehrte Frau Gemeinderätin Ackermann,

ich freue mich sehr, dass Sie mir zutrauen, für die Gemeindezeitung ein paar Sommergedichte auszuwählen. Es ist zwar jetzt

gerade die letzte Prüfungszeit vor den Ferien, aber das macht nichts. Hier kommt meine Empfehlung. Alle vier Gedichte, die

Sie mir zur Auswahl vorschlagen, sind eher ungewohnte Sommergedichte. Aber ich glaube, deshalb können sie wirklich

Aufmerksamkeit erwecken. Wenn also in unserer Gemeindezeitung gerade eine halbe Seite zur Verfügung steht, muss ich

natürlich auch den Platzbedarf berücksichtigen. Und so habe ich drei Gedichte ausgesucht, die mir und hoffentlich vielen

anderen Leserinnen und Lesern gefallen und hoffentlich auf eine halbe Seite gehen: „Sommerfrische“ von Joachim

Ringelnatz, „Radfahren“ von dem mir bis jetzt unbekannten Heinz Kahlau und „Spätsommer“ von Rose Ausländer, die

übrigens eine Dichterin ist, die ich besonders gerne lese. Ich würde sie auch in dieser Reihenfolge abdrucken.

„Sommerfrische“ beschreibt so einen richtigen Hochsommertag, wo man sich einfach freut, dass er da ist. Ein paar zarte

Wolken gibt es, die Sonne, eine Wiese, in die man sich hineinwerfen kann, und Musik, die man sich selber macht und viel-

leicht auch Grashüpfer. „Einfach mit der Seele baumeln“ war einmal ein Werbeslogan für Österreichurlaub, und das drückt

dieses Gedicht aus.

Zum Sommer gehört auch die Liebe und deshalb habe ich auch „Radfahren“ ausgewählt. Radfahren, meint der Autor, ist am

Anfang gar nicht so leicht, man kann hinfallen und wird ausgelacht. Aber ab einem gewissen Alter geht das, ganz von allein,

und ganz allein. Und dann kommt der Überraschungseffekt: Plötzlich kommt der Autor vom Radeln zur Liebe: Man kann bei-

des vergleichen und trotzdem gibt es einen großen Unterschied. Die Liebe ist auch nicht einfach zu erlernen, aber sie ist

schwieriger zu realisieren als Radfahren, denn lieben kann man niemals allein.

Das Gedicht „Spätsommer“ habe ich gewählt, weil es zeigt, wie schnell der Sommer vergeht. Rose Ausländer schildert dieses

Vergehen in starken Bildern und ruft uns auf, den Sommer in uns aufzuheben und den Eisblumen, die bald blühen werden,

ein Sommerlied vom Apfel entgegenzustellen.

Der Grund, warum ich das Gedicht „Kindersommer“ von Friederike Mayröcker nicht ausgesucht habe, liegt in erster Linie

darin, dass es meiner Ansicht nach etwas sperrig zu lesen ist und ich daran gedacht habe, dass unsere Gemeindezeitung

und vor allem die Gedichtseite, vielleicht nicht unbedingt zu Gelegenheiten gelesen wird, wo man sich konzentriert und

Zeit für sich nimmt, sondern oft so „zwischendurch“. Und ich denke, das Gedicht Friederike Mayröckers braucht viel an

Lesekonzentration.

Nur zu Prüfzwecken –

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