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Lösungen zu den kognitiven Aufgaben

Welche Elemente des „Japanischen Nachtlieds“ sind dem Originalgedicht am nächsten?

Stille, schweigende Vögel, Abendstimmung

Welche im Original nicht vorhandenen Informationen finden sich in dieser „Übertragung“?

Spezifizierung der Vögel (Krähen), Mondlicht, Jahreszeit (Winter), extreme Emotionalität des lyrischen Ich (Weinen)

S. 111:

9.6

a.

Formulieren Sie Unterschiede zwischen „Nachtcafé“ und „Ein Gleiches“: Zeit, Ort, Milieu, Stimmung, auftretende Figuren und

deren Beschreibung, Beobachtungen, formale Differenzen zwischen den Gedichten.

Zeit:

Goethe: Abendstimmung; Benn: Nacht

Ort:

Goethe: Natur, Wald; Benn: Stadt, Nachtbar

Milieu:

Benn: Halbweltmilieu, „Unterschicht“

Stimmung:

Goethe: Ruhe, Besinnung, Reflexion; Benn: „typische“ Nachtlokalstimmung zwischen Musik, Trinken, Animation

und erotischer Annäherung

Auftretende Figuren und deren Beschreibung/Beobachtungen:

Goethe: einzige Person ist das sich auf sich selbst zurückziehen-

de nachdenkliche lyrische Ich, das in der Abendstimmung Ruhe und Reflexion sucht und über das sonst keine Einzelheiten

mitgeteilt werden; Benn: metonymisch beschriebene Menschen, die ihrem Beruf nachgehen (Musikanten), deren Aussehen

beschrieben wird und die z.T. entstellt sind („Lidrandentzündung“ etc.) und Kommunikation jeder Art suchen

Formale Differenzen zwischen den Gedichten:

Goethe: eine Strophe, Kreuzreim plus umschlungener Reim, Metaphern

(„ruhen“), Enjambement (z. B. Zeile 4/5); Benn: Gliederung in mehrere Strophen, reimlos, Metonymien

S. 113:

9.7

a.

Textvergleich zwischen einer Zeitungsmeldung und dem daraus „abgeleiteten“ Gedicht von Gerhard Rühm

Erläutern Sie, welche Veränderungen Rühm gegenüber den Zeitungsmeldungen vorgenommen hat, um daraus einen

poetischen Text zu machen.

Kreation einer eigenen Überschrift, Zeilenumbruch, Enjambements, persönliche Wertung („Geschäftsmann, der sich das locker

leisten kann“), Wortumstellungen, Verzicht auf Details, welche das poetisierte Faktum des „Lockmittels“ verstellen könnten

b.

Passender Titel zum Gedicht von C. H. Huber

Poesie der Waschstraße

S. 115:

9.9

Eine Empfehlung kritisch beurteilen

Defizite der Empfehlung: Keine Bezugnahme auf die Schreibsituation als Einleitung. Die „Begründung“ für das Kästner-

Gedicht ist rein subjektiv und nicht notwendigerweise „übertragbar“ auf die (Schreib)situation der Adressaten. Es fehlt

jeglicher analytische Ansatz. Die Bukowski-Empfehlung beruht ebenso auf der subjektiven Stimmungslage des Schreibenden

und ist außerdem keinesfalls brauchbar, da ein Text aus SR 9 oder ZR 5 vorgestellt werden soll.

9.10

Eine Empfehlung in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit verfassen

(Musterlösung)

Liebe Besucherinnen und Besucher unserer Stadtbibliothek,

vielleicht haben Sie sich schon beim Eintreten etwas gewundert, die Bibliothek voller DIN-A4-Blätter zu sehen. Der Grund

dafür ist folgender: Die Bibliothek hat uns Schülerinnen und Schüler eingeladen, ein Buch, ein Gedicht, eine Erzählung …

unserer Wahl vorzustellen und zum Lesen zu empfehlen. Ich habe weder ein Gedicht, noch eine Erzählung noch ein ganzes

Buch gewählt, das ich Ihnen empfehlen möchte, sondern einen Song: Bob Dylans Hit „Blowin in the wind“.

Ausschlaggebend dafür ist nicht die Tatsache, dass Bob Dylan jetzt auch ein Literaturnobelpreisträger ist, ein sicher eher unge-

wöhnlicher, dessen Ehrung einerseits sehr gefeiert, andererseits auch ziemlich kritisiert wird. Ich jedenfalls freue mich darüber.

Aber nun zur Begründung meiner Wahl. Dylan hat diesen Song, für mich DIE Folk-Rock-Hymne überhaupt, 1962 in einer New Yorker

Kneipe geschrieben, die Melodie stammt von einem traditionellen Gospelsong, also einem religiösen Lied der Afroamerikaner.

Mich beeindruckt die Aktualität des über 50 Jahre alten Textes, der die großen Probleme der Welt, Krieg, Hunger, Flucht,

Vertreibung in Form von Fragen präsentiert und das Verschließen der Augen vor diesen Fragen darstellt und anprangert: Und

sind nicht diese Themen auch nach mehr als 50 Jahren nicht nur noch „aktuell“, sondern sogar in ganz besonderem Maß wie-

der Teil unserer Welt geworden?

Nur ein Ausschnitt aus der ersten Strophe als Beispiel: „Wie viele Wege muss ein Mann gehen, bevor du einen Mann ihn

nennst? Und über wie viele Meere muss eine weiße Taube segeln, bevor sie im Sand schlafen kann? Und wie viele Male müs-

sen Kanonenkugeln fliegen, bevor man für immer sie stoppt?“

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Nur zu Prüfzwecken –

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