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Deuten Sie den Titel des Textes.

Darstellung einer exemplarischen, wiederkehrenden Situation im Leben der Ich-Erzählerin

Bestimmen Sie Erzählzeit, Erzählperspektive und den Ort des Geschehens.

Erzählzeit ist geringer als die sich über mehrere Tage erstreckende Handlung, es handelt sich also um zeitraffendes Erzählen.

Erzählt wird von einer Ich-Erzählerin, der Ort ist eine nicht näher bestimmte Stadt bzw. eine Buslinie.

Der „Erzähler“ ist offensichtlich eine Frau; belegen Sie dies mit einem Textzitat.

Belege z.B.: „Ich wusste nicht, was mich an ihr so störte, denn ich fand sie nicht schön: es war also kein Neid.“ „Beate, der ich

nicht von IHR erzählt hatte, lachte plötzlich, zupfte mich am Ärmel und flüsterte: ‚Schau mal, die mit dem roten Mantel, die jetzt

das Brot isst, also ich kann mir nicht helfen, aber die erinnert mich unheimlich an dich. Wie sie isst und sitzt und wie sie schaut.‘“

Gliedern Sie für sich den Text in 6 bis 8 Abschnitte und fassen Sie den Inhalt dieser Abschnitte jeweils in ein oder zwei Sätzen

zusammen.

Abschnitt 1: Die Ich-Erzählerin bemerkt bei ihrer ersten Fahrt zur Arbeit eine Frau mit „kirschrotem Mantel“ im Bus.

Abschnitt 2: Diese Frau fällt ihr ohne Grund unangenehm auf. Die Ich-Erzählerin bemängelt ihr Aussehen, ihr Zeitungslesen

und fühlt gegenüber der Frau Ärger und Antipathie.

Abschnitt 3: Bei jeder Fahrt sieht die Ich-Erzählerin neue Eigenschaften an der Frau, die ihr missfallen.

Abschnitt 4: Einmal fehlt die Frau im Bus; jetzt ärgert sich die Ich-Erzählerin darüber, weil sie kein Ablehnungsobjekt mehr vor

sich hat.

Abschnitt 5: Die Ich-Erzählerin nimmt die Frau quasi in ihrem Denken und Fühlen mit nach Hause und steigert sich in ihrer

Wut gegen sie immer weiter hinein.

Abschnitt 6: Die Ich-Erzählerin wird von einer Freundin, die sie einmal im Bus mitnimmt, darauf aufmerksam gemacht, wie

sehr sie die „Frau im kirschroten Mantel“ in vielen Einzelheiten an die Erzählerin erinnert.

Beschreiben Sie Aussehen und Handlungen der Frau im „kirschroten Mantel“. Welche Merkmale sind „objektiv“, welche werden

ihr von der Erzählerin zugeschrieben?

Von der Ich-Erzählerin zugeschriebene und interpretierte Faktoren: langweiliger Haarknoten, mürrisch, ihr Brote-Essen, das

die Ich-Erzählerin mit Ekel erfüllt, der von der Frau „vergrämte Tag“, die „besiegelte Feindschaft“, das griesgämige Gesicht,

das „unmäßige Schmatzen“.

Welche Eigenheiten der Frau werden von der Erzählerin als besonders negativ wahrgenommen und geradezu als

„Schwachstellen“ gesucht? Welche Wirkungen lösen diese Wahrnehmungen aus? Mit welcher Handlung versucht die Erzählerin

die Frau zu provozieren?

Besonders negativ wahrgenommen wird das Brotessen und das Verpacken der Brote im Klarsichtbeutel, das Lesen des

„Boulevardblattes“, das ritualisierte Verhalten bei Lesen und Essen. All das steigert die Ablehnung bis zur gegenseitigen vi-

suellen Musterung als provoziertes „Kräftemessen“ der Erzählerin mit der Frau.

In welchem Satz vollzieht sich endgültig die negative Bewertung der Frau durch die Erzählerin?

„Unsere Feindschaft war besiegelt.“

Welche anderen Umstände lassen die Erzählerin so negativ auf die Frau reagieren?

Das Faktum, dass die Erzählerin vor der Frau aussteigen muss und diese so Schlüsse auf den Arbeitsplatz der Erzählerin zie-

hen kann, also quasi „Macht“ über sie hat, indem sie mehr weiß als umgekehrt.

Welche graphischen Eigenheiten des Textes heben die Bedeutung der Frau für die Erzählerin hervor?

Großschreibung der auf die Frau bezogenen Personalpronomina gegen Ende des Textes.

Deuten Sie die folgenden Zeilen: „Erst, als sie einige Tage nicht im Bus saß und mich dies beunruhigte, erkannte ich die

Notwendigkeit des allmorgendlichen Übels. Ich war erleichtert, als sie wieder erschien […].“

Da die Frau zum Hassobjekt geworden ist, das die negativen Gefühle der Erzählerin kanalisiert und auf sich lenkt, fehlt sie als

Projektionsfläche dieser Gefühle.

Deuten Sie die Schlusspointe des Textes.

Die Pointe schildert das Phänomen, dass negative Zuschreibungen und Konflikte, die man auf andere projiziert, oft nichts

anderes sind als die eigenen negativen Eigenschaften und unbewältigten Persönlichkeitsprobleme, Affekte, Absichten,

Wertungen, die im Widerspruch zu seinem Selbstbild oder zu gesellschaftlichen Normen stehen.

Beschreiben Sie die Sprache des Textes: Zeigt er bewussten Stilmittelgebrauch oder Alltagssprache?

Deutliche Dominanz der Alltagssprache.

S. 105:

d.

Verfassen Sie, ausgehend vom Text „Allmorgendlich“, eine Erörterung von 405 bis 495 Wörtern zum Thema „Wie und warum

entstehen Vorurteile?“. Arbeiten Sie in Ihre Erörterung Zitate aus der Kurzgeschichte ein. Fassen Sie den Text zusammen, cha-

rakterisieren Sie die Hauptperson, erörtern Sie die Schwierigkeit, eigene Vorurteile zu erkennen und abzulegen.

(Redigierte Hausübung)

In der Kurzgeschichte „Allmorgendlich“ von Michaela Seul fährt eine Frau nach dem Wechsel ihres Arbeitsplatzes täglich in

der Früh mit dem Bus zur Arbeit. Es ist Winter, und gleich bei der ersten Busfahrt fällt ihr eine Frau auf, die eine Station später

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