Schularbeitsvorschläge
Textvorlagen
Ludwig Uhland: Frühlingsglaube (1815)
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.
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Quelle: Echtermeyer. Deutsche Gedichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Hrsg. v. E. K. Paefgen und P. Geist. Berlin 2010. S. 376.
Hugo von Hofmannsthal: Vorfrühling (1892/1904)
Es läuft der Frühlingswind
Durch kahle Alleen,
Seltsame Dinge sind
In seinem Wehn.
Er hat sich gewiegt,
Wo Weinen war,
Und hat sich geschmiegt
In zerrüttetes Haar.
Er schüttelte nieder
Akazienblüten
Und kühlte die Glieder,
Die atmend glühten.
Lippen im Lachen
Hat er berührt,
Die weichen und wachen
Fluren
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durchspürt.
Er glitt durch die Flöte
Als schluchzender Schrei,
An dämmernder Röte
Flog er vorbei.
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Felder
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Lampe
Er flog mit Schweigen
Durch flüsternde Zimmer
Und löschte im Neigen
Der Ampel
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Schimmer.
Es läuft der Frühlingswind
Durch kahle Alleen,
Seltsame Dinge sind
In seinem Wehn.
Durch die glatten
Kahlen Alleen
Treibt sein Wehn
Blasse Schatten.
Und den Duft,
Den er gebracht,
Von wo er gekommen
Seit gestern Nacht.
Quelle: Echtermeyer. Deutsche Gedichte.
Von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Hrsg. v. E. K. Paefgen und P. Geist. Berlin 2010. S. 486 f.
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