Wie lange dauert es, das Wörterbuch durchzulesen?

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Am 16. Oktober ist Tag des Wörterbuchs. Das Österreichische Wörterbuch gibt es seit 1951. Es erscheint im Auftrag des Bildungsministeriums bei uns im Österreichischen Bundesverlag (öbv).

Jedes Jahr am 16. Oktober wird der Tag des Wörterbuchs gefeiert. Anlass dafür ist der Geburtstag von Noah Webster, dem “Vater des amerikanischen Wörterbuchs”, der 1807 das erste Wörterbuch der englischen Sprache herausgegeben hat. Das Österreichische Wörterbuch (ÖWB) wurde knapp 150 Jahre später durch eine Verordnung des Unterrichtsministeriums initiiert. Im Jahr 1951 erschien die erste Auflage, zunächst als reines Schulwörterbuch, mit 23.600 Stichwörtern, darunter zum Beispiel Fernsprecher, Stenographie und Zonentarif.

73 Jahre später wird das ÖWB bereits in der 44. Auflage produziert, ist längst mehr als ein Schulwörterbuch und kann auch digital genutzt werden. Mittlerweile enthält es mehr als 100.000 Stichwörter. Diese werden übrigens als “Lemmata” (im Singular “Lemma”) bezeichnet. Insgesamt, also mit Erklärungen und Regelwerk, beinhaltet das Wörterbuch circa 1,5 Millionen Wörter. Bei einer durchschnittlichen Lesegeschwindigkeit von 150 Wörtern pro Minute würde man daher mehr als 166 Stunden benötigen, um es von vorne bis hinten zu lesen – also fast sieben Tage. Und auch das Wörterbuch geht mit der Zeit: die 44. Auflage enthält aktuelle Wortkreationen wie Millennial und Subsahara-Afrika. So wird ermöglicht, dass Wörter aus dem Kontext unserer Zeit auch zu einem späteren Zeitpunkt noch richtig eingeordnet werden können.

Worte prägen unser Denken und Handeln, daher ist es wichtig, jungen Menschen die Vielfalt der Sprache näherzubringen. Die haptische Erfahrung eines Wörterbuchs ist dabei nicht zu unterschätzen! Philipp Nussböck, öbv-Geschäftsführer

Wörterbücher in Zeiten des Internets

Philipp Nussböck, Geschäftsführer des öbv, betont die Bedeutung von Wörterbüchern: „Worte prägen unser Denken und somit unser Handeln. Es ist daher wichtig, vor allem jungen Menschen die Vielfalt der Sprache näherzubringen. Die haptische Erfahrung, die ein Wörterbuch bietet, ist dabei nicht zu unterschätzen: Der Nachschlage- und Suchprozess in einem gedruckten Werk ermöglicht neurowissenschaftlich erwiesen nachhaltiges Lernen.”

Warum ein Wörterbuch auch heute noch wichtig ist, erklärt ÖWB-Chefredakteurin Christiane Pabst: „Nie kann ein Online-Suchmaschinen-Ergebnis auf einen Blick einen so kompakten, korrekten, informativen und übersichtlichen Inhalt zu einem Wort liefern, wie ihn das Österreichische Wörterbuch in jedem seiner Artikel schafft.” Das ÖWB gibt zu jedem Wort einen raschen und wissenschaftlich hinterlegten Überblick über Betonung, Grammatik, Varianten, Sprach- und Stilschichten, Etymologie und vieles mehr.

Das Wörterbuch der Zukunft

Dennoch wird sich das Wörterbuch in den nächsten Jahren verändern. „Den ständigen Wortzuwachs auf Dauer in einem Band darzustellen, wird immer herausfordernder,” beschreibt Pabst und vermutet auf die Frage, wie das ÖWB im Jahr 2050 aussehen wird, dass das sogenannte Beiwerk, in dem grammatikalische Regeln erklärt werden, in einen eigenen Band ausgelagert werden könnte. Auch kleinere ÖWBs für Fachwortschatz aus verschiedenen Bereichen oder Interessensgebieten schließt sie nicht aus. An den Wörterbuchartikeln wird sich ihrer Einschätzung nach jedoch nicht viel ändern. Im Jahr 2050 wird allerdings die digitale Version des ÖWB weiterentwickelt und mit Zusatzinformationen angereichert sein – etwa mit Audiodateien, kleinen Videos, Bildern oder Anwendungsbeispielen.

Nie kann ein Online-Suchmaschinen-Ergebnis auf einen Blick einen so kompakten, korrekten, informativen und übersichtlichen Inhalt zu einem Wort liefern, wie ihn das Österreichische Wörterbuch in jedem seiner Artikel schafft. Christiane Pabst, Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs

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