74 % der Lehrkräfte gehen davon aus, dass Künstliche Intelligenz in zehn Jahren selbstverständlicher Teil von Schule sein wird; das zeigt eine öbv-Umfrage. Hier fassen wir alle Erkenntnisse zusammen.
Im März 2024 führte der öbv eine umfassende Umfrage zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) und Kompetenzen in der Bildung durch. Mit 381 teilnehmenden Lehrkräften aus allen Schulformen österreichweit bietet die Umfrage wertvolle Einblicke in die aktuelle Einstellung und Erwartungen gegenüber KI im Bildungswesen.
Interessante Antworten gab es auf die Frage, ab welchem Alter digitale Medien und Künstliche Intelligenz in der Bildung eingesetzt werden sollten. Ein großer Teil der Lehrkräfte (44 %) hält die Verwendung digitaler Tools ab der Sekundarstufe I für sinnvoll. 25 % befürworten das schon in der Volksschule, 28 % erst ab der Sekundarstufe II. Künstliche Intelligenz würden sie erst später einsetzen. Da plädieren 56 % der Lehrkräfte für einen Einsatz ab der Sekundarstufe II, 36 % befürworten ihn schon in der Sekundarstufe I und 6 % bereits in der Volksschule. 88 % der Lehrkräfte sind jedenfalls überzeugt, dass digitale Medien in zehn Jahren ein selbstverständlicher Teil von Unterricht und Bildungsmedien sein werden, 74 % gehen auch bei Künstlicher Intelligenz davon aus. Als ideal würden die Lehrkräfte eine Mischung aus 71 % analogem Unterricht und 29 % digitaler Medien einschätzen.
Die Meinungen zur Nutzung von KI im Unterricht sind geteilt. Immerhin 48 % der Lehrkräfte stimmen zu oder eher zu, dass KI eine Unterstützung bei der Differenzierung und im Umgang mit heterogenen Klassen bietet. Allerdings beobachten 84 %, dass KI Schüler*innen dazu verleitet, sich vor Arbeit zu drücken, die sie sinnvollerweise selbst erledigen sollten. Die Umfrageergebnisse zeigen auch, dass 57 % der Lehrkräfte KI eher als Gefahr für die Bildungsgerechtigkeit sehen, während 42 % sie als Chance betrachten. Dies spiegelt die ambivalente Haltung vieler Lehrkräfte wider, die sowohl die Potenziale als auch die Risiken von KI im Bildungsbereich sehen. Einig sind sich Lehrkräfte jedoch dabei, dass Künstliche Intelligenz Veränderungen nötig macht, etwa bei Hausübungen und Prüfungsformaten. Konkret sind 81 % der Meinung, angesichts von KI sollte die Vorwissenschaftliche Arbeit abgeschafft werden.
Klar ist den meisten Lehrenden, dass Künstliche Intelligenz nicht wieder verschwinden wird. Daher hat Schule die Aufgabe, jungen Menschen einen sinnvollen Umgang mit KI beizubringen. Doch welche Kompetenzen brauchen diese, um Künstliche Intelligenz sinnvoll einsetzen zu können? Lehrkräfte reihten in der Umfrage häufig genannte Schlüsselkompetenzen nach ihrer Wichtigkeit. Die Prozentzahlen geben an, wie viele Lehrkräfte die entsprechende Kompetenz als eine der wichtigsten drei Kompetenzen einordnen:
Die Umfrage zeigt auch, wie Lehrkräfte die Kompetenzen ihrer Schüler*innen aktuell sehen. Die digitalen Kompetenzen schätzen sie eher positiv ein: 73 % würden ihre Schüler*innen im oder über dem Durchschnitt sehen, nur 26 % unter dem Durchschnitt. KI-Kompetenz sehen Lehrkräfte dagegen bisher weniger gegeben: 54 % sind der Meinung, ihre Schüler*innen haben ein unterdurchschnittliches Kompetenzniveau im Umgang mit KI.
Zusammenfassend zeigt die öbv-Umfrage, dass die Integration von KI im Bildungsbereich ein kontroverses Thema ist. Während viele Lehrkräfte die Vorteile und Potenziale erkennen, gibt es auch erhebliche Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Bildungsgerechtigkeit und die Eigenständigkeit der Schüler*innen. Wichtig wird es sein, die Lehrkräfte umfassend weiterzubilden und klare Richtlinien für den Einsatz von KI im Unterricht zu entwickeln, um die Chancen bestmöglich zu nutzen und die Risiken zu minimieren.
Die detaillierten Umfrageergebnisse stellen wir hier zum Download zur Verfügung:
öbv-Umfrage zu KI im Klassenzimmer