Foto: master1305 / Freepik
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Vom Escape Room bis zur Klassen-Geheimsprache: Kreatives Arbeiten mit dem Wörterbuch bringt Abwechslung in den Unterricht und sorgt für Begeisterung für die Sprache.
Zwei Lehrerinnen, eine Autorin sowie die Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs teilen ihre Lieblingsideen.
Lisa Gabriel
Lehrerin an der Mittelschule Siegendorf (Burgenland)
Im Schulgebäude oder in der Klasse werden für die Lernenden unterschiedliche Aufgaben platziert, die mithilfe des Österreichischen Wörterbuchs (ÖWB) gelöst werden sollen. Hierbei kann nicht nur die klassische Wortsuche Bestandteil der Aufgaben sein, sondern auch die Erläuterung von Begriffen, Regeln der Groß- und Kleinschreibung, Zeichensetzung, Worttrennung oder Grammatik. Zur Lösung des Escape Rooms werden die Lösungswörter in einen Zahlencode umgewandelt, wodurch das Zahlenschloss geknackt und die Schatzkiste geöffnet werden kann.
Diese Challenge ist ein Gruppenspiel, angelehnt an das altbekannte Spiel „Stadt-Land-Fluss“. Der Spielablauf ist ähnlich dem Klassiker, allerdings gibt es statt der Kategorien Stadt, Land, Fluss neue Kategorien, wie beispielsweise Nomen, Verben, Adjektive, gerne aber auch Berufe, Tiere etc. Um das Spiel schwieriger zu gestalten, kann die Regel eingeführt werden, dass Wörter bestimmten Kriterien entsprechen sollen, beispielsweise ausschließlich feminine Nomen oder Wörter, die mindestens dreisilbig sind. Das ÖWB erweist sich bei dieser Challenge als nützliches Hilfsmittel, das gerne verwendet werden kann.
Evelyn Thornton
Lehrerin im Sacré Coeur, Wien.
Ich mache diese Übung gerne in der 4. Klasse (8. Schulstufe). Wir nehmen einen Verbstamm, zum Beispiel -kauf-, den die Schüler*innen mit Präfixen aus dem ÖWB-Anhang "Getrennt- und Zusammenschreibung, 1.2 Präposition + unbetontes Verb" kombinieren.
In Partnerarbeit schätzen sie selbst ein, ob es das so entstandene Wort gibt. Anschließend schlagen sie es im Wörterverzeichnis nach und erschließen die Bedeutung(en) aus dem ÖWB. Es werden zwei Listen erstellt: „gefunden“ und „nicht gefunden“. Schließlich werden die gefundenen Wörter aufgeschrieben (siehe Foto), und die Bedeutung sowie die Verwendung werden gemeinsam erklärt.
Nicht gefundene Wörter (z. B. wegkaufen, mitkaufen) haben neben Registerfragen zur Idee einer Gruppensprache geführt (Klassen-Geheimsprache).
Entwicklung der Klassen-Geheimsprache mit dem Verbstamm -kauf- (Foto: Evelyn Thornton)
Magdalena Eybl-Vyhnanek
Autorin des Arbeitshefts zum Österreichischen Wörterbuch
© Whirlphoto
Eine Idee, um mit Schülerinnen und Schülern mit nicht-deutscher Erstsprache die Genera von Nomen zu trainieren, ist ein Zuordnungsspiel mit Kärtchen. Die Lehrperson gibt ca. zehn Nomen aus dem (Schul-)Alltag vor (am besten auf Kärtchen). Die Schülerinnen und Schüler arbeiten nun mit Genus-Kärtchen – „der“, „die“, „das“ – und ordnen diese den Nomen zu. Überprüft wird mithilfe des ÖWB oder des Kompaktwörterbuchs. Zur Ergebnissicherung empfiehlt es sich, dass die Kinder die Wörter mit ihren richtigen Genera in ihr Heft übertragen. Als Extra-Aufgabe können sie anschließend auch die passende Pluralform aus dem (Kompakt-)Wörterbuch heraussuchen und im Heft ergänzen.
Um das Nachschlagen im Wörterbuch einmal anders zu üben, kann man ein Wörterrätsel ausprobieren. Hier ein Beispiel mit Wörtern rund um den Winter:
Die Schülerinnen und Schüler suchen „umgekehrt“, d. h. nicht nach einem vorgegebenen Wort, sondern die Lehrperson gibt das Thema (z. B. „Winter“) und pro Wort die Wörterbuch-Seite, -Spalte und Reihenfolge an (z. B. S. 202, Sp. 1, 23. Wort im ersten (vollständigen) Nest). Die Schülerinnen und Schüler müssen herausfinden, um welches Wort zum Thema Winter es sich handelt (Lösung: „eislaufen“). Die Anfangsbuchstaben aller richtig erratenen Wörter ergeben, hintereinander gelesen, ein Lösungswort.
Beispielwörter: Weihnachten, Illumination, Nebelreißen, Tee, Eisblume, rodeln, Sternspritzer, Prosit, Orangeat, Rumkugel, Tourengeher; Lösungswort: „W – I – N – T – E – R – S – P – O – R – T“.
Christiane Pabst
Chefredakteurin des Österreichischen Wörterbuchs
© Whirlphoto
Die Klasse wird in drei Gruppen geteilt. Jede arbeitet an einem Gedicht in einer österreichischen Mundart (Vorschläge unten). Die Schüler*innen versuchen, die Gedichte zu verstehen, markieren auffällige Wörter und schlagen diese im ÖWB nach. Zwei Kategorien entstehen:
K2-Wörter werden daraufhin analysiert, wie sich die Lautung im Standard von der Mundart unterscheidet (z. B. heast → hörst: ea
→ ör). Die Schüler*innen leiten ab, welche „Umlautungsgesetze“ für den jeweiligen Dialekt gelten und ob Bedeutungsunterschiede bestehen.
K1-Wörter werden wie ÖWB-Artikel für ein kleines Mundartwörterbuch aufbereitet. Die Gruppen präsentieren ihre Ergebnisse und vergleichen abschließend die „Umlautungsgesetze“ der verschiedenen Dialekte.
Vorschläge: Dialektgedichte
H.C.Artmann: heit bin e ned munta wuan. -> Wiener Mundart
Moritz Schadek: Der große Wunsch. -> Waldviertler Mundart
Angelika Polak-Pollhammer: d silberdischtl von letschtn jahr. Und/oder Dies.: bisch uane und alle -> Tiroler Mundart (Imst)
Ab Herbst 2025 treten neue Regeln für die deutsche Rechtschreibung in Kraft. Die aktualisierte 44. Ausgabe des Österreichischen Wörterbuchs ist ideal darauf abgestimmt und enthält sämtliche Änderungen.