Es gibt viele Möglichkeiten, Schüler*innen im Schulalltag mitgestalten zu lassen. Hier stellen engagierte Personen drei konkret umsetzbare Methoden vor und viele Lehrkräfte teilen ihre Erfahrungen.
Dieser Artikel ist Teil des öbv-Whitepapers „Partizipation in der Schule“.
Schüler*innen diskutieren wöchentlich in einem demokratischen Forum über selbstgewählte Themen rund um ihr Zusammenleben in der Klasse.
Alter: ab ca. 8 Jahren (zuvor Heranführen möglich)
Dauer: 30 Minuten (wöchentlich)
Raumbedarf/Material: Sesselkreis, evtl. Rollenkarten
Nutzen: bessere Klassengemeinschaft, Kommunikations- und Sozialkompetenz, Demokratiebildung
Vorbereitung:
So geht’s:
Tipps:
Gregor Ruttner-Vicht setzt als Freizeit- und Theaterpädagoge Workshops zu Demokratiebildung und Theaterpädagogik mit Kindern und Jugendlichen in ganz Europa um.
Fotocredit: Andrea Zehetner
Die soziokratische Wahl ist eine demokratische Methode, um Klassensprecher*innen nicht durch eine Mehrheitswahl, sondern durch eine transparente und wertschätzende Wahl zu bestimmen.
Nutzen: Entscheidungsfindung auf Augenhöhe, gestärkte Klassengemeinschaft, soziale und kommunikative Kompetenzen, Verantwortungsübernahme, praktische Demokratiebildung
Vorbereitung:
So geht’s:
Tipps:
Nicht so viele Unterrichtseinheiten zur Verfügung? Das Sprechen im Kreis, die Meinungsrunden und das Hören und Integrieren der Einwände braucht auf jeden Fall mehr Zeit als reines Abstimmen. Du kennst deine Schüler*innen am besten und weißt, wie viel Kultur- und Wertearbeit ihr schon etabliert habt. Achte jedenfalls darauf, dass du den Prozess nicht aus Zeitgründen abbrechen musst und damit in die Falle der Scheinbeteiligung tapst. Falls du weniger Zeit hast, könnt ihr zumindest die Rollenbeschreibung gut ausformulieren. Du kannst dich orientieren an Erfahrungsberichten von Lehrkräften, die den Wahlprozess individuell angepasst haben.
Mehr Infos: www.levelupdemocracy.com
Lisa Praeg ist Gründerin des Büros für Kollaborationskultur. Sie initiiert und begleitet Beteiligungsprozesse, politische Bildungsprojekte und soziale Innovationen. (www.kollaborationskultur.com)
Fotocredits: Max Lichtenberg
Abwandlung basierend auf dem
von Maike Plath
Schüler*innen dürfen sich im Unterricht eine Auszeit oder Raum zum eigenständigen Arbeiten nehmen und von der Lehrkraft Klarheit, Verantwortung oder ein anderes Tempo einfordern.
Alter: ab der Volksschule möglich
Dauer: im Rahmen des normalen Unterrichts, kein extra Zeitbedarf
Raumbedarf/Material: Veto-Kärtchen in Klassenstärke
Nutzen: Unterricht auf Augenhöhe, Einüben von Selbstverantwortung, Lernen nach eigenen Bedürfnissen, intrinsische Motivation
Vorbereitung:
So geht’s:
Tipps:
Mehr dazu: act-berlin.de; Fortbildungsanfragen an maria.lodjn@gmx.at (ab 10 Personen)
Maria Lodjn ist seit 30 Jahren Lehrerin und unterrichtet an einer Mittelschule im 20. Bezirk.
„Im Turnunterricht werden Regeln für Spiele gemeinsam erarbeitet, ausprobiert und dann wird abgestimmt, welche Regeln übernommen werden und welche verworfen werden, weil sie sich nicht
bewährt haben.“
„Ich entscheide mit den Schüler*innen gemeinsam, welche Themen im Unterricht behandelt werden.“
„Die Schüler*innen können mitentscheiden, welche Form der Leistungskontrollen (abgesehen von den gesetzlich vorgeschriebenen) sie für die Beobachtungsnote erbringen müssen.“
„Schüler*innen treffen sich regelmäßig im, Schulparlament‘. Sie bringen Probleme ein, diskutieren sie, entwickeln Lösungsvorschläge und handeln mit der Schulführung Entscheidungsprozesse aus.“
„Bei uns gibt es eine gemeinsame Terminfindung für Tests.“
„Seit der 1. Klasse haben die Kinder in meinen Klassen Mitbestimmungsrechte: über Klassenregeln, Unterricht, Lehrausgänge usw. Alles, was ihnen ein Anliegen ist, wird im regelmäßigen Klassenrat besprochen.“
„Kinder sollten mehr Verantwortung für Instandhaltung übernehmen und in die Gestaltung ihres unmittelbaren Umfeldes eingebunden sein. Das beginnt schon bei Reinigung und Reparatur von Spielen. Sie sollten bei Anschaffungen für die Klasse eine beratende Funktion haben.“
„Ich leite die Schulbibliothek und seit letztem Schuljahr gibt es eine unverbindliche Übung: Die Schüler*innen dürfen dabei über einen Teil des Budgets verfügen, Schwachstellen im Mediensortiment benennen und Vorschläge machen, was wir anschaffen. So haben wir etwa ein gut sortiertes Manga-Regal aufgebaut. Der nächste Wunsch ist, mehr Jugendliteratur mit diversen und queeren Protagonisten anzuschaffen.“
„Wir haben eine schulinterne Online-Plattform, um anonymisiert Vorschläge abzugeben und darüber abzustimmen. Die Vorschläge werden dann im Schulgemeinschaftsausschuss besprochen.“
„Ich könnte mir vorstellen, dass eine eingeschulte Gruppe auch bei der Auswahl des Schul-Mittagessens mitarbeiten kann.“
„Am besten ist das Beispiel Wandertag: Ich lasse die Schüler*innen Vorschläge machen. Dann besprechen wir die Vorteile des einen oder anderen Ziels. Oder ich bringe selbst Ideen ein. Am Ende entscheidet dann die Mehrheit.“
„Was bei uns sehr gut funktioniert hat: Schüler*innen aus der 7.–10. Schulstufe durften entscheiden, wo sie in der Schule einen Veränderungsprozess wollen. Sie haben sich für die Renovierung der Toiletten entschieden. Das fand die Schulleitung erst uninspirierend, es hat dann aber dazu geführt, dass die Jugendlichen sehr engagiert waren.“
(Zitate aus der öbv-Lehrkräfteumfrage 2024/25)
Dieser Artikel ist Teil des öbv-Whitepapers „Partizipation in der Schule“.