Wie würde die Schule von morgen aussehen, wenn die Jugend von heute sie gestaltet? Dieses Zukunftsbild zeichnet im Gespräch Sophie Helm, AHS-Sprecherin der Bundesschüler*innenvertretung.
Dieser Artikel ist Teil des öbv-Whitepapers „Partizipation in der Schule“.
Es ist ein Morgen in der Zukunft. Du betrittst die Schule. Was nimmst du wahr?
Helm: Einen Raum voller Leben. Die Sonne strahlt durch große Fenster, Pflanzen stehen auf den Fensterbänken, an den Wänden hängen kreative Kunstwerke. Man merkt die positive Stimmung im Raum. Es wird viel miteinander geredet und gelacht. Die Schule ist ein Ort, an den Schüler*innen gerne kommen, an dem alle mit ihren individuellen Stärken, Interessen und Talenten gefördert werden. Man fühlt sich gesehen, ernst genommen und unterstützt. Und es werden Inhalte vermittelt, die wirklich zukunftsrelevant sind.
Wie sieht ein typischer Schultag aus?
Helm: Er beginnt flexibel – es gibt Gleitzeiten für den Unterrichtsbeginn am Morgen. Projektorientiertes, selbstbestimmtes Lernen steht im Vordergrund. Zwischen den Unterrichtseinheiten gibt es ausreichend Pausen sowie flexible Zeitfenster, um sich zu bewegen, kreativ zu sein und individuellen Interessen und Talenten nachzugehen. Es wird Wert auf Selbstinitiative gelegt, damit Schüler*innen früh lernen, Verantwortung zu übernehmen und ihren Tag eigenständig zu strukturieren.
Wie funktioniert das Lernen und Lehren in dieser Schule?
Helm: Jede*r lernt gerne und mit Leichtigkeit. Das gelingt, indem auf die unterschiedlichen Lerntypen und individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen eingegangen wird. Das Verhältnis von Lehrkräften und Schüler*innen ist von gegenseitigem Respekt geprägt, es gibt regelmäßige Feedbackgespräche auf Augenhöhe. Die Meinungen der Schüler*innen werden wertgeschätzt. So ermutigen Lehrkräfte ihre Klassen, Verantwortung zu übernehmen. Ebenso bekommen Schüler*innen die Möglichkeit, vor allem den Unterricht, aber auch die Schule als Ganzes aktiv mitzugestalten. Es gibt regelmäßige Versammlungen, in denen sie Ideen und Wünsche äußern können. Veränderungen werden demokratisch beschlossen. Die gewählte Schüler*innenvertretung wird aktiv in Entscheidungsprozesse einbezogen.
Welche Rolle hat Demokratiebildung?
Helm: Indem Schüler*innen aktiv im Unterricht mitbestimmen und diskutieren, wird Respekt für unterschiedliche Meinungen gefördert. Regelmäßige Schüler*innenparlamente bieten zusätzlich den Raum, um aktuelle Themen gemeinschaftlich zu diskutieren und Entscheidungen mitzugestalten. Ergänzend dazu stärken Debattierclubs gezielt die Argumentations- und Diskussionsfähigkeiten der Schüler*innen und fördern eine reflektierte, respektvolle Streitkultur.
Wie geht es den Lehrkräften?
Helm: In dieser Schule sehen sich Lehrkräfte nicht nur als Wissensvermittler*innen, sondern auch als Mentor*innen: Sie begleiten und unterstützen Schüler*innen dort, wo sie es gerade benötigen. Sie sind in der Gestaltung ihres Unterrichts frei und selbstbewusst. Sie unterrichten genau so, wie es für sie am stimmigsten ist und wie sich die jeweilige Klasse aus ihrer Sicht bestmöglich fördern lässt. Besonders viel Wert wird auf Diskussionen und Meinungsaustausch innerhalb der Klasse gelegt. Ebenso gibt es Kreativräume für Kunst und Musik, Ruhezonen zum Entspannen, moderne Labore für Experimente und offene Lernbereiche für Gruppenarbeit, die von Lehrkräften und Schüler*innen genutzt werden können.
Wie fühlen sich Schüler*innen nach dem Abschluss?
Helm: Sie fühlen sich auf das Leben nach der Schule gut vorbereitet. Denn sie nehmen nicht nur viel Wissen, sondern auch wichtige Lebenskompetenzen mit.
Welches Wort bringt das Wesen dieser Schule auf den Punkt?
Helm: Inspirierend.
Dieser Artikel ist Teil des öbv-Whitepapers „Partizipation in der Schule“.