205 VIEL | SEITIG 5 Drei Fakten zur Literatur der griechischen und römischen Antike • Die literarischen Großformen (Epik, Lyrik, Dramatik), wie wir sie heute kennen, gehen auf die Literatur der griechischen Antike zurück. Doch nicht nur die Literatur des alten Griechenlands legte die Basis für die heutige europäische Literatur- und Kunstgeschichte. So hatte etwa auch Sokrates‘ Methode des dialogischen Hinterfragens von Annahmen und Überzeugungen einen großen Einfluss auf die moderne Philosophie, Pädagogik und Wissenschaft. • In der Antike fand mit dem 7. Jahrhundert v. Chr. ein Medienwechsel statt: mündlich vorgetragene Geschichten wurden nun schriftlich festgehalten. Man wechselte also von der Mündlichkeit zur Schriftlichkeit. • Die griechische Literaturgeschichte umfasst eine Zeitspanne von 1.400 Jahren. Gattungen: Entstehung, Vertreterinnen/Vertreter und Textsorten Epik • Die ersten Epen, also erzählende Literatur, sind Heldendichtungen. Diese haben eine strenge äußere Versform. Die erzählende Prosa in ungebundener Sprache – das heutige Verständnis der Großgattung Epik – entsteht erst viel später, etwa um 1600. • Die verschriftlichten Verse werden mündlich vorgetragen. Bei diesen Vorstellungen können die Sänger improvisieren und Wörter ersetzen, sofern der Rhythmus eingehalten wird. Die Verse der Heldendichtungen bestehen daher aus Konstanten und Variablen. • Das Epos setzt sich oft aus zwei Erzählsträngen zusammen: Im Haupterzählstrang wird von den Erlebnissen des Helden erzählt. Im Nebenstrang werden zusätzliche Informationen gegeben. Beispielsweise handelt die Haupterzählung in Homers Odyssee von Odysseus‘ zehn Jahre andauernder Irrfahrt. Im Nebenstrang wird von den Geschehnissen auf seiner Heimatinsel Ithaka berichtet. • In den Heldendichtungen werden Heldentaten und die damit errungene Ehre gepriesen. Die Epen erzählen von der Vergangenheit, sind dabei aber nicht als erzählende Geschichtsbücher zu verstehen. • Der bekannteste Ependichter der Antike ist Homer. Aus seiner Schöpfung stammen die epischen Gedichte Ilias und Odyssee. In der Ilias geht es um die Belagerung und anschließende Eroberung Trojas durch die Griechen. Die Odyssee schließt an die Ilias an und erzählt von Odysseus‘ Abfahrt von Troja bis zur Heimkehr nach Ithaka. • Das wichtigste Epos in lateinischer Sprache stammt von Vergil. Die Aeneis erzählt den Gründungsmythos der Stadt Rom. Lyrik • Zwischen ca. 650 bis 450 v. Chr. gibt es vermehrt gesungene und musikalisch untermalte, dichterische Schöpfungen. • Der antike Lyrik-Begriff unterscheidet sich vom heutigen insofern, dass die Lyrik des Altertums gesungen wird. Dieser dichterische Gesang (griech. mélos) wird von dem Saiteninstrument Lyra begleitet. • Charakteristisch für die Lyrik der Antike ist, dass Dichterinnen und Dichter erstmals auch ihre Gefühle in Gedichte einfließen lassen. • In der Antike wird die Lyrik meist bei Festen, Symposien und rituellen Veranstaltungen (wie Begräbnis oder Hochzeit) vorgetragen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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