viel|seitig 5, Schulbuch [Prüfauflage]

130 VIEL | SEITIG 5 Bei der Erzählung in der 3. Person Singular, also der Er- oder Sie-Form, beschreibt ein Erzähler bzw. eine Erzählerin die Erlebnisse einer anderen Figur. Der Erzähler bzw. die Erzählerin kann Teil des Geschehens sein oder auch außerhalb der fiktiven Welt stehen, vermittelt aber stets zwischen Geschehnis und lesendem Publikum. Mit dieser Erzählform wird größere Distanz zum fiktiv Erlebten hergestellt. Beispiel Sie wollte eben die Tür schließen, als ihr gerade noch rechtzeitig einfiel, dass sie den Schlüssel vergessen hatte. In der Lyrik spricht man nicht von einem Erzähler oder einer Erzählerin, sondern von einem Sprecher bzw. einer Sprecherin. Drückt dieser/diese Gedanken, Gefühle und Beobachtungen in Ich-Form aus, kann man von einem lyrischen Ich sprechen. Erzählverhalten In epischen Texten gibt es einen Erzähler oder eine Erzählerin, der oder die in verschiedenen Funktionen innerhalb des Textes auftauchen kann. Dies ist auch die wesentliche Unterscheidung zur Autorin bzw. zum Autor, der immer außerhalb eines Textes steht. Wie der Erzähler oder die Erzählerin auf ein Geschehen blickt und wie viel er oder sie weiß, legt die Erzählperspektive eines Textes fest. Kennt der Erzähler oder die Erzählerin die Psyche und das Empfinden einer Figur, handelt es sich um eine Innensicht. Bei der Außensicht kennt der Erzähler oder die Erzählerin die Gefühle und Gedanken der Figur(en) nicht und nimmt das Geschehen eben nur von außen wahr. Wie sich der Erzähler oder die Erzählerin zur Handlung verhält, wird als Erzählverhalten bezeichnet. Grundsätzlich kann in einem Text auf unterschiedliche Weise erzählt werden. Es lassen sich drei Kategorien definieren: personales, auktoriales und neutrales Erzählverhalten. Erzählverhalten Beschreibung Perspektive Beispiel personal Eine Geschichte wird von jemandem erzählt, der/die ein eingeschränktes Wissen hat bzw. nur so viel wie die Figur weiß, von der er oder sie erzählt. Teil der fiktiven Welt, Innensicht Ophelia wollte die Tür schließen, als ihr gerade noch rechtzeitig einfiel, dass sie den Schlüssel im Haus vergessen hatte. auktorial Bei dieser Art wird das Geschehen kommentiert und bewertet, da der Erzähler bzw. die Erzählerin mehr weiß, als die Figur selbst. nicht Teil der fiktiven Welt, Außensicht Ophelia schloss die Tür, ohne zu wissen, dass sie den Schlüssel im Haus vergessen hatte. Sie würde es erst einige Stunden später merken, sehr zum Ärgernis ihrer Mutter. neutral Der neutrale Erzähler bzw. die neutrale Erzählerin bleibt objektiv und kommentiert das Geschehen nicht. nicht Teil der fiktiven Welt, Außensicht Die Tür war verschlossen und Ophelia hatte keinen Schlüssel dabei. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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