102 VIEL | SEITIG 5 Sandra Wachter ist eine der führenden Forscher*innen im Bereich Internet und künstliche Intelligenz. Im Interview erklärt die Alumna der Rechtswissenschaften, die seit Kurzem Professorin am Oxford Internet Institute ist, warum es so wichtig ist, hinter die Entscheidungen von Algorithmen zu blicken. [...] Sandra Wachter: Wir beschäftigen uns etwa mit Internetregulierung, Plattformregulierung, Fake News, Deep Fakes oder Robotics. Mein Fokus liegt aktuell auf künstlicher , ich schaue mir an, wie unser Leben verändern, auf positive wie auf negative Weise. Einer meiner Schwerpunkte ist der Daten . […] Ich möchte sozusagen die Geheimnisse ein Stück weit lüften, die ein Algorithmus über uns lernen kann, ohne dass uns das so richtig bewusst ist. Rudolphina: Können Sie ein Beispiel nennen? Sandra Wachter: […] Aufgrund von Daten, etwa darüber, welches Auto man fährt, welche Schuhe man trägt oder ob man sonntags gerne Eis isst, kann der Algorithmus bestimmte über uns treffen – etwa ob jemand eine Frau ist, ob jemand schwarz ist oder einer bestimmten Religion angehört. […] Man hinterlässt die ganze Zeit im Internet […] Algorithmen treffen oft sehr wichtige Entscheidungen über uns, etwa ob jemand ins Gefängnis gehen muss, ob jemand ein Darlehen bekommt, befördert oder entlassen wird. Und da diese Algorithmen meist sehr komplex und undurchsichtig sind, interessiere ich mich für die Frage, wie man sie erklärbar gestalten kann. […] Und ein weiterer Fokus hat mit Gerechtigkeit, Fairness und Diversität zu tun – wir können schließlich nur die Daten sammeln, die schon entstanden sind. Und da es relativ wenige Bereiche gibt, die nicht von Sexismus, Rassismus, Heterosexismus etc. geprägt sind, muss man sich im Klaren sein, dass die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Algorithmus unfair ist, sehr hoch ist. […] Rudolphina: Sie sagen, wir werden eigentlich alle im Internet diskriminiert, ohne es zu merken, inwiefern? Und was ist der Unterschied zwischen im Internet und im analogen Leben? Sandra Wachter: In der analogen Welt bekommen von Diskriminierung Betroffene das in der Versteckte Influencer: Algorithmen beeinflussen unser Leben. Regel mit und können sich zur Wehr setzen. – Algorithmen machen das hinter unserem . Wenn ich mich etwa auf Jobsuche begebe, ist ab dem Zeitpunkt, wo ich den Browser öffne, bereits klar, wer ich bin – im Sinne meiner geschlechtlichen Identität, meiner sexuellen Orientierung, meiner ethnischen Zugehörigkeit, meiner Religion, meines Alters oder einer etwaigen Behinderung. Das bedeutet, mir wird nicht ungefiltert jeder Job angezeigt, sondern der Algorithmus sucht aus, was ich sehen soll. […] Rudolphina: Haben Sie ein paar Tipps für unsere Leser*innen? , die man im Internet leicht vermeiden kann? Sandra Wachter: Wichtig ist zu verstehen, wie wertvoll unsere privaten Daten sind. […] Oft gibt es Alternativen, man kann etwa Browser nutzen, die privatsphärenfreundlicher sind, z. B. Firefox, man könnte andere Suchmaschinen nutzen, wie DuckDuckGo, wo nicht so nachvollziehbar ist, was man im Internet macht. […] Das ist nicht Freiheit. Freiheit heißt, ich gehe hinaus, wie immer ich möchte, und ich werde in Ruhe gelassen. Mein Anliegen wäre, dass ich mich nicht ständig im Internet schützen muss – das heißt für mich , Gerechtigkeit und Demokratie. Rudolphina: Danke für das Gespräch! https://rudolphina.univie.ac.at/internetforschung-wie-algorithmen-unser-leben-veraendern (abgerufen am 11.09.2024) 1 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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