Zeitbilder 5/6, Arbeitsheft

59 Österreich von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie 6 Der Ministerpräsident des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg (Stand 2023), Winfried Kretschmann, hielt im Jahre 1968 als Maturant die Abschiedsrede an seiner Schule. Er sah die damals mangelnde Möglichkeit der demokratischen Mitgestaltung kritisch: Die Schule ist (…) in ihrer Grundtendenz obrigkeitsstaatlichem Denken verhaftet, was für die Leute, die sie besuchen, natürlich Folgen haben muss, da sie sich ja fast bis zum 20. Lebensjahr den größten Teil ihrer Zeit in ihr aufhalten. Denn auch eine politische Prägung vollzieht sich zum großen Teil in der Jugend, genau wie jede andere Prägung der Persönlichkeit auch. Ich möchte Ihnen ein kleines Beispiel nennen, die Verteilung der Betragensnote 1 und 2. Ganz abgesehen davon, dass Sie als Schüler nie erfahren, warum Sie die oder jene Betragensnote erhalten (…), ist die Verteilung des Prädikats „Sehr gutes Betragen“ irgendwie symptomatisch für unser Schulsystem. Sehr gut beträgt sich der, der nicht unangenehm auffällt, der, bildlich gesprochen, schön brav die Händchen auf den Tisch legt, der nichts tut, was den Lehrer irgendwie ärgern könnte, der gehorsam und brav all das tut, was Schulordnung und Lehrer von ihm verlangen, und der im Übrigen fleißig und aufmerksam ist. (…) Sicherlich wird vieles schwieriger und komplizierter werden, wenn wir die Schule demokratisieren. Kompliziertheit, Langwierigkeit im Fassen von Beschlüssen und oftmals schlechtes Funktionieren sind allgemein bekannte Symptome der Demokratie. Das hat aber die meisten Völker nicht davon abgehalten, sie in irgendeiner Form doch zu praktizieren. Denn Demokratie ist in erster Linie eine Sache der Menschenwürde, das heißt, sie gewährt mir als Mensch und Individuum eine freie Entfaltung meiner Persönlichkeit und tastet mich in meiner personalen Würde nicht an. (…) Deshalb dürfen wir nicht länger zögern, sie in der Schule endlich einzuführen. Keine Scheindemokratie, in der die Initiative der Schüler darauf beschränkt bleibt, dafür zu sorgen, dass keine Papierschnitzel auf dem Schulhof herumliegen (…). Wenn man dem Schüler echte Mitbestimmung in den wichtigsten Fragen des Schullebens gibt (…), wird er auch echte Mitverantwortung zeigen. (…) (O.V.: Das Wort zum Abi. In: Die Zeit, Nr. 33 vom 7.8.2014, S. 55) M3 1. Definiere mithilfe von M1 Aufgaben des SGA und nenne jeweils ein Beispiel an deiner Schule dafür. (Politische Sachkompetenz) Schülerinnen und Schüler: Lehrerinnen und Lehrer: Eltern bzw. Erziehungsberechtigte: 2. Nenne die Aufgaben und Funktionen der Schulleiterin/des Schulleiters im SGA (M1). (Politische Sachkompetenz) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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