Zeitbilder 5, Schulbuch

Allgemeines Der Begriff Migration bezeichnet Wanderungen (lat. migrare = wandern) von Menschengruppen oder Einzelpersonen, die ihren Wohnsitz dauerhaft verlegen. Man kann zwischen Einwanderung, Auswanderung oder Binnenwanderung unterscheiden. Migration gibt es, seit die Menschheit existiert, aber mit der Globalisierung hat sie stark zugenommen. Migration betrifft nicht nur die wandernden Menschen selbst, sondern hat auch Auswirkungen auf die Gesellschaften, zwischen denen sich die Menschen als Aus- oder Einwandernde bewegen. Menschen, die migrieren, beeinflussen mit ihren Sitten und Bräuchen, ihrer Sprache, ihrer Religion die Gesellschaft und Kultur in ihrer neuen Heimat. So wurden bestehende Gesellschaften seit alters her durch Wanderungen verändert, zerstört oder neu geschaffen. Migration – bis in die Gegenwart Die großen „Völkerwanderungen“ aus dem Osten und Nordosten brachten das Römische Reich und die Kultur der Spätantike zum Einsturz. Insgesamt waren wahrscheinlich nur wenige hunderttausend Menschen unterwegs – und das in einem Zeitraum von etwa dreihundert Jahren. Dagegen wanderten zwischen 1815 und 1930 mehr als 50 Mio. Menschen aus Europa nach Übersee aus. Ca. 40 Mio. fanden in den USA eine neue Heimat. Darunter waren auch Zehntausende aus Österreich. Besonders aus dem Burgenland emigrierten in den 1920er Jahren zahlreiche Menschen. Wirtschaftliche und politische Gründe waren dafür maßgeblich. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg waren Millionen Menschen auf der Flucht bzw. wurden vertrieben. Allein in Österreich fanden nach Kriegsende rund 350.000 Flüchtlinge und Vertriebene eine bleibende Aufnahme. Mindestens 5 Mio. Menschen verloren durch die Kriege und „ethnischen Säuberungen“ rund um den Zerfall Jugoslawiens zwischen 1989 und 1998 ihre Heimat. Sie flüchteten meist nach Mittel- und Westeuropa. Diese Flüchtlingsbewegungen verliefen in den europäischen Aufnahmeländern friedlich. Lediglich in den USA wurde die indigene Bevölkerung bis in das späte 19. Jh. hinein oftmals mit Gewalt verdrängt. Aufgrund des Angriffs Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 flohen etwa 15 Millionen Menschen: 8 Mio. innerhalb der Ukraine, ca. 7 Mio. in westliche Nachbarländer. Migration und Österreich Jahr für Jahr wandern Menschen nach Österreich ein. Im Jahr 2021 zogen 154 200 Personen aus dem Ausland nach Österreich – davon waren 85 600 Angehörige von EU-Staaten – während 101700 Personen Österreich verließen (vgl. Statistik Austria, Migration & Integration 2022, S. 32). Die „Bevölkerung mit Migrationshintergrund“ betrug im Durchschnitt des Jahres 2021 rund 2,24 Mio. Menschen; das waren ca. 25 Prozent der damals rund 8,9 Mio. Einwohner/innen. Davon wurden ca. 1,64 Mio. im Ausland geboren („erste Zuwanderungsgeneration“). Zur „zweiten Generation“ zählen Menschen (ca. 650000), deren Eltern im Ausland geboren wurden. 35,4% der Bevölkerung mit Migrationshintergrund besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft, 64,6% sind ausländische Staatsangehörige („Ausländer/innen“) – entweder aus EU-Staaten oder aus Drittstaaten (vgl. Statistik Austria: Migration & Integration 2022, S. 22; gek. u. vereinf. d. d. A.). Anteil ausländischer Staatsangehöriger in Österreich 1961–2021 25 Bevölkerung – Dargestellt werden die 20 zahlenmäßig größten Nationalitäten. 12 Q: STATISTIK AUSTRIA, Statistik des Bevölkerungsstandes, Bevölkerungprognose 2020. – Bevölkerung im Jahresdurchschnitt. Bevölkerungsentwickung und -prognose Österreichs 1975–2075 nach ausgewählten Prognosevarianten Entwickung des Ausländer:innenanteils in Österreich 1961–2021 10 Q: STATISTIK AUSTRIA, Statistik des Bevölkerungsstandes. – Bevölkerung im Jahresdurchschnitt. nach Staatsangehörigkeit -24 543 2021 2010 1970 1961 1980 1990 2000 ab 2021 Prognosewerte Mio. Einwohner Hauptszenario Hauptvariante ohne Wanderung Hohe Wanderungsvariante Niedrige Wanderungsvariante 6 7 8 9 10 11 12 2075 2070 2065 2060 2055 2050 2045 2040 2035 2030 2025 2020 2015 2010 2005 2000 1995 1990 1985 1980 1975 1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 2021 Ausländische Staatsangehörige insgesamt: 52,8% 5% 10% 15% 20% 76 816 113 067 % 20% 40% 60% 80% 100% 90,7% 74,4% 61,7% 61,1% 59,5% 58,1% 56,3% 55,1% 52,8% 52,3% 51,7% 51% 49,7% 48,2% 46,7% 46,1% 45,8% 44,5% 41,8% 38,8% Statistik Austria: migration&integration 2022, S. 25.; Ausländische Staatsangehörige in Österreich im Jahresdurchschnitt Im Jahr 1961 lebten in Österreich knapp über 100 000 ausländische Staatsangehörige (1,4 % der Gesamtbevölkerung). Bis 1974 stieg ihre Zahl auf Grund gezielter Anwerbung von Arbeitskräften (v.a. aus Ex-Jugoslawien und der Türkei) auf ca. 300 000 (4 % der Gesamtbevölkerung). In den frühen 1990er Jahren kam es zu einer neuerlich starken Zuwanderung (über 8 % ausländische Staatsangehörige; v. a. aufgrund der Kriege im ehemaligen Jugoslawien). Seit Beginn der 2010er-Jahre ist ein erneuter Anstieg der ausländischen Bevölkerung zu beobachten, anfangs aufgrund verstärkter Zuwanderung aus den Staaten der EU, in den Jahren 2015 und 2016 durch verstärkte Asylmigration. Am 1.1.2022 lebten knapp 1,6 Mio. ausländische Staatsangehörige (das sind Personen, die keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen) in Österreich (17.7 % der Gesamtbevölkerung). Präzisiere die Grafik zeichnerisch hinsichtlich der Prozent- und Jahreszahlangaben anhand der Legende. Erläutere die auffallenden Veränderungen. Die Zuwanderung wird für die Bevölkerungsentwicklung bestimmend bleiben. Bei ähnlichen Wanderungs- und Geburtenniveaus könnte Österreichs Bevölkerung bis zum Jahr 2050 auf 9,6 Mio. wachsen; ohne Wanderungsgewinne würde sie auf 8,3 Mio. abnehmen. (vgl. Statistik Austria, a. a. O., S. 24; vereinf.) 2. Migration – Herausforderung und Bereicherung 78 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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