liche Missionierung der keltischen Landbevölkerung erschwert. Der Einfall der Awaren und Slawen bereitete jedoch dem Christentum, zumindest im heutigen Ost- und Südösterreich, ein Ende. In diesen Gegenden wurde im 8. Jh. mit bayerischer und fränkischer Unterstützung erneut missioniert. 1.2 Was blieb von der antiken Welt? Natürlich lernten die Germanen in ihrer jahrhundertelangen Nachbarschaft zum Römischen Reich dessen vielfältige Errungenschaften kennen und schätzen. Sie zerstörten daher die vorgefundene Ordnung des Römischen Reiches bei weitem nicht vollständig. Im kirchlichen Bereich, in Sprache und Recht Die wichtigste Einrichtung, welche antike Errungenschaften überlieferte, war die Kirche. Sie trug in vielen Bereichen maßgeblich zur Kontinuität zwischen antiker und mittelalterlicher Welt bei. Dadurch, dass zunächst viele ihrer Bischöfe aus dem römischen Adel hervorgegangen waren, lehnte man sich in Kleidung, Insignien und liturgischem Zeremoniell an Vorbilder der aristokratischen römischen Welt an. Gleichfalls wurden durch sie die antike Bildung und Gelehrsamkeit weitergetragen. Die junge Kirche übernahm in vielem die Verwaltungspraxis des spätantiken Reiches, z. B. mit der Einteilung der kirchlichen Verwaltungssprengel: Stadt und Umland blieben als Verwaltungseinheiten in den kirchlichen Bistümern (= Diözesen) bestehen. Und natürlich pflegte sie die lateinische Sprache, die noch heute in der katholischen Kirche Verwendung findet. Während die Sprache der Römer, das Lateinische, die Grundlage der so genannten romanischen Sprachen bildet, ist das römische Recht Ursprung fast aller europäischer und auch einiger überseeischer Rechtsordnungen. Im wirtschaftlichen Bereich Die Germanen veränderten die Eigentumsverhältnisse in den von ihnen besiedelten Gebieten des Römischen Reiches nicht grundsätzlich. Ehemals kaiserlicher Großgrundbesitz wurde zu Königsbesitz. Die Kirche behielt ihr Land ebenso wie die römischen Großgrundbesitzer. Dort, wo diese verdrängt und vertrieben wurden, führten hochrangige Germanen den Grundbesitz weiter. Zur Bearbeitung der Güter wurden wie im Römischen Reich Sklavinnen und Sklaven, aber auch unfreie Bäuerinnen und Bauern herangezogen. Dort, wo sich die romanische Bevölkerung halten konnte, überlieferte diese den Germanen und später den Slawen wichtige Techniken, wie die Salzgewinnung, den Weinbau oder die Bienenzucht. Städte überleben In den zentralen Gebieten des Reiches (Italien, Griechenland) hatten die Städte die Jahrhunderte der Spätantike überlebt. In Mitteleuropa und im europäischen Westen hingegen blieb die Siedlungskontinuität nur in wenigen Gebieten erhalten. Die handwerklichen Produktionen, die in der Spätantike vorwiegend in Städten angesiedelt waren, wurden in zunehmendem Maße in die Guts- und Bauernhöfe verlagert. Damit verloren die noch verbliebenen Städte gegenüber dem Land an Bedeutung. Die Stadtkultur erlangte in unserem Bereich erst wieder im Hoch- und Spätmittelalter einen neuen Aufschwung (vgl. Längsschnitt Stadt, S. 136 ff.). Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe mit Hilfe der Karte den Verlauf der Völkerwanderungen und arbeite die Ergebnisse in chronologischer Reihenfolge in eine Tabelle ein (Herkunftsgebiete der Stämme und Völker sowie ihr neues Siedlungsgebiet). 2. Vergleiche die Umgestaltung der antiken Welt mit der Umgestaltung der Welt im 20. Jh. (Verlagerung des Schwerpunktes vom Land in die Städte, von Europa nach Amerika und China). Suche Parallelen, finde auch Unterschiede. Asowsches Meer Schwarzes Meer Jüten Angeln Sachsen Westgoten Westgoten Hunnen Hunnen Ostgoten Ostgoten Goten Westgoten 150-200 375 451 um 450 um 400 439 470 418 410 Sueben Franken Burgunder Langobarden 411 455 250 443 436 455 451 410 Vandalen Atlantischer Ozean 370 568774 Die „Völkerwanderungen“ vom 3. bis 5. Jh. n. Chr. Das Mittelalter – eine 1000-jährige Epoche 77 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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