Auf dieser Doppelseite beschäftigst du dich mit weiteren „geschichtskulturellen Produkten“ (vgl. auch S. 36/37). Seit Beginn des 21. Jh. ist das Internet als Informationsquelle auch für jene Menschen immer wichtiger geworden, die an der Vergangenheit bzw. an der Geschichte interessiert sind. Die Qualität der Informationen, die geschichtskulturelle Produkte über die Vergangenheit liefern, ist sehr unterschiedlich und hängt sowohl von der Quelle als auch vom Medium ab. Nicht jedes Medium, das ein geschichtliches Thema aufgreift, verfolgt damit nämlich das Ziel, wissenschaftlich genau darüber zu berichten. Längst haben die Werbung (siehe M6) und die Computerspielindustrie (z.B. mit der Caesar-Spieleserie) die Vergangenheit bzw. Geschichte als interessanten Markt entdeckt. Auch der Tourismus profitiert bis heute von gut aufbereiteten Ausgrabungen und steinernen Denkmäler der Antike. Die geschichtskulturellen Produkte, die sie erzeugen, zielen fast nie auf genaue Rekonstruktion der Vergangenheit ab, sondern wollen z.B. unterhalten, Interesse wecken u.Ä. M1 Pont du Gard: Der Pont du Gard ist eine römische Aquäduktbrücke im Süden Frankreichs, erbaut im 1. Jh. n. Chr. Sie wurde bis ins 18. Jh. als Straßenbrücke genutzt und 1986 in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen. M2 Der römische Politiker Frontinus schrieb als Oberaufseher (von 97 bis 103) über die römischen Wasserleitungen: Bis zum Jahr 312 v. Chr. gaben sich die Römer mit jenem Wasser zufrieden, das sie aus dem Tiberfluss, den Schöpfbrunnen und umliegenden Quellen entnehmen konnten. In diesem Jahr bauten sie die erste von 10 Wasserleitungen. Sie war fast 17 Kilometer lang und verlief fast zur Gänze unterirdisch. Die letzte der 10 Wasserleitungen wurde im Jahr 52 vollendet. Sie war mit 87 Kilometer die längste: 73 Kilometer verliefen unterirdisch, der Rest oberirdisch.Um Täler zu überwinden, wurden großartige Bogenbrücken angelegt (insgesamt 10 Kilometer), die bis zu 32 Meter hoch waren. M1 M3 22. Einblicke in die römische Antike – materiell, virtuell und interaktiv In Klärbecken wurde das Wasser gereinigt und dann in unterschiedlich dicken Rohren bis zu den Letztverbrauchern geleitet. Knapp 400 000 m3 Wasser wurden täglich über 247 Wasserbehälter an kaiserliche Gebäude, private Haushalte, öffentliche Brunnen und Wasserkünste in der Stadt verteilt. Privatleute durften nur eine vom Kaiser festgesetzte Menge Wassers verbrauchen und mussten dafür auch Steuern zahlen. Etwa 700 kaiserliche Sklaven sorgten für die Beaufsichtigung und Erhaltung dieser Wasserleitungen. Doch immer wieder gab es Betrügereien, wenn Leute z. B. die öffentlichen Rohrleitungen anzapften und in die privaten Haushalte leiteten. Im Jahr 9 v.Chr. wurde ein strenges Gesetz beschlossen: „Jeder soll dazu verurteilt sein, dem römischen Volk 100 000 Sesterzen zu zahlen, der [...] wissentlich und in böser Absicht die in Richtung Stadt führenden Kanäle, Leitungsrinnen, Gewölbegänge, Blei- und Tonrohrleitungen, ferner die Wasserbehälter und Brunnenbecken der öffentlichen Wasserleitungen aufbohrt und durchbricht [...] oder sie sonst wie beschädigt [...].“ Auch auf die Reinheit des Wassers wurde großer Wert gelegt: „Niemand soll das Wasser, dort wo es öffentlich fließt, in böswilliger Absicht verunreinigen. Wenn es jemand verunreinigt, dann soll die Geldbuße 10 000 Sesterzen betragen.” [Sesterz: römische Münze; Jahresgehalt eines Lehrers: 600–700 Sesterzen; Jahresgehalt eines Hauptmanns (Zenturios): 15 000 Sesterzen; durchschnittlicher Sklavenpreis: 2 000 Sesterzen.] (gekürzt u. zusammengefasst nach: Frontinus, Wasser für Rom, Übers. Hainzmann, Artemis-Verlag, Zürich/München, 1979) M3 Homepage der „Römerstadt Carnuntum“, www.carnuntum.at/ Rekonstruktion des Heidentors von Carnuntum. M3 62 Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz Geschichtskulturelle Produkte als Orte des historischen Erzählens erkennen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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