Zeitbilder 5, Schulbuch

12. Rom – vom Dorf zum Weltreich Die Eroberung der Apenninenhalbinsel Jahrhundertelang hatten die Römer ihr Herrschaftsgebiet kaum erweitert: Erst gegen Ende des 5. Jh. v. Chr. eroberten sie das andere Tiberufer und sicherten sich anschließend ihre Vormachtstellung unter den stammesverwandten latinischen Städten. In jahrzehntelangen Kriegen drängten sie auch die Etrusker im Norden und kleinere Stämme im Süden zurück. In wirkliche Bedrängnis kamen die Römer nur im Jahre 387 v. Chr.: Die Kelten besiegten die aufstrebenden Römer vernichtend und äscherten die unbefestigte Stadt ein. Nur mit einem hohen Lösegeld konnten sie die Kelten wieder zum Abzug bewegen. Nachdem die Römer ihre Siedlung wieder aufgebaut und gleich auch mit einer Mauer umgeben hatten, wurden sie im Süden expansiv: In drei langwierigen Kriegen besiegten sie das Bergvolk der Samniten ebenso wie den Bund der Latiner, der sich mehrmals gegen die römische Schutzherrschaft erhoben hatte. Schließlich siegten die Römer auch im Krieg gegen die Griechenstädte Süditaliens. So hatten sie im Jahre 266 v. Chr. mit Ausnahme des keltischen Oberitalien die Apenninenhalbinsel unter ihre Herrschaft gebracht. „Divide et impera!“ – Teile und herrsche! Offizielles Reichsgebiet war nicht einmal ein Fünftel des Landes. Doch die Römer beherrschten Italien indirekt. Alle Stämme und Städte mussten ihre Bündnisse untereinander aufgeben und verschiedenartige Einzelverträge mit Rom eingehen. Manche Gemeinden waren den Römern rechtlich gleichgestellt, andere mussten Abgaben leisten und die so genannten Bundesgenossen (sie umfassten fast drei Viertel Italiens) verwalteten sich selbst. Allen Verträgen gemeinsam war die Verpflichtung, im Kriegsfall Truppen an die Römer abzustellen. An strategisch wichtigen Stellen in Italien errichteten die Römer Kolonien zur militärischen Absicherung (z. B. gegen die Kelten). Mit Steinen gepflasterte Straßen, die bei jeder Witterung benutzbar waren, verbanden diese militärischen Vorposten mit Rom. Sieg über Karthago – Rom beherrscht den Westen Mit der Eingliederung Süditaliens in sein Herrschaftssystem hatte Rom die Grenzen des Einflussgebietes von Karthago erreicht. Diese nordafrikanische Stadt hatte sich seit ihrer Gründung durch die Phönikier (etwa um 800 v. Chr.) die Vormachtstellung im westlichen Mittelmeer erobert. Sie war auch durch Verträge mit den Römern abgesichert: Diese durften nur mit Sizilien und Karthago selbst Handel treiben, dafür garantierten die Karthager die römische Vorherrschaft in Mittelitalien. In dieser Situation löste ein Streit um die sizilianische Stadt Messina den „Ersten Punischen Krieg“ (Punier = römische Bezeichnung für Karthager) zwischen Rom und Karthago aus. Nach mehr als zwanzig Jahren Kampf hieß der Sieger Rom (241 v. Chr.). Sizilien, später auch Sardinien und Korsika wurden römische Provinz. Während des „Ersten Punischen Krieges“ bauten die Römer erstmals eine Flotte. Die Schiffe versahen sie mit Enterhaken und Fallbrücken, um selbst Seeschlachten zur gewohnten Landschlacht umfunktionieren zu können. (Relief eines römischen Kriegsschiffs, Praeneste, o. J.) Wenige Jahrzehnte später begann in Spanien der „Zweite Punische Krieg“. Dabei gelang es dem karthagischen Feldherrn Hannibal sogar, nach der Überquerung der Alpen in Italien einzumarschieren. Mehrmals schlug er die – zahlenmäßig überlegenen – römischen Heere vernichtend. Doch am Ende siegten erst wieder die Römer in einer letzten entscheidenden Schlacht vor den Toren Karthagos (201 v. Chr.). Das Ergebnis: Spanien wurde römische Provinz. Karthago musste seine Kriegsflotte abliefern und auf alle überseeischen Gebiete verzichten. Ein halbes Jahrhundert später kam es zu einem dritten und letzten, von den Römern geschürten Vernichtungskrieg gegen Karthago. Nach dreijähriger Belagerung nahmen sie die Stadt ein, zerstörten sie völlig und schickten die 50 000 Überlebenden in die Sklaverei (146 v. Chr.). Karthago und sein Umland wurden zur Provinz Afrika. Rom siegt auch im Osten Als Abschluss jahrzehntelanger, immer wieder aufflammender Kämpfe gegen die Nachfolgestaaten Alexander des Großen zerstörten die Römer 146 v. Chr. die griechische Stadt Korinth. Griechenland wurde mit Makedonien zu einer Provinz zusammengefasst. Als der letzte König von Pergamon seinen Besitz den Römern vererbte, weiteten sie ihr Reichsgebiet schließlich auch auf Kleinasien aus (129 v. Chr. Provinz Asia). Jetzt fehlten nur noch Syrien und Ägypten, um das Mittelmeer zu umschließen. In wenig mehr als 100 Jahren hatte Rom sein Herrschaftsgebiet gigantisch erweitert. Die römische Verwaltung war aber für ein solches Riesenreich nicht gerüstet, denn sie hatte sich seit Beginn der Republik in ihrem Aufbau kaum verändert. Die Provinz – direkte Herrschaft, totale Ausbeutung In den eroberten Gebieten gingen die Römer zu einer neuen, direkten Form der Beherrschung über: Sie errichteten Provinzen. Ein ehemaliger Prätor oder Konsul übte dort als Statthalter mit Hilfe des Militärs die unumschränkte Amtsgewalt aus – ohne kontrollierenden Kollegen. 40 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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