Zeitbilder 5, Schulbuch

9. Griechische Kunst Die Entwicklung des Tempelbaus Die Kunst der frühen Griechen zeigt sich uns hauptsächlich im Tempel und seiner Ausschmückung. Der griechische Tempel hat sich aus dem altgriechischen Haus, dem Megaron, entwickelt. Im Gegensatz zur christlichen Kirche war er nur Aufstellungsort des Götterbildes, denn die Opferhandlungen fanden vor dem Tempel statt. Die Pracht dieser Gebäude wurde wesentlich durch die Zahl und Größe der Säulen bestimmt. Für kleinere Tempel verwendeten die Griechen manchmal als Stützen auch Mädchenfiguren (Koren). Die Tempel wurden am Anfang ihrer Entwicklung in einer Art Blockbauweise aus Holz errichtet. Seit dem 7. Jh. v. Chr. verwendeten die Griechen Stein. Bildhauer schmückten das Gebälk und die Giebelfelder meist kunstvoll mit Reliefs und manchmal tonnenschweren Steinfiguren aus. Auch die Außenwand der Cella (Raum für die Aufstellung des Götterbildes) wurde in einem durchgehenden Fries mit Reliefs verziert. Neben der Hauptgöttin Athene wurde in Athen auch der Meeresgott Poseidon besonders verehrt, war er doch zuständig für den Handel zur See. Die Panathenäen waren das Hauptfest der Athener zu Ehren ihrer Stadtgöttin. Alle Jahre fanden kleine, alle vier Jahre große Panathenäen statt. Sie wurden als große Relief-Arbeit auf dem Parthenon, dem größten Tempel der Akropolis, dargestellt. Meister der Bildhauerei Die frühe griechische Bildhauerei orientierte sich an ägyptischen und orientalischen Vorbildern. Sehr bald lösten sich aber die griechischen Künstler von der feierlichen Bewegungslosigkeit dieser Figuren. Besonders die Darstellung des nackten männlichen Körpers wurde in der Antike zur Vollendung gebracht. Die männliche Statue aus dem 6. Jh. ist in ihrem Ausdruck noch relativ einfach, doch zeigen sich schon – anatomisch richtig dargestellt – die ersten Ansätze von Bewegung: Der linke Fuß ist vorgestellt, und ein feines Lächeln umspielt ihre Lippen. Zweihundert Jahre später ist diese Entwicklung beim Bildhauer Praxiteles voll zum Durchbruch gekommen. Durch die Betonung von Standbein und Spielbein bekommt der gesamte Körper des Götterboten Hermes eine natürliche Bewegung. Dies verleiht ihm Leichtigkeit und Eleganz. Weitere hundert Jahre später – im so genannten Hellenismus – kommt es zu einer Weiterentwicklung: Die plastischen Kunstwerke zeigen einen oft dramatischen Ausdruck von Empfindungen wie Schmerz oder Angst. Szene aus dem Parthenon-Fries: Frauen bei den Panathenäen. „Junge, unverheiratete Frauen falten den Peplos, den sie für die Statue der Athena gewebt haben, um beim Fest der Panathenäen die Göttin damit zu bekleiden. Die Bedeutung der Frauenarbeit, das kostbare Gewebe, das sogar im Schatzhaus des Tempels als Wertsache eingetragen ist, wird (…) [hier] sichtbar.“ (Aus: Patzek, Quellen zur Geschichte der Frauen, Bd. 1, 2000, S. 94.) (Um 442/438 v. Chr., Höhe 1,06 m, British Museum, London) Das griechische Theater Seit seinem Entstehen im 6. Jh. v. Chr. hat sich das Theater in Griechenland, vor allem in Athen, ständig weiter entwickelt. Es hat auch das Theater der Gegenwart wesentlich beeinflusst. Ursprünglich war das Theater ein religiöses Fest zu Ehren des Gottes Dionysos. Es gab nur einen Schauspieler und den Chor; erst später kam ein zweiter und noch später ein dritter Schauspieler dazu. Es durften nur Männer auftreten, die mit Masken und teilweise auch mehrere Rollen spielten. Das Theater war ein gesellschaftliches Ereignis, an dem Männer und Frauen teilnahmen. Die Tragödien der Dichter Aischylos, Euripides oder Sophokles dienten ebenso der Unterhaltung wie die Komödien eines Hermippos oder Aristophanes. Concordia-Tempel in Agrigento, Sizilien (Foto, 2016, © Alois Scheucher) 34 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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