Thales (um 625–545 v. Chr.), Anaximander (um 610– 545 v. Chr.) und Anaximenes (ca. 585–525 v. Chr.) aus der Stadt Milet waren die drei Philosophen, an denen die neue Art zu denken erstmals greifbar wird. Sie begannen nämlich die Gründe für die Entstehung der Welt und ihrer Erscheinungsformen durch forschendes Nachdenken in der Natur selbst zu suchen. Nach der Lehre des Thales beispielsweise ist der Urstoff, aus dem alles entstanden ist, das Wasser. Es wurden jedoch nur wenige Bruchstücke dieser Lehren überliefert. Die Philosophen, die ab dem 6. Jh. auftraten, beriefen sich immer stärker auf die Vernunft. Sie lösten sich von den mythisch-religiösen Bindungen der homerischen Götterwelt, welcher sich die überwiegende Mehrzahl der Griechen verbunden fühlte. Während also die einen die althergebrachte Götterwelt noch verteidigten, griffen die anderen sie scharf an: Q Nur der ist weise, der die Götter ehrt. Auf sie gilt es zu schauen, und wenn sie auch vom Recht dich abweichen heißen, geh den Weg! Denn böse ist nichts, was Götter je befehlen. (Sophokles, Fragmente, 226) Q Da sagt man wohl, im Himmel gäb es Götter. Nein, nein! Es gibt sie nicht, wofern nicht etwa ein Narr der alten Sage Glauben schenkt. Denn wenn die Götter Böses tun, sind’s keine Götter. (Euripides, Fragmente, 286) Vergleiche die Aussagen von Sophokles und Euripides und bewerte sie. Für das philosophische und wissenschaftliche Denken im Abendland waren vor allem die drei Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles von grundlegender Bedeutung. Die Wissenschaft Der Geschichtsschreiber Thukydides (460–399 v. Chr.) bemühte sich im Unterschied zu Herodot (um 490– 425 v. Chr.), die Überlieferung kritisch zu prüfen. In seiner Darstellung des Peloponnesischen Krieges ging es ihm darum, die Wahrheit zu ermitteln, historische Erscheinungen zu erklären und Zusammenhänge deutlich zu machen. Durch diese Art der Geschichtsdarstellung sollten die Menschen aus der Geschichte lernen können. Die Medizin wurde durch Hippokrates von der Insel Kos (geb. um 460 v. Chr.) gefördert. Er gilt als „Vater“ einer auf Beobachtung und Vernunft begründeten Medizin. Auf ihn geht der medizinische Humanismus zurück, der bis heute wirksam ist: Q Ich werde niemandem eine Arznei geben, die den Tod herbeiführt, auch nicht, wenn ich darum gebeten werde, auch nie einen Rat in diese Richtung erteilen. Ich werde auch keiner Frau ein Mittel zur Vernichtung keimenden Lebens geben [...]. (Hippokrates, Der Eid) In der Öffentlichkeit wird immer wieder über Sterbehilfe und Abtreibung diskutiert. Informiert euch über die gegensätzlichen Argumente: Fasst sie zusammen, analysiert sie und diskutiert sie anschließend in der Klasse. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Erörtere, mit welchen Schwierigkeiten jemand wohl rechnen musste, der die herrschenden Ansichten über die Götterwelt nicht übernahm. Womit muss man in der Gegenwart rechnen, wenn man vorherrschende Meinungen ablehnt? 2. Recherchiere im Internet und in Lexika über die Bedeutung der drei griechischen Philosophen Sokrates, Platon und Aristoteles (Kurzbiografie, Inhalte und Wirkung ihrer Lehren). 3. Informiere dich genauer über die beiden Geschichtsschreiber: Worüber berichten sie, wodurch unterscheiden sie sich? Sokrates (470–399 v. Chr.): Er lehrte, dass der innerlich freie Mensch das Gute um seiner selbst willen tut. (Büste) Platon (427–348/347 v. Chr.): Der berühmteste Schüler des Sokrates lehrte, dass man hinter die Dinge schauen müsse, um deren „Wesen“ zu erkennen. (Büste, 4. Jh. v. Chr.) Aristoteles (384–322 v. Chr.): Der Schüler des Platon galt bis in die Neuzeit in vielen wissenschaftlichen Disziplinen als Autorität. In der Logik z.B. entwickelte er Regeln für Denkketten, um immer zu richtigen Schlüssen zu kommen. (Büste) Die antike Welt – Griechenland und Rom 33 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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