Zeitbilder 5, Schulbuch

8. Götterspiele und Beginn der Wissenschaften Von „Götterspielen“ zum Berufsathletentum Wie andere antike Kulturvölker glaubten die „frühen“ Griechen an viele Naturgottheiten und an Magie. Erst in den Homer zugeschriebenen Epen „Ilias“ und „Odyssee“ begegnen wir im 8. vorchristlichen Jahrhundert den „olympischen Göttern“. Unter der Führung des Zeus und seiner Gattin Hera herrschten sie vom Olymp aus über die Menschen. Athene, Apollon, Poseidon, Ares und Aphrodite, sie alle waren durch Abstammung oder Heirat miteinander verbunden. Sie hatten menschliche Züge, waren unsterblich, voller Leidenschaften und griffen manchmal ins Leben der Sterblichen ein. Neben dem „olympischen Götterhimmel“ gab es eine schlichte Hirten- und Bauernreligion, deren Götter man in mannigfaltigen Festen verehrte. Auch der sportliche Wettkampf (= Agon) wurde ursprünglich als kultisches Fest zu Ehren der Götter abgehalten. Bis heute berühmt geblieben sind die dem Zeus geweihten „Olympischen Spiele“. Mit Hilfe von Siegerlisten wurde der Anfang der Spiele mit dem Jahr 776 v. Chr. errechnet. Mit diesem Jahr beginnt auch die alte griechische Zeitrechnung in Olympiaden (= Zeitraum von vier Jahren). Teilnahmeberechtigt zu diesen alle vier Jahre in Olympia stattfindenden Spielen waren anfangs nur „Hellenen“: das waren die Griechen der gesamten Mittelmeerwelt, die sich durch die gemeinsame Sprache und Götterwelt miteinander verbunden fühlten. Für die Zeit der Spiele war Waffenruhe angeordnet. Steinerner Torbogen am Eingang zum Stadion des antiken Olympia (Foto 2005) Seit der Eingliederung der griechischen Staaten in das Römische Reich (146 v. Chr.) waren auch „Barbaren“ (= die Stammler, d.h. Menschen, deren Sprache man nicht verstand) zu den Spielen zugelassen. Erst als der römische Kaiser Theodosius I. alle heidnischen Kulthandlungen verbot (391 n. Chr.), bedeutete dies auch das Ende der Spiele in Olympia. Ursprünglich war der Wettlauf die einzige Sportart, später kamen der Fünfkampf (Lauf, Weitsprung, Speerwurf, Diskuswurf und Ringkampf) sowie der Faustkampf, das Pankration (eine Art Freistilringen, bei dem auch Treten, Schlagen und Würgen erlaubt war) und die Wagenrennen hinzu. Unverheiratete Frauen waren als Zuschauerinnen zu den Spielen zugelassen, den Verheirateten hingegen war Zuschauen bei Todesstrafe verboten. In der Frühzeit der Spiele waren die Wettkämpfer hauptsächlich Adelige. Seit dem 5. Jh. v. Chr. traten immer mehr Berufsathleten zu den gymnischen (gymnos = nackt) Wettkämpfen in Olympia, Nemea oder auf dem Isthmos von Korinth an. Dazu gab es da und dort auch künstlerische Wettbewerbe (wie z. B. in Delphi zu Ehren Apollons). Bei der Siegerehrung erhielten die Athleten nur einen Ölzweig oder Lorbeerkranz. In der Heimatpolis aber gab es meist wertvolle Geld- und Sachpreise: z. B. lebenslange Verköstigung auf Staatskosten oder eine Steuerbefreiung. In Olympia zu siegen, war der Traum vieler Griechen. Niederlagen – und das bedeutete damals: nicht zu siegen – wurden als Schmach empfunden. So mancher Unterlegene soll deshalb nach seiner Rückkehr nach Hause öffentliche Plätze gemieden haben. Erörtere Stellenwert und Zweck der Olympischen Spiele heute. Vergleiche sie mit den Spielen in Olympia und erstelle eine Liste mit den wichtigsten Unterschieden. Philosophie – vom Mythos zum Logos Bis zum Auftreten der ersten Philosophen („Freunde der Weisheit“) stellte man sich die Erscheinungen der Welt sagenumwoben und fantastisch (mythisch) vor: L Allen Feiern, Kultzentren und Stadtgründungen lagen mythische Traditionen zu Grunde, jede Naturerscheinung, den Lauf der Sonne, der Gestirne, Flüsse, Quellen, Erdbeben und Seuchen brachte man mit Mythen in Verbindung, die viele Funktionen hatten: Sie wirkten erklärend, belehrend und wegweisend. (Finley, Die frühe griechische Welt, 1982, S. 141) In den wirtschaftlich erfolgreichen Städten an der Küste Kleinasiens entstand im 7. und 6. Jh. v. Chr. eine neue Art zu denken: Dort erfolgte schon seit langem ein reger Austausch mit Erkenntnissen und Ideen der orientalischen Hochkulturen. Einige Menschen begannen nun diese mythischen Vorstellungen zu kritisieren. Sie bemühten sich, die Natur mit dem Verstand zu erforschen (logos = wissenschaftliches, prüfendes Denken) und das „Wesen“ der Dinge sowie deren Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. 32 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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