Wie wird die „attische Demokratie“ beurteilt? In der Bewertung der „attischen Demokratie“ sind sich die Historikerinnen und Historiker uneins. Unterziehe die folgenden Texte einer kritischen Gegenüberstellung: L Das Volk war jetzt [...] Herr der Gerichte und Herr des gesamten öffentlichen Lebens. Einen wirklichen Einblick in das kunstvolle Räderwerk der Außenpolitik, in das Funktionieren einer geordneten Finanzverwaltung vermochte aber nur der zu gewinnen, der sich die Politik zur Lebensaufgabe gemacht hatte. Voraussetzung hierfür war aber wirtschaftliche Unabhängigkeit, wie sie nur die reichen adeligen Geschlechter besaßen [...]. Überhaupt ist die attische Demokratie [...] in Wahrheit immer die Herrschaft einer aristokratischen Minderheit, der Vollbürgerschaft gewesen. Ihrer politischen Einsicht und ihre Opferbereitschaft für das gemeine Wohl [...] wird man die Anerkennung nicht versagen dürfen. (Bengtson, Griechische Geschichte, 1977, S. 194) L Unter der Führung des Perikles wurde in Athen für die kurze weltgeschichtliche Spanne von kaum zwei Jahrzehnten die vollkommene Selbstverwirklichung wahrhaft liberaler Demokratie erreicht, die der Menschheit bisher jemals gelungen ist. Was hier verwirklicht wurde, war nicht nur Isonomie (Rechtsgleichheit). [...] Vielmehr wurde in höchst realistischer Weise die tatsächliche Ausübung dieser gleichen Rechte und Pflichten auch den Ärmsten wirtschaftlich ermöglicht durch Diäten, Festgelder und Schaugelder. (Rüstow, Ortsbestimmung der Gegenwart, 1953, S. 103 f.) Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe die „attische Demokratie“, die unter Perikles eingeführt wurde. Welche politischen Rechte besaßen die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen Athens? 2. Vergleiche die unterschiedlichen Meinungen zur „attischen Demokratie“ (Quelle, Sekundärliteratur, Autorentext) und nimm dazu Stellung. 3. Unter Perikles erreichten nahezu alle attischen Bürger die Gleichberechtigung. Den Mitbewohnern und Bündnispartnern gegenüber aber verhielten sie sich intolerant und egoistisch. Analysiere dieses Verhalten und nimm dazu Stellung. 4. Nicht alle Bewohnerinnen und Bewohner Österreichs besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft. Diskutiert über die Rechte und Pflichten sowie die (unterschiedliche) soziale Lage der nach Österreich Zugewanderten. Demokratie des Perikles Rat der 500 (Amtszeit: 1 Jahr) Vorsitzender (wechselt täglich, Los) je 50 Mitglieder aus den 10 Phylen • führen ein Zehntel des Jahres die Regierungsgeschäfte • bereiten die Gesetze vor Volksversammlung (alle männlichen Bürger über 20 Jahre = 8 –16% der Bevölkerung) • Beratung und Abstimmung der Gesetze • Verbannung durch Scherbengericht Sklavinnen und Sklaven Frauen, Kinder keine politische Mitbestimmung Metöken kein Bürgerrecht 10 Strategen • handeln Staatsverträge aus • befehlen Heer und Flotte Bürgerheer Finanzbeamte 6000 Geschworene Archonten (höchste Beamte) kulturelle und richterliche Funktionen Einberufung und Leitung • durch Los bestimmt (Amtszeit: 1 Jahr) • verantwortlich gegenüber Volksversammlung veranlassen den Rat zur Einberufung der Volksversammlung werden aus der Volksversammlung gelost wählt bildet aus persönlich frei persönlich unfrei Die antike Welt – Griechenland und Rom 21 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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