Zeitbilder 5, Schulbuch

Die Romanik „Es war damals, als ob die Welt allenthalben das alte Kleid ablegte, um überall ein neues, hell glänzendes Gewand anzuziehen.“ Dies meinte ein Zeitgenosse über die Romanik, die Kunst des Hochmittelalters. Von der Mitte des 10. Jh. bis zur Mitte des 11. Jh. erreichte sie ihren Höhepunkt. Man ließ sich nun in der bildenden Kunst von römischen Vorbildern leiten. Die romanische Kunst diente in erster Linie der Kirche. Sie spiegelt die damaligen religiösen Vorstellungen wider: Gott war für die Menschen jener Zeit der höchste Herr und König. Deswegen kam ihm eine Burg oder eine königliche Halle zu. Aus dem römischen Vorbild der Königshalle, „Basilika“ genannt, entwickelte sich der romanische Kirchenbau. Der Grundriss ist kreuzförmig, das Mittelschiff überragt die Seitenschiffe. Romanische Kirchen sind aus schweren Steinquadern gebaut. Man bezeichnet sie auch als „Gottesburgen“. An den Außenmauern sind häufig Plastiken in Form von dämonischen Tieren und gespenstischen Figuren angebracht. Sie sollten gegen den Satan schützen, alles Böse abwehren. Charakteristisch für den romanischen Stil sind auch Rundbogen und würfelförmige Kapitelle der Säulen. Zahlreiche Türme waren das Symbol der Macht. Das Hauptportal der Kirche ist oft prachtvoll ausgestaltet. Es gibt auch Überreste weltlicher Bauwerke aus dieser Zeit. Burgen aus Stein boten größere Sicherheit gegen Feinde. Ihre Errichtung war aber nur reichen Bauherren möglich. Von den Burgen des 11. und 12. Jahrhunderts sind nur wenige Ruinen erhalten. Da es den Babenbergern nicht gelang, für ihre Länder ein eigenes Bistum zu gründen, sind die romanischen Kirchen in Österreich an Größe und Pracht mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. Eine Ausnahme bildet der Dom von Wiener Neustadt. Der Grundriss des romanischen Mainzer Doms zeigt deutlich die Form einer Basilika. Nur wenige Menschen konnten im Mittelalter lesen und schreiben. Bildliche Darstellungen in den Kirchen machten die Menschen mit ihrem Glauben vertraut. Die Skulpturen an der Außenmauer der Kirche von Schöngrabern (NÖ) erzählen die Geschichte von Kain, der seinen Bruder Abel erschlug. Die Gotik Wie der romanische Stil kam auch der gotische aus Frankreich. Die Bezeichnung „gotisch“ wurde während der Renaissance in Italien geprägt. Sie war abwertend, im Sinne von „barbarisch“, „mittelalterlich“, gemeint. Die neue Art zu bauen verbreitete sich in ganz Europa. Um 1250 entstanden auch in Österreichs Städten die ersten gotischen Kirchen. Träger dieser neuen Kunstrichtung waren nun auch die Bürger. Die wohlhabenden unter ihnen konnten große kirchliche Bauwerke in Auftrag geben. Von ihrem neuen Selbstbewusstsein künden auch prächtige Rathäuser im neuen gotischen Stil. Das „Kornmesserhaus“ in Bruck an der Mur. Auch reiche Bürger leisteten sich nun ein Stadthaus im gotischen Stil. 9. Romanik und Gotik in Österreich 176 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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