Zeitbilder 5, Schulbuch

sie auch […] ihre Pferde entsprechend wenden mussten. Dies erweckte wiederum bei den in unmittelbarer Nähe Kämpfenden den Anschein, als wolle man die Flucht ergreifen, wobei die entstehende Panik durch den Ruf aus dem Heere Rudolfs „Sie fliehen, sie fliehen!“ noch zusätzlich gesteigert wurde […]. Es war ein stolzer Triumph, den Rudolf mit seinen Verbündeten errungen hatte, allerdings getrübt durch zwei Schönheitsfehler (…). Zum einen verdankte Rudolf seinen Sieg vor allem einer taktischen Maßnahme, […] die aber den mittelalterlichen Vorstellungen von Ritterlichkeit und einem fairen Kampf kaum entsprach […]. Der zweite Schönheitsfehler an Rudolfs Sieg war die Art und Weise, wie der Böhmenkönig Ottokar in der Schlacht ums Leben gekommen war. Ottokar […] war verwundet vom Pferd gezerrt und gefangengenommen worden. Der wertvolle Gefangene wurde jedoch nicht vor König Rudolf gebracht, sondern von aufgebrachten österreichischen Adeligen aus Rache für die auf seinen Befehl erfolgte Hinrichtung ihres Verwandten Siegfried von Mahrenberg noch an Ort und Stelle umgebracht. (Krieger, Rudolf von Habsburg, 2003, S. 149 f.) Beschreibe, wie Rudolf die Schlacht für sich entscheiden konnte. Erläutere, warum der Historiker Krieger von zwei „Schönheitsfehlern“ in Zusammenhang mit der Schlacht spricht. Der Nachfolger Ottokars wurde auf seine Stammlande Böhmen und Mähren beschränkt. Graf Meinhard II. erhielt für seine militärische Hilfe Kärnten. Mit Zustimmung der Reichsfürsten belehnte Rudolf seine beiden Söhne mit Österreich, Steiermark und Krain. Damit begann die Herrschaft der Habsburger, die über 600 Jahre dauern sollte. Die Luxemburger Weder die Schweizer Habsburger noch die bayrischen Wittelsbacher konnten das Königsamt an ihre Söhne weitergeben. Erst den Luxemburgern gelang es, für die Zeit von 90 Jahren, drei Könige hintereinander (Karl IV., Wenzel, Sigismund) aus ihrem Geschlecht zu stellen. Der bedeutendste von ihnen war Karl IV. Als König von Böhmen vermehrte er seine Hausmacht: In einem Vertrag sicherte er sich die Mark Brandenburg. Er ließ die reichen Bodenschätze Böhmens erschließen und kümmerte sich um die Glasbläser- und Textilindustrie. Neue Straßen und schiffbar gemachte Flüsse beschleunigten den Warentransport. Er überwand eine wirtschaftliche Krise, indem er deutsche Bauern und Handwerker in seine Länder holte. Karl IV. berief an seinen Hof viele Gelehrte, die sich bereits dem Humanismus verpflichtet fühlten. Er gründete 1348 nach dem Vorbild der Sorbonne in Paris die erste deutsche Universität in Prag. Auf dem Hradschin ließ er seine Burg und den gotischen Veitsdom bauen. Rudolf I. belehnt seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf am Reichstag zu Augsburg (17.–21.Dez. 1282) mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark und begründet so die habsburgische Hausmacht. (Buchmalerei, Augsburg 1555) Skizziere die wichtigsten Bildinhalte. Erörtere, ob das Bild die Belehnung realistisch wiedergeben kann. Denke dabei an den langen zeitlichen Abstand zum eigentlichen Ereignis. Für das Reich setzte er eine wichtige Maßnahme. In der „Goldenen Bulle“ regelte er die Königswahl: Sieben Kur(= Wahl)fürsten sollte dieses Recht zustehen: den Erzbischöfen von Mainz, Köln und Trier, dem König von Böhmen, dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg. Die mächtigen bayrischen Wittelsbacher und die österreichischen Habsburger waren in dieser Versammlung nicht vorgesehen. Für seine eigene Dynastie sicherte sich Karl IV. mit Böhmen und Brandenburg zwei Stimmen. Kaiser Karl IV. und die sieben Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches. Links vom Kaiser die drei geistlichen (Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier), rechts die vier weltlichen Kurfürsten (König von Böhmen, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Sachsen-Wittenberg, Markgraf von Brandenburg). (Zeichnung, um 1370) Österreich von der römischen Herrschaft bis zur Neuzeit 169 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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