Zeitbilder 5, Schulbuch

2. Die griechische Antike – von der Frühzeit zur Polis Q Bruder mit Bruder losen zu lassen, und wen es treffe, den auszusenden, und Leute aus allen Ortschaften zu nehmen (...). (Herodot 4, 153) Wer sich aber dem Beschluss der Volksversammlung nicht beugen wollte, hatte mit strengen Strafen zu rechnen, wie die folgende Inschrift beweist: Q Wenn aber einer nicht ziehen will, wenn ihn die Polis fortschickt, soll er todgeweiht sein, und sein Besitz soll Gemeingut werden. Wer ihn aber aufnimmt und versteckt und sei es sein Vater oder sein Bruder, wird dasselbe erleiden wie der, der nicht ziehen will [...]. (Meiggs/Lewis, A selection of Greek historical inscriptions, 5, S. 23 f.) Auch über eine etwaige Rückkehr gab es eine Vereinbarung zwischen den Daheimgebliebenen und den Kolonisten: Q Wenn sie aber (die Kolonie) nicht behaupten können, und auch die Theraier ihnen nicht zu Hilfe kommen können, sondern sie von Not bedrückt werden fünf Jahre lang, sollen sie aus dem Land fortgehen ohne Furcht, nach Thera zu ihrem eigenen Besitz dort, und sollen dort Bürger sein [...]. (Meiggs/Lewis, A selection of Greek historical inscriptions, 5, S. 23 f.) Diese Koloniegründungen waren oft gewagte Unternehmen, die nur von wenigen hundert Männern ausgeführt wurden. Mit ihrer Mutterstadt blieb eine Kolonie durch die gemeinsame Sprache, die Religion (Götterverehrung) und die politische Ordnung verbunden. Schon nach hundert Jahren hatte manche Tochterstadt ihre „Mutter” an Macht und Reichtum übertroffen und selbst neue Kolonien gegründet. Die griechische Frühzeit Bis heute ist die Geschichte der griechischen Frühzeit bei den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern umstritten. Eine historische Darstellung des zweiten Jahrtausends vor Christus ist nur mit Hilfe archäologischer Zeugnisse und der überlieferten griechischen Mythen möglich. Auch die auf Tontäfelchen vorhandenen Aufzeichnungen in Linear B-Schrift sind für diesen Zeitraum als Quelle unzureichend. Sie geben nämlich über Gesellschaft und Kultur so gut wie keine Auskunft. Wir wissen nur, dass mehrere indoeuropäische Stämme ins heutige Griechenland langsam „eingesickert” sind und sich hier mit der bodenständigen Bevölkerung vermischt haben. Deren Nachkommen sind die Griechen. Über die Zeit zwischen 1100–800 v. Chr. gibt es ebenfalls kaum Quellen. Zu Beginn dieser „dunklen Jahrhunderte” sind diese verschiedenen Stämme auf die ägäischen Inseln und an die kleinasiatische Küste weiter gezogen (erste Kolonisation). Griechen erobern die Küsten des Mittelmeeres Zwischen 750 und 550 v. Chr. verließen viele Griechen neuerlich ihre Heimat. Sie errichteten fast überall im Mittelmeerraum und an der Schwarzmeerküste neue Kolonien (2. Kolonisation). Anlässe zum Auswandern gab es genug: Überbevölkerung und Versorgungskrisen und damit politische Spannungen in der Heimatstadt; daher: Suche nach neuem Ackerland; Sicherung der Fernhandelsrouten durch Handelsstützpunkte und Suche nach neuen Absatzmärkten. Die Siedler aus Thera, der heutigen Insel Santorin, gründeten um 630 v. Chr. die Kolonie Kyrene an der libyschen Küste. Die Geschichte ihrer Auswanderung lässt sich ziemlich genau nachvollziehen: Nach einer siebenjährigen Dürreperiode beschlossen die Theraier, In Hafen einlaufende Flotte, minoisch, 13. Jh. v. Chr., Fresko aus Thera (Santorin). (Archäologisches Nationalmuseum, Athen) Nenne Kolonien, die du aus der neueren Geschichte kennst. 16 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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