Zeitbilder 5, Schulbuch

Das Königreich Norikum wird römische Provinz Große Teile des heutigen Österreich gehörten über 400 Jahre lang zum Römischen Reich. Es gibt daher viele Spuren der römischen Herrschaft in Österreich. Schon früh kam es zu einem gegenseitigen kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen den Römern und ihren keltischen Nachbarn im Norden. Ausgangspunkt für die „Romanisierung“ unserer Heimat war aber dann die von den Römern gegründete Kolonie Aquileia (181 v. Chr.). Sie wurde zum Ausgangspunkt für die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit den nördlichen und nordöstlichen Nachbarn. In der Mitte des 2. Jh. schlossen die Römer einen ersten Freundschaftsvertrag mit dem keltischen Königreich Norikum. Dieses umfasste das gesamte heutige Österreich östlich von Inn und Ziller. Seither betrachteten sie dieses Land als politisches, militärisches und wirtschaftliches Vorfeld. Römische Kaufleute hatten es vor allem auf das wertvolle „norische Eisen“, das Tauerngold und das Salz aus dem Salzburger Raum abgesehen. 15 v. Chr. befahl Augustus einen großen Angriff gegen die Alpenvölker. Die in Tirol und Vorarlberg lebenden Räter wehrten sich verzweifelt. Die norischen Stämme leisteten offenbar keinen Widerstand. Daher beließen ihnen die Römer eine gewisse Selbstverwaltung. Die Gebiete westlich davon wandelten sie jedoch in die Provinz Rätien und das östlich anschließende Land in die Provinz Pannonien um. Erst unter Kaiser Claudius wurde auch Norikum zur Provinz. Ein römischer Reisewagen. (Relief der Kirche Maria Saal bei Klagenfurt) Ein gutes Straßennetz und neue Städte Entlang der Donau richteten sich die Römer zur Verteidigung ein. Von Italien führten sie mehrere Straßen über die Alpenpässe an diese Linie heran. Nun entstanden neben den keltischen Bergstädten (oppida) römische Ansiedlungen auf den Talböden, wie Carnuntum bei der Braunsbergsiedlung und Virunum am Fuße des Magdalensberges. In den neuen Städten wohnten anfangs nur wenige Römer. Die zugezogenen Kelten übernahmen aber bald die römische Lebensweise, schließlich auch die lateinische Sprache. Die größte Römerstadt auf österreichischem Boden, Carnuntum, lag in Pannonien. Sie war neben einem Legionslager entstanden. Für den römischen Handel mit Nordosteuropa bildete sie den Ausgangspunkt. Wie die Bundeshauptstadt Wien mit dem Legionslager Vindobona hatten auch viele heutige Landeshauptstädte bereits Vorgänger in der Römerzeit: Lentia – Linz, Juvavum – Salzburg, Veldidena – (Wilten) Innsbruck, Virunum – (Maria Saal) Klagenfurt. In Brigantium (Bregenz) hatten die Römer zur Zeit der Alamanneneinfälle den Stützpunkt ihrer Bodenseeflotte. Wie die Römer die Provinz Norikum verwalteten Bis heute ist noch ungeklärt, wie die Römer die Provinz genau beherrschten. Die Historikerinnen und Historiker sind bei der wissenschaftlichen Erforschung auf archäologische Funde und Inschriften angewiesen. Bis zur Zeit der Völkerwanderungen gibt es praktisch keine literarischen Quellen. Erst die Lebensbeschreibung des Hl. Severin durch Eugippius vermittelt uns ein anschauliches Bild von Österreich in der Spätantike. Dennoch wissen wir einiges über die Verwaltung dieser römischen Provinz: Norikum wurde bis zur Zeit der ersten Germaneneinfälle (Markomannen, 167 n. Chr.) von einem ritterlichen Statthalter mit Sitz in Virunum verwaltet. Er hatte den Oberbefehl über die im Land stationierten Hilfstruppen (Kohorten). Auch die Strafgerichtsbarkeit übte er aus. Zur Zeit Kaiser Mark Aurels legten die Römer auch ein Legionslager an der norischen Donaugrenze in 1. Die römische Herrschaft in Österreich Das „Heidentor“ bei Carnuntum aus dem 3. Jh. n. Chr. ist das einzige römische Bauwerk in Österreich, das derart gut erhalten blieb. Von den ursprünglich vier Pfeilern, über die sich ein Kreuzgewölbe spannte, sind nur zwei erhalten. (Foto) 158 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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