Die Bronzestatue eines reitenden Königs. Sie gilt als Abbild Karls des Großen. Der König ritt mit seinem Gefolge von bis zu tausend Personen durch das Land, übernachtete in seinen Königshöfen, Pfalzen, Reichsburgen, Reichsstädten, Bischofsresidenzen oder in größeren Abteien. Er hielt dort Gerichts-, Hof- und Reichstage ab. (Höhe: 24 cm, 9. Jh., Musée du Louvre, Paris) Im 16. und 17. Jahrhundert erfuhren aber Wallfahrtsorte mit Marienverehrung wie das österreichische Mariazell wieder großen Zulauf. Im Zeitalter des aufgeklärten Absolutismus ließ Kaiser Joseph II. (1741– 1790) Wallfahrten verbieten. Diese Form der Volksfrömmigkeit entsprach nämlich nicht dem vernunftbetonten Christentum der Aufklärer. In den letzten Jahrzehnten hat die alte Tradition des Pilgerns wieder großen Aufschwung erfahren: Pilgern ist „modern“ geworden. Selbst Menschen, die nicht mehr Mitglied der Kirche sind, zeigen ein neues Interesse am „spirituellen Wandern“. Besonders beliebt als Wallfahrtsort ist Santiago. Im Jahr 2009 besuchten ihn über 145000 Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt. Die große Zunahme von Pilgerinnen und Pilgern aus dem mitteleuropäischen Raum hat auch etwas mit dem Erscheinen eines Buches zu tun: L Im Mai 2006 erschien das Buch des Entertainers Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg” über seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg im Jahr 2001. Mit über zwei Millionen verkauften Exemplaren wurde es zum meistverkauften Buch des Jahres 2006 in Deutschland. Prompt stieg die Zahl der deutschen Pilger drastisch: Nahmen 2006 gut 8000 Menschen (aus Deutschland) den beschwerlichen Fußmarsch auf sich, waren es 2007 fast 14 000. (Plötz, Auf den Spuren der Jakobspilger. In: Epoc. Spektrum der Wissenschaft. Pilgern im Mittelalter, 2010, S. 32) Kaufleute, Studierende, Kleriker und Gesandte reisten Neben den Pilgerinnen und Pilgern unternahmen im Mittelalter Kaufleute und Händler die längsten und häufigsten Reisen. Im Frühmittelalter lag der Fernhandel im Mittelmeerraum und im Frankenreich in der Hand von Syrern und Juden. Seit dem 8. Jahrhundert bahnten europäische Kaufleute immer weitere Handelsbeziehungen an. Die Fernhändler dienten der Oberschicht nicht nur als Lieferanten von Luxusgütern. Sie kannten auch fremde Länder und Sprachen. Oft konnten sie daher auch wertvolle Auskünfte über Verbündete und Feinde geben. Kaufleute wurden daher von den Herrschern privilegiert: Sie erhielten oft Schutzbriefe und wurden von Zöllen und Reisekosten befreit. Der Austausch von Waren verband im Mittelalter Sprach-, Religions- und Kulturräume miteinander und führte zu einer gegenseitigen Beeinflussung. Zu den Reisenden des Mittelalters gehörten auch Studierende. Ab dem 11. Jahrhundert sprechen Quellen von „Wanderstudenten“, die zu bestimmten Studienorten reisten. Sie blieben dort eine Weile und wechselten dann an eine andere Studierstätte wechselten. Mit der vermehrten Gründung von Universitäten im 14. Jahrhundert (z. B. Prag, Wien, Heidelberg, Köln) waren die Studierenden weniger zu weiten Reisen gezwungen. Trotzdem waren am Ende des Mittelalters Tausende von Studenten unterwegs. Ihre Zahl hatte sich zwischen 1400 und 1500 schätzungsweise von 4800 auf 27000 erhöht. Viele von ihnen wechselten während ihres Studiums wenigstens einmal den Studienort. Sie verbreiteten mit ihren Kenntnissen und mit Büchern neues Wissen über ganz Europa und trugen so auch zur Vereinheitlichung des Abendlandes bei. Wie in den Zeiten davor und danach nahmen im Mittelalter bildungshungrige Menschen oft anstrengende Reisen auf sich, um ihren Horizont zu erweitern. Beschreibe die Personen (Kleidung, Frisuren, Gegenstände, Tätigkeiten …) und die Gebäude, die dargestellt sind. Händler, die auf ihren Routen von Räubern bedroht werden, bringen Waren in eine Stadt. (Franz. Buchmalerei, um 1484, aus: „Vigiles de Charles VII.” von Martial d‘Auvergne) Querschnitt 132 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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