Zeitbilder 5, Schulbuch

Feudalismus (lat. feudum: Lehen): Darunter versteht man eine Gesellschaftsform, die aus dem mittelalterlichen Lehenswesen hervorging. Sie ist durch adeligen Grundbesitz und damit verbundene Rechte und Privilegien gekennzeichnet. Grundherrschaft Sie war im Mittelalter „Herrschaft über Land und Leute“. Der Grundherr verfügte über eigenen Grund und Boden. Er musste kein Lehensträger sein. Er bewirtschaftete sein Land nicht selbst, sondern übergab es seinen grunduntertänigen Bäuerinnen und Bauern zur Bewirtschaftung. Sie hatten dafür Abgaben (Naturalien, Geld) und Frondienste (Arbeitsdienste) zu leisten. Inquisition (lat. inquisitio: (gerichtliche) Untersuchung): Von der katholischen Kirche durchgeführte Untersuchung von Menschen, die der Ketzerei angeklagt waren. Daraufhin erfolgte die staatliche Verfolgung (z.B. Hinrichtung) der verurteilten Ketzer. Kaiser (von Caesar): Bezeichnung für den höchsten weltlichen Herrschertitel. Im Mittelalter erfolgte seine Krönung durch den Papst. Ihm war neben dem Schutz des Reiches auch die Verteidigung der Kirche anvertraut. Ketzer Ursprünglich (seit dem 13. Jh.) bezeichnete man die Katharer (griech. katharas: rein) in Südfrankreich als Ketzer. Später wurde Ketzer gleichbedeutend mit Häretiker: Das sind Menschen, die nach Auffassung der katholischen Kirche schwerwiegende Abweichungen vom christlichen Glauben vertreten. Lehenspyramide Die so genannte Lehenspyramide ist eine idealtypische Darstellung des mittelalterlichen Gesellschaftsaufbaus. Die Kronvasallen (hoher weltlicher Adel: Herzöge und Grafen; hoher geistlicher Adel: Bischöfe und Äbte) waren die Lehensmänner des obersten Lehensherrn, des Königs/Kaisers. Diese Lehensfürsten waren ihrerseits die Lehensherren des niederen Adels (Ritter). Sie wiederum waren die Lehensherren der Aftervasallen (Einschildritter). Diese waren die Träger der kleinsten Lehensgüter. Auf den Lehensgütern arbeiteten hörige oder halbfreie Bäuerinnen und Bauern, die Abgaben zu leisten hatten. Lehenswesen Es war die staatstragende Einrichtung des Reiches im Mittelalter und baute auf zwei Elementen auf: Das persönliche Element war das beiderseitige Treuegelöbnis. Der Lehensmann (Vasall) begab sich in ein Abhängigkeits- und Schutzverhältnis zu einem mächtigeren Herrn. Der gewährte ihm „Schutz und Schirm“. Dafür verpflichtete sich der Vasall zu lebenslangem Dienst (Rat und Waffenhilfe) und Gehorsam. Die Treueeide verpflichteten beide Vertragspartner – Lehensherrn und Lehensmann – gleichermaßen. Das dingliche Element war das Lehen (lat. feudum – feudal). Das waren zunächst Landgüter. Diese wurden dem Lehensmann (Vasall) für die Dauer seines Lebens vom Lehensherrn zur Nutzung verliehen. Im Laufe der Zeit wurden auch Ämter, Rechte und Stellen bei Hof als Lehen verstanden und vom König verliehen. Personenverbandsstaat Das ist eine Bezeichnung für den mittelalterlichen „Staat“. Der baute nicht auf der Herrschaft über ein (geschlossenes) Gebiet auf (Flächenstaat), sondern er beruhte auf einem Verband von Personen (Fürsten) (Personenverband). Diese waren einander in gegenseitigem Treueversprechen verbunden – mit einem König an der Spitze. Seit dem Hochmittelalter begann sich der Personenverband zu einem Territorialstaat zu entwickeln – mit einem Fürsten (Herzog) an der Spitze und den ihm ergebenen Gefolgsleuten (Grafen, Dienstmannschaft). Solche Territorialstaaten waren im Mittelalter z.B. Österreich, Steiermark, Tirol. In diesen Herrschaftsgebieten herrschten z. T. recht unterschiedliche Rechtsordnungen, Münzsysteme, Gewerbevorschriften etc. Ständische Gesellschaft Nach mittelalterlicher Auffassung war die Gesellschaft einem Plan Gottes zufolge in drei Stände unterteilt: Geistlichkeit, Adel, Bauern. Jeder Stand hatte bestimmte Aufgaben zu erfüllen: beten; kämpfen – schützen; arbeiten – ernähren. Diese Dreiständelehre berücksichtigt aber nicht die immer stärker werdende gesellschaftliche Differenzierung (Städte!). Damit kann sie auch als Versuch bezeichnet werden, die alte Ordnung zu sichern. Grundbegriffe Orient und Okzident Die sieben großen Kreuzzüge (von 1096 bis 1270) in das Heilige Land führten zu einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen Muslimen und Christen. Daneben kam es aber zu einer Ausweitung des Handels und zu einem kulturellen Austausch, besonders in Sizilien und Spanien. Die Mongolen stießen bis nach Russland vor und machten die dortigen Fürstentümer tributpflichtig. Gesellschaft und Wirtschaft im Spätmittelalter Die Bevölkerung verdoppelte sich von der Jahrtausendwende bis zur Mitte des 14. Jh. Die Pest (1347–1351) raffte in manchen Teilen Europas bis zu 50 % der Bevölkerung dahin. U.a. führte das zu grausamen Judenverfolgungen in ganz Europa. Bauern kämpften immer wieder um Freiheit und politische Mitbestimmung. Dauerhaft konnten sie sich ab 1291 nur in den Urkantonen der Schweiz durchsetzen. In Frankreich und England wurden die Bauernaufstände (1358 und 1381) blutig niedergeschlagen. Die Städte boten den Zuwanderern vom Land gute wirtschaftliche Möglichkeiten („Stadtluft macht frei“). Große Städte bauten den Fernhandel aus (z.B. Hanse) und bemühten sich um den Abbau von (grundherrlichen) Handelsbeschränkungen. Ab dem 12. Jh. wurden in manchen großen Städten Universitäten gegründet. Zunfthandwerker und Kaufleute erkämpften sich die Teilnahme an den bisherigen Stadtregierungen der Patrizier. Juden siedelten in Europa seit dem 10. Jh. vorwiegend in Städten. Sie trieben Handel und entrichteten den Landesherren Steuern. Trotz deren Schutzversprechen gab es – vermehrt ab dem 13. Jh. – in ganz Europa immer wieder Judenverfolgungen. Muslime wurden in Europa im Laufe der Jahrhunderte häufig unterschiedlich beurteilt. Jedenfalls wurden sie, ausgehend von den südlichen Regionen der Iberischen Halbinsel und von Sizilien, für die wirtschaftliche und wissenschaftliche Verflechtung mit den Ländern Europas bedeutsam. Das Mittelalter – eine 1000-jährige Epoche 127 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=