Zeitbilder 5, Schulbuch

15.2 Neues Machtzentrum im Osten – die Mongolen Etwa zur selben Zeit, um 1206, einte Dschingis Khan („strenger Herrscher“) die Mongolenstämme. In beispiellosem Tempo schufen die Mongolen eines der mächtigsten Reiche, das je auf Erden bestanden hatte. Sie unterwarfen zunächst Nordchina (1215 Eroberung Pekings) und stießen nach Südchina und bis Korea vor. Nach der Eroberung der russischen Stadt Kiew (1240) gründeten die Ta(r)taren (russische Bedeutung für Eindringlinge) in Südrussland das Reich „Goldene Horde“ (gorda = Zelt). Weitere siegreiche Feldzüge nach Polen und Ungarn wurden abgebrochen, weil der Groß Khan Ögädäi im Jahr 1241 gestorben war. In Europa ging die Angst um. Den Delegationen des Papstes und des Kaisers beschied der Khan, sie mögen sich unterwerfen und Tribut zahlen. In einer neuerlichen Eroberungswelle stießen sie 1259 in die muslimische Welt des Vorderen Orients nach Syrien und Palästina vor. Im Jahr 1260 wurden sie jedoch von einem muslimischen Mamlukenheer (Elitetruppen aus Sklaven-Soldaten) unter Sultan Baibar besiegt. Mit dieser Niederlage und wohl auch auf Grund innerer Zwistigkeiten endeten die Eroberungszüge der Ta(r)taren. Ihr Reich umfasste den gesamten Norden Asiens vom Gelben bis zum Schwarzen Meer. Dessen riesige Ausdehnung stärkte die Handelsbeziehungen entlang der alten Seidenstraße über Zentralasien bis nach China. Das förderte die wirtschaftlichen Verflechtungen weit über Europa hinaus (siehe unten: Marco Polo). In Europa erkannte man zunehmend die Bedeutung außereuropäischer Herrschaftszentren. Bis zum Ende des 15. Jh. leisteten die russischen Teilfürsten Tributzahlungen an den übergeordneten tartarischen Großstaat. Der zerfiel allerdings mit dem Aufstieg des Großfürstentums Moskau unter Zar Iwan III. L Das Geheimnis des mongolischen Erfolgs war nicht die brutale militärische Gewalt, sondern die Fähigkeit, fremde Errungenschaften zu übernehmen. Zerstört haben die mongolischen Eroberer nur, wo ihnen Widerstand geleistet wurde; wer sich ihrer Herrschaft, die politische Macht und wirtschaftlichen Gewinn, nicht aber eine religiöse Mission zum Ziel hatte, ohne Umstände fügte, der kam in den Genuss der „Pax Mongolica“, die den Handel zum Vorteil des Reiches blühen ließ. (Stökl, Russische Geschichte, 1965, S. 124 f.) Erarbeite Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Kreuzzugsbewegung und der mongolischen Expansion. Erste Asienreise der Brüder Niccolo und Matteo Polo, beide Händler aus Venedig, 1260–1269: Kublai Khan überreicht ihnen zum Abschied eine goldene Tafel, welche ihnen sicheres Geleit und freie Versorgung im Gebiet des Großkhans garantierte. (Buchmalerei, Paris, Atelier des Baucicaut-Meisters, um 1412.) 1271 brachen die Polos, gemeinsam mit dem 17-jährigen Marco, Niccolos Sohn, erneut zum Großkhan auf. Marco Polo verbrachte insgesamt 17 Jahre in Diensten des Khans. Er wurde durch seine Reisebeschreibung „Il Milione. Die Wunder der Welt” weltbekannt. Das Mittelalter – eine 1000-jährige Epoche 111 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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