Zeitbilder 5, Schulbuch

Die Entwicklung des russischen Staates Normannische Wikinger machten das slawische Kiew zur Hauptstadt ihres Reiches. Sie knüpften mit Byzanz rege Handelsbeziehungen an. Wladimir, der fünfte Großherzog von Kiew, heiratete 980 eine byzantinische Prinzessin und nahm das Christentum an. Er öffnete damit sein Land dem Einfluss der byzantinischen Kultur und dem griechisch-orthodoxen Christentum. Die normannischen Eroberer gingen schließlich im slawischen Volkstum auf. Neben Kiew bildete das Fürstentum Nowgorod im Nordwesten ab dem 11. Jh. das zweite Zentrum Russlands. Es trat als Handelsmacht hervor („Pelzmarkt Europas“). Sein Gebiet erstreckte sich bis zum Ural. Fürst Newskij besiegte den aus dem Westen vordringenden „Deutschen Ritterorden“ (1242). Damit wurde in diesem Bereich die Grenze zwischen dem orthodoxen Russland und dem römisch-katholischen Westen für Jahrhunderte festgeschrieben. Die Glanzzeit Kiews neigte sich schließlich im 13. Jh. ihrem Ende zu: Zu den alten russischen Teilfürstentümern traten neue, die einander auf das Heftigste bekriegten. Diesen Kämpfen setzten die Mongolen ein Ende. Sie gründeten um 1240 das „Reich der goldenen Horde“ (vgl. S. 111). Die weitere staatliche Entwicklung Russlands hing eng mit dem Aufstieg des Großfürstentums Moskau zusammen. Dieses betrieb in zahlreichen Kämpfen die allmähliche Zusammenführung der russischen Teilfürstentümer. Unter Großfürst Iwan III. (1462–1505) brach die Herrschaft der Goldenen Horde über Russland zusammen. Er nahm schließlich unter dem Einfluss seiner Gemahlin, einer Nichte des letzten Kaisers von Byzanz, den Titel Zar (von „Caesar“) an. Da auch die griechisch-orthodoxe Kirche bereits ihre Residenz vom verödeten Kiew nach Moskau verlegt hatte, war diese Stadt nun auch zum kirchlichen Mittelpunkt Russlands geworden. Es hatte als „Drittes Rom“ das Erbe Ostroms angetreten. Unter seinem Sohn Iwan IV. schließlich begann die russische imperialistische Expansionspolitik – die Ausweitung Russlands über den Ural hinaus nach Sibirien. Spanien – Einigung und Aufstieg Spanien nimmt in Europa eine geographische Sonderstellung ein: Im Norden trennen es die unwegsamen Pyrenäen vom übrigen Europa. Im Süden macht die Meerenge die Verbindung nach Afrika leicht. So gelang einem arabischen Heer unter dem Feldherrn Tarik 711 der Übergang über die Meerenge von Gibraltar (arabisch: Gebel el Tarik: Felsen des Tarik). Die Westgoten, die seit der Völkerwanderung dort siedelten, wurden geschlagen. Schon acht Jahre später erreichten die Araber die Pyrenäen. Sie wurden nach ihrem Einfall ins Frankenreich 732 bei Tours und Poitiers von einem Heer fränkischer Panzerreiter unter der Führung Karl Martells besiegt und nach Spanien zurück gedrängt. In den folgenden drei Jahrhunderten wurde Spanien neben Damaskus und Bagdad zu einem Zentrum der arabischen Kultur im Westen. Im Jahr 1031 brach die Herrschaft der Kalifen über die gesamte iberische Halbinsel aufgrund von innermuslimischen Machtkämpfen und Unabhängigkeitsbestrebungen zusammen. K G R . K A S T I L I E N KGR. GRANADA KGR. PORT UGA L KGR. ARAGONI EN Barcelona Valencia Zaragoza Pamplona Toulouse Bordeaux Algier Granada Tetuan Tanger Málaga Sevilla Gibraltar Lissabon Córdoba Toledo León Salamanca Santiago de Compostela Bal earen Frankreich León Navarra Aragon Omaijaden- Kalifat von Córdoba Gft. Barcelona Kastilien 925 Kgr. 1037 zu Kast. 1035 Kgr. um 925 Kgr. 1035 geteilt 929-1010/31, n. 1010 islam. Kleinreiche der Reyes de Taifas 1035 Kgr. unter Oberhoheit v. Navarra Grenzen um 1550 M i t t e l m e e r Atlantischer Ozean Tajo Ebro Garonne Spanien um 1000 und 1550. Vergleiche die Herrschaftsbereiche in Spanien in den Jahren 1000 und 1550. Das übrige Land zerfiel in eine Vielzahl kleiner Fürstentümer; aus denen gingen bis zum 13. Jh. schließlich die vier Königreiche Navarra, Portugal, Aragon und Kastilien hervor. Vor allem Aragon und Kastilien, das allmählich zur Hauptmacht aufstieg, bemühten sich ab dem 11. Jh. um die Rückeroberung und erneute Christianisierung (Reconquista) des arabisch-islamischen Südspaniens. Diese jahrhundertelangen Kämpfe waren vielfach von Glaubensfanatismus und Rassenhass gegen die wirtschaftlich und kulturell überlegenen Araber und später gegen die Juden begleitet. Schließlich blieb die muslimische Herrschaft am Ende des 13. Jh. nur mehr auf das Gebiet um Granada beschränkt, wo sie bis 1492 überdauerte. Die Heirat der Thronfolger von Kastilien und Aragon (Isabella und Ferdinand) begründete die dauernde Verbindung dieser beiden Königreiche. Deren Tochter Johanna heiratete den Habsburger Philipp, den Sohn Kaiser Maximilians. Damit waren die Voraussetzungen für eine spanische Großmachtpolitik geschaffen. Im Gefolge der Entdeckungen dehnte sich der Einfluss Spaniens im 16. Jh. über den Atlantik bis nach Süd- und Mittel-(Latein-)Amerika aus. In Europa machte die Verbindung mit dem Haus Habsburg Spanien zu einem Teil des Weltreiches, in dem „die Sonne nicht unterging“. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Beschreibe die jeweilige Rolle der Könige/Fürsten in den einzelnen Ländern und vergleiche diese. 2. Sammle Informationen über den sogenannten „Hundertjährigen Krieg“. Erörtere die Folgen der Kämpfe für die einzelnen Länder und ihre Bevölkerung. Das Mittelalter – eine 1000-jährige Epoche 107 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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