Zeitbilder 5, Schulbuch

Zeitbilder 5 Scheipl Scheucher Ebenhoch Aktualisiert! Auch mit E-Book+ erhältlich

Das Zeitbilde von der Antik Das Arbeitshe genau abgest menorientiert Eine Fülle von keit der Schül züge, die Einb Online-Codes zusätzlich. Jed einzelnen Kom Die Zeitbilder AH 5/6 ISBN 978-3-209-08842-0 www.oebv.at ISBN 978-3-209-08842-0 zb56ah_08842_u1_u4.indd 1 Zeitbilder 5, Schulbuch + E-Book Schulbuchnummer: 160.217 Zeitbilder 5, Schulbuch E-Book Solo Schulbuchnummer: 208.154 Zeitbilder 5, Schulbuch mit E-BOOK+ Schulbuchnummer: 195.457 Zeitbilder 5, Schulbuch E-BOOK+ Solo Schulbuchnummer: 208.155 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur vom 19. September 2012, GZ BMUKK5.018/0096-B/8/2011, gemäß § 14 Absatz 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß den derzeit geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch an allgemein bildenden höheren Schulen für die 5. Klasse im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung geeignet erklärt. Mit Bescheid vom 6. Oktober 2023, GZ 2023-0.450.770 sowie GZ 2023-0.453.075, teilt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mit, dass gegen die aktualisierte Fassung (Aktualisierung nach Lehrplan 2017) des Werkes kein Einwand besteht. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Die Bearbeitung erfolgte auf der Grundlage von: Zeitbilder 5, Schülerbuch, Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, 1. Auflage 2013, ISBN 978-3-209-07233-7 (Autorinnen und Autoren: Josef Scheipl, Alois Scheucher, Ulrike Ebenhoch). Liebe Schülerin, lieber Schüler, Sie bekommen dieses Schulbuch von der Republik Österreich für Ihre Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“ Umschlagbild: Araldo de Luca - Corbis Historical / Getty Images Karten: Adam Silye, Wien nach Vorlage erstellt: 15/1; 30/1; 38/1; 49/1; 77/1; 78/1; 85/1; 86/1; 89/1; 102/2; 107/1; 112/1; 122/1; 137/1; 138/1; 140/1; 159/1; 160/1; 161/1; 165/1; 170/1 Klett Archiv/Stuttgart, adaptiert von Adam Silye, Wien: 85/1, 86/1 Freytag-Berndt und Artaria, Wien: 28/1; 41/1 1. Auflage (Druck 0001) © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2024 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Bildrechte: © Bildrecht GmbH, Wien 2024 Redaktion: Mag. Gudrun Magele, Maria Rojach; Mag. Brigitte Messner, Wien; Mag. Elisabeth Puntigam-Gröller, Wien Herstellung: MMag. Andrea Maria Fellner, Wien Layout: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Satz: Da-Tex Gerd Blumenstein, Leipzig Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn ISBN 978-3-209-13426-4 (Zeitbilder OS-A SB 5 + E-Book) ISBN 978-3-209-13440-0 (Zeitbilder OS-A SB 5 E-Book Solo) ISBN 978-3-209-13434-9 (Zeitbilder OS-A SB 5 + E-BOOK+) ISBN 978-3-209-13448-6 (Zeitbilder OS-A SB 5 E-BOOK+ Solo) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Josef Scheipl Alois Scheucher Ulrike Ebenhoch Zeitbilder OS SB 5 Von der Antike bis zum Ende des Mittelalters www.oebv.at Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Wie arbeite ich mit diesem Buch? Am Anfang des Schulbuchs findest du Informationen zur Kompetenzorientierung in den Zeitbilder-Bänden. Da die Aufgabenstellungen mit Operatoren formuliert wurden, werden als Erstes die wichtigsten Operatoren in einer Übersicht präsentiert. Die Zeitbilder-­ Autorinnen und Autoren haben sich bezüglich der Bedeutung der Operatoren am Leitfaden des BM:UKK orientiert (vgl.: Die kompetenzorientierte Reifeprüfung aus Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung. Richtlinien und Beispiele für Themenpool und Prüfungsaufgaben, 2010/2011, S. 14 – 18). Anschließend folgt ein erstes Kompetenztrainingskapitel, in dem du angeleitet wirst, die Begriffe/Konzepte „Geschichte“ und „Vergangenheit“ sowie „Quelle“ und „Darstellung“ zu klären und hinsichtlich ihrer Verwendung zu differenzieren. Alle drei Großkapitel starten mit Auftaktdoppelseiten. Großformatige Bilder, übersichtliche Zeitleisten sowie Einleitungstexte helfen dir beim Einstieg in das Kapitel. Sie wollen deine Neugier und dein Interesse wecken. Die Kompetenzboxen zeigen auf, welche Teilkompetenzen du mit Hilfe der Kompetenztrainingskapitel besonders intensiv entwickelst und trainierst. Gibt es im Großkapitel Hinweise zu fachspezifischen Methoden und Arbeitstechniken, so werden sie ebenfalls in den Kompetenzboxen genannt. Der Online-Code verweist auf Zeitbilder-Online. Über die Internetseite des öbv www.oebv.at findest du Links und vielfältige Materialien zu Themen, die dich vielleicht interessieren könnten, sowie zahlreiche Karten aus dem Schülerband. Jedes Großkapitel umfasst mehrere Einzelthemen. Sie werden in überschaubaren Kapiteln angeboten. Der Darstellungstext ist übersichtlich strukturiert (im Allgemeinen zwei oder vier Seiten). Vielfältige Materialien (Textquellen, Bilder, Karten, Illustrationen) helfen bei der inhaltlichen Auseinandersetzung. Fragen und Arbeitsaufträge regen dich an, die jeweiligen Themen selbstständig zu bearbeiten. 1. Den QR-Code scannen und die App aufs Smartphone oder Tablet laden. 2. Buchumschlag scannen oder das Schulbuch in der App-Medienliste auswählen. 3. Eine mit gekennzeichnete Buchseite scannen oder ein Audio/Video aus der Medienliste wählen und abspielen. QuickMedia App Android iOS 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

In den Kompetenztrainingskapiteln zum Bereich Historische Kompetenzen entwickelst und trainierst du mit Hilfe von geschichtlichen Quellen, z. B. Texten, Abbildungen oder Fotografien von gegenständlichen Quellen, die im jeweiligen Schuljahr besonders wichtigen Historischen Teilkompetenzen. In einigen dieser Kapitel findest du auch Informationen zu fachspezifischen Methoden und Arbeitstechniken und du lernst z.B. Karten interpretieren, Spielfilme analysieren und Urkunden untersuchen. Du findest auch einige Kapitel zur Politischen Bildung, mit deren Hilfe du dein Sachwissen und deine Politischen Kompetenzen weiterentwickeln kannst. Sie beinhalten meistens auch einen Projektvorschlag. Diesen kann die Gruppe/Klasse gemeinsam umsetzen. Das Basiswissen fasst am Ende jedes Großkapitels die wichtigsten Inhalte zusammen. Grundbegriffe erleichtern das Erlernen von Fachvokabular zu Geschichte und Politik. Die Längs- und Querschnitte behandeln ausgewählte Themen (Sklaverei, Frauen in der Neuzeit, Gesellschaften im Wandel) und deren Entwicklung im Lauf der Geschichte. Der Jahres-Check ermöglicht es dir, rasch festzustellen, welche Teilkompetenzen du im Laufe des Jahres/Semesters besonders intensiv trainiert hast und wo du die entsprechenden Kompetenztrainingskapitel findest. Außerdem erhältst du einen Überblick über die wichtigsten im Kapitel behandelten Themenbereiche. 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Kompetenzorientierung in den Zeitbilder-Bänden 8 Kompetenztraining Historische Sachkompetenz: Wie wir Geschichte verstehen können 9 Die antike Welt – Griechenland und Rom 12 1. Die Mittelmeerwelt – Wiege der Antike 14 2. Die griechische Antike – von der Frühzeit zur Polis 16 3. Die Entwicklung der „attischen Demokratie“ 18 4. Kompetenztraining Historische Sachkompetenz: Die „attische Demokratie“ im Vergleich mit der Demokratie in Österreich heute 22 5. Gesellschaft und Recht in der attischen Polis 24 6. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Alexanders Eroberungszüge (Geschichtskarten) 28 7. Hellenismus – antike Globalisierung 30 8. Götterspiele und Beginn der Wissenschaften 32 9. Griechische Kunst 34 10. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Mythologie und Spiele in der griechischen Antike 36 11. Die römische Republik 38 12. Rom – vom Dorf zum Weltreich 40 13. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Roms Aufstieg zur antiken Weltmacht (Schriftliche Quellen) 42 14. Der Untergang der Republik 44 15. Prinzipat – ein Kaiser an der Spitze 46 16. „Pax Romana“ – die römische „Weltherrschaft“ 48 17. „Dominat“ – absolutes Kaisertum der Spätantike 50 18. Kompetenztraining Historische Fragekompetenz: Römische Kaiserherrschaft 52 19. Gesellschaft und Geschlechterrollen in Rom 54 20. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Frauen in Griechenland und Rom 58 21. Das kulturelle Erbe der Antike 60 22. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Einblicke in die römische Antike – materiell, virtuell und interaktiv 62 Basiswissen Die antike Welt – Griechenland und Rom 64 Längsschnitt Sklaverei – Unmenschlichkeit seit Jahrtausenden 66 Kompetenztraining Historische Sachkompetenz: Sklaverei 72 Inhaltsverzeichnis 5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Das Mittelalter – eine 1000-jährige Epoche 74 1. Die Umgestaltung des antiken (West-)Europas 76 1.1 Der lange Marsch der Germanen 76 1.2 Was blieb von der antiken Welt? 77 2. Migration – Herausforderung und Bereicherung 78 3. Politische Bildung Das „Eigene“ und das „Andere“ 80 4. Erben der Antike: Byzantiner – Araber – Franken 82 4.1 Größe und Untergang des Oströmischen Reiches 82 4.2 Die Araber begründen ein Weltreich 84 4.3 Die Franken gestalten Europa 86 5. 10. Jahrhundert: Europas „Staatenwelt“ wird geschaffen 88 6. Der Feudalismus – die politische Grundlage des Hochmittelalters 90 7. Bauern und Grundherrschaft 92 8. Die Adeligen – die Herren der Gesellschaft 94 9. Die Diener Gottes beten 96 10. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Feudalismus 98 11. Kirche und Kaisertum – die zwei Mächte des Mittelalters 100 11.1 Papsttum und Kaisertum sind vielfach verwoben 100 11.2 Der Investiturstreit 101 11.3 Kaisertum und Papsttum erneut im Kampf um die Vorherrschaft 102 11.4 Die Kirche um 1200 103 12. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Kirche und Kaisertum – die zwei Mächte des Mittelalters (Bildliche Quellen) 104 13. Die Entwicklung politischer Gebilde in Europa: Vorläufer der modernen Staatenwelt? 106 14. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Robin Hood – vom Räuber zum Nationalhelden (Spielfilm) 108 15. Orient und Okzident – Wechselwirkungen 110 15.1 Die Kreuzzüge 110 15.2 Neues Machtzentrum im Osten – die Mongolen 111 15.3 Stätten der Begegnung: Spanien und Sizilien 112 15.4 Ost-West-Entfremdung 113 16. Politische Bildung Die Beeinflussung von Massen 114 17. Juden und Jüdinnen in Europa 116 18. Muslime und Musliminnen in Europa 118 19. Schulen, Universitäten und Wissenschaft 120 20. Gesellschaft und Wirtschaft im Spätmittelalter 122 20.1 Europas Bevölkerung verdoppelt sich 122 20.2 Die Agrarkrise 123 20.3 Bauern kämpfen um Besserstellung 124 20.4 Städte überwinden die Katastrophe 125 Basiswissen Das Mittelalter – eine 1000-jährige Epoche 126 Querschnitt Reisen im Mittelalter 128 Längsschnitt Die Stadt – Entwicklung und Perioden ihrer Blüte 136 Kompetenztraining Historische Orientierungskompetenz: Streiflichter aus mittelalterlichen und modernen Städten 144 Längsschnitt Alles, was Recht ist! 146 Kompetenztraining Historische Fragekompetenz: Recht 154 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Österreich von der römischen Herrschaft bis zur Neuzeit 156 1. Die römische Herrschaft in Österreich 158 2. Österreich im Frühmittelalter 160 3. Kompetenztraining Historische Sachkompetenz: Österreich von der römischen Herrschaft bis ins Frühmittelalter 162 4. Die Babenberger 164 5. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Die Georgenberger Handfeste (Schriftliche Quellen/Urkunden) 166 6. Die frühen Habsburger 168 7. Kompetenztraining Historische Fragekompetenz: Von den Babenbergern zu den Habsburgern 172 8. Politische Bildung Das Werden der österreichischen Länder 174 9. Romanik und Gotik in Österreich 176 10. Kompetenztraining Historische Methodenkompetenz: Romanik und Gotik in Österreich (Gegenständliche Quellen) 178 Basiswissen Österreich von der römischen Herrschaft bis zur Neuzeit 180 Jahres-Check: Kompetenzen trainieren 182 Jahres-Check: Kompetenzen trainieren 182 Personen und Begriffe 184 Quellen- und Literaturverzeichnis 188 Bildnachweis 191 7 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Kompetenzorientierung in den Zeitbilder-Bänden Die Zeitbilder-Bände unterstützen Schülerinnen und Schüler darin, Wissen und Kompetenzen im Fach Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung zu erwerben. In Zeitbilder 5 finden sie 18 meist als Doppelseiten konzipierte Kapitel zum Trainieren und Erweitern der im Lehrplan vorgegebenen Historischen und Politischen Teilkompetenzen. Diese stehen immer wieder auch in Verbindung mit Hinweisen und Anleitungen zur Methodenschulung. Außerdem werden drei Kapitel zur allgemeinen Vertiefung der Politischen Bildung angeboten. Die Aufgabenstellungen im Schulbuch wurden mit so genannten Operatoren formuliert. Das sind Verben, die zu bestimmten Handlungen auffordern, wie beispielsweise beschreiben, analysieren oder interpretieren. Die Operatoren lassen sich bestimmten Anforderungsbereichen zuordnen. Beschreiben gehört in den Anforderungsbereich I, hier steht die Wiedergabe von Sachverhalten im Mittelpunkt. Analysieren lässt sich dem Anforderungsbereich II zuordnen. Schülerinnen und Schüler sollen Inhalte selbstständig erklären, bearbeiten und auf unbekannte Zusammenhänge anwenden. Interpretieren gehört in den Anforderungsbereich III; Schülerinnen und Schüler sollen in der Lage sein, zu selbstständigen Begründungen und Bewertungen zu gelangen. Das Zeitbilder-Team hat sich bezüglich der Bedeutung der Operatoren am Leitfaden des BM:UKK orientiert (vgl.: Die kompetenzorientierte Reifeprüfung aus Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung. Richtlinien und Beispiele für Themenpool und Prüfungsaufgaben, 2010/2011, S. 14–18): Operatoren des Anforderungsbereiches I Operator Bedeutung des Operators Beispiel aus Zeitbilder 5 herausarbeiten Zusammenhänge aus dem zur Verfügung gestellten Material erkennen und wiedergeben Arbeite jene Textstellen heraus, in denen die Ungleichheit zwischen Mann und Frau zum Ausdruck kommt. beschreiben Wichtige Sachverhalte aus (Vor-)Wissen oder aus dem zur Verfügung gestellten Material systematisch und logisch wiedergeben Beschreibe die „attische Demokratie“, die unter Perikles eingeführt wurde. zusammenfassen Sachverhalte auf das Wesentliche reduzieren und geordnet darlegen Fasse die wesentlichen Schritte des „Ständekampfes“ zusammen. Auch: (be)nennen, ermitteln, feststellen, skizzieren, schildern, aufzeigen, auflisten, lokalisieren, definieren, wiedergeben Operatoren des Anforderungsbereiches II Operator Bedeutung des Operators Beispiel aus Zeitbilder 5 analysieren Sachverhalte oder Materialien systematisch untersuchen und auswerten Analysiere Ciceros Vorstellung einer idealen Provinzverwaltung (M9, M10). erklären Sachverhalte und Materialien durch eigenes Wissen in einen Zusammenhang einordnen und begründen Erkläre die Gründe, warum Marco Polo vom Großkhan geschätzt wurde vergleichen Sachverhalte oder Materialien gegenüberstellen, um so Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszuarbeiten Vergleiche die Lebenssituation der attischen Frauen mit der von Frauen heute. Auch: erläutern, auswerten, einordnen/zuordnen, untersuchen, begründen, charakterisieren Operatoren des Anforderungsbereiches III Operator Bedeutung des Operators Beispiel aus Zeitbilder 5 rekonstruieren/ erzählen/ darstellen Die Vergangenheit in einer selbstständigen Erzählung kritisch darstellen mit Hilfe von Quellen, Darstellungen und eigenem Wissen Rekonstruiere anhand der Angaben der Urkunde, wie dieser Teil Österreichs damals aussah und wovon die Menschen lebten. beurteilen Den Stellenwert von Aussagen, Behauptungen und Urteilen bestimmen, um so zu einem begründeten Urteil zu gelangen Beurteile die Einstellung und das Verhalten dieser Unternehmer, inwiefern sich ihre Forderungen aus damaliger bzw. heutiger Sicht rechtfertigen lassen. interpretieren Aus Material Sinnzusammenhänge methodisch herausarbeiten und begründet Stellung nehmen Interpretiere, welche Wirkung die Karikatur auf Befürworter und Gegner einer deutschen Einigung erzielt haben könnte. Auch: bewerten, erörtern, dekonstruieren, darstellen, Stellung nehmen, diskutieren, überprüfen, gestalten, verfassen 8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Wie wir Geschichte verstehen können Die Inhalte in diesem Abschnitt dienen dazu, Historische Sachkompetenz zu entwickeln. Zunächst ist es dabei notwendig zu klären, was unter „Geschichte“ und „Vergangenheit“ zu verstehen ist, was man mit „Quellen“ und „Darstellungen“ meint und wie diese verwendet werden. Anhand der folgenden Ausführungen kannst du die entsprechenden Einsichten erarbeiten und im Laufe des weiteren Unterrichts anwenden. Im Alltag und in der Umgangssprache verwenden wir die Wörter „Geschichte“ bzw. „geschichtlich“ (historisch) und „Vergangenheit“ auf ganz selbstverständliche Weise. Wir gehen davon aus, dass alle wissen, was wir meinen, wenn wir z.B. sagen: „Das ist eine schöne Geschichte“; „das gehört für immer der Vergangenheit an“; „das ist die Geschichte unserer Familie“; „der Goldpreis erreichte einen historischen Höchststand“. Aus dem Wetterbericht: „Es war noch nie so warm, seit es geschichtliche Aufzeichnungen gibt.“ Für wen aber ist eine Geschichte eine „schöne Geschichte“ bzw. eine „schöne ‚Erzählung‘“? Wer bestimmt darüber, dass etwas „der Geschichte angehören soll“? Im Geschichtsunterricht und natürlich in der Geschichtswissenschaft werden solche Fragen systematisch behandelt. Hier bezieht sich Geschichte auf vergangenes Geschehen, wie es z.B. durch Quellen oder Darstellungen überliefert (berichtet) wird. Solche Berichte stellen immer nur Ausschnitte aus dem tatsächlichen Geschehen in einem bestimmten Zeitabschnitt (= der Vergangenheit) dar. So wird z.B. auch ein Bericht über einen Verkehrsunfall oder über ein Ereignis in der Klasse niemals alles enthalten, was dabei tatsächlich passiert ist. Obwohl also „Geschichte“ mit „Vergangenheit“ zu tun hat, ist sie doch nicht dasselbe wie „Vergangenheit“. Unterschiede von „Geschichte“ und „Vergangenheit“: „Geschichte“ ist etwas „Gemachtes“, also eine (Re-)Konstruktion. Das Machen der Geschichte ist das Erzählen. Dies gilt für fiktive (erdachte) Geschichten (Romane, Märchen, Legenden) genauso wie für solche, die sich um Faktizität (Tatsachenfeststellung) bemühen (z. B. historische Fachbücher). Das Erzählen von „wirklichen Gegebenheiten“ der Vergangenheit als Geschichte geschieht immer in der Gegenwart; jede jeweilige Gegenwart deutet die Vergangenheit aus ihrem Blickwinkel. Deshalb sieht die „Römische Geschichte“ (4 Bände, Berlin 1854 – 1885), die Theodor Mommsen (1817 – 1903) schrieb, ganz anders aus als Suetons (69 – 140 n. Chr.) „Leben der Cäsaren“ und als Jochen Bleickens (1926 – 2005) „Geschichte der römischen Republik“ (München 1955). Aber auch zeitgenössische Geschichtswissenschaft hat häufig unterschiedliche Ansichten und Ergebnisse. Geschichtswissenschaft ist nämlich immer von einem Standpunkt, einer „Perspektive“, abhängig. (Vereinfacht nach Jordan: Einführung in das Geschichtsstudium, 2005, S. 38) M1 Geschichte ist vielfältig. Sie wird (re-)konstruiert: Geschichte gehört in sehr unterschiedlichen Formen zum Leben. Im Alltag der Einzelnen ergeben sich vielfach Bezüge auf Geschichte, wenngleich meist nur beiläufig. So erfährt man von früheren Erlebnissen der eigenen Familie und interessiert sich für die eigene Herkunft im Mehrgenerationenzusammenhang. Man hält inne vor Gräbern, Denkmälern und anderen Erinnerungsorten der nahen oder weiteren Umgebung. Reisen führen zu historischen Sehenswürdigkeiten und zur Begegnung mit Fremdem, das nur durch Rückgriff auf seine Entstehung verstanden werden kann. [...] Wenn man so denkt und spricht, setzt man allerdings ein breites Verständnis von Geschichte voraus: etwa im Sinn verschiedener kultureller Praktiken, durch die sich ein Mensch, eine Gruppe, ein Gemeinwesen (z. B. eine Dorfgemeinschaft) oder eine Kultur auf Vergangenes bezieht, um unterschiedliche Bedürfnisse der Gegenwart – auch im Hinblick auf die Zukunft – zu erfüllen. Anders formuliert: Geschichte ist eine Vielfalt von Praktiken (Erzählungen, Erinnerungen, Deutungen, Sammlungen etc.), durch die Vergangenes bewahrt oder neu mit Bedeutung für Gegenwart und Zukunft versehen (rekonstruiert) wird. Geschichte ist also ein Verhältnis, das zwischen Vergangenheit und Gegenwart unter Berücksichtigung der Zukunft hergestellt (konstruiert) wird. (Gekürzt und vereinfacht nach Kocka. In: Budde/Freist/Günther-Arndt (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, 2008, S. 12 – 31, bes. S. 14 f.) Historisches Wissen entsteht über vielfältige Anregungen: Der Historiker ist immer auch Zeitgenosse. [...] Indem Historiker Geschichte „erzählen“, folgen sie bestimmten, aus ihrer jeweiligen Gegenwart entnommenen Formen und Sprechweisen. Solches historisches Wissen ist retrospektiv, perspektivisch, selektiv und partikular. Retrospektivität bedeutet, dass seine Wertvorstellungen dem Historiker den Zugang zur Vergangenheit weisen, dass sich seine Fragestellungen aus seinen eigenen Problem- und Zeitwahrnehmungen bestimmen. Perspektivisch ist historische Erkenntnis insofern, als die Problemsicht des Historikers immer durch seine Gegenwart geprägt ist. Dass historisches Wissen immer nur selektiv (ausschnitthaft) sein kann, liegt auf der Hand. Es lässt sich nämlich Vergangenheit nie vollständig rekonstruieren, sondern nur in Ausschnitten, die wiederum der Historiker ausgewählt hat. Da aus historischem Wissen zudem nur partikulare (auf Teile bezogene und vorläufige) Erkenntnisse gewonnen werden können, kann es keine „abschließenden“ „historischen Wahrheiten“ geben, sondern nur, auf unterschiedlichen Wegen, vielfältige Annäherungen. (Metzler: Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, 2004, S. 43 f.) M2 M3 9 Kompetenztraining Historische Sachkompetenz Die Begriffe/Konzepte „Geschichte“ und „Vergangenheit“ sowie „Quelle“ und „Darstellung“ klären und hinsichtlich ihrer Verwendung differenzieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

M4 Die Bedeutung von Quellen für die Herstellung (Konstruktion) von Geschichtswissen: Wie Menschen in der griechischen und römischen Antike gelebt haben, erfahren wir durch archäologische Funde, durch Inschriften oder auch durch Münzen. Als überlieferte Texte aus der Zeit liegen die Aufzeichnungen früher Geschichtsschreiber und Dichter vor, eine Reihe von Herrscherbiografien, aber auch Fachliteratur zu Fragen der Religion und der Hauswirtschaft ist aus der Antike überliefert. Die Schriften geben Einblicke in das Wirtschaftsleben, in die sozialen Bedingungen und Geschlechterrollen der Gesellschaft vor mehr als 2000 Jahren. Für das Mittelalter kommen Chroniken, Viten (Lebensbeschreibungen) und Hagiografien (sogenannte Heiligenlegenden) ebenso wie Briefe, Predigten, Bußbücher, Urkunden und Besitzaufzeichnungen (Urbare) hinzu. Sie erlauben Aufschlüsse über die Beschaffenheit der mittelalterlichen Gesellschaft, die Wertevorstellungen und Besitzverhältnisse von damals lebenden Menschen. Da die „kleinen Leute“ – und das bleibt bis in die Zeitgeschichte ein Problem für Historiker – wenige schriftliche Zeugnisse hinterlassen haben und über sie nur selten in den damaligen Aufzeichnungen berichtet wird, tappen wir über ihre Lebenswelten häufig im Dunkeln. (Gekürzt und vereinfacht nach Budde: Quellen, Quellen, Quellen … In: Budde/Freist/Günther-Arndt (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, 2008, S. 52 – 69, bes. S. 57) M5 Quellenprüfung und Quellenkritik: Eine historische Aussage kann noch so spannend und anregend sein – glaubwürdig wird sie erst dann, wenn sie auf einem soliden Quellenfundament aufruht. Die häufig in Handbüchern betonte Differenz zwischen historischer Darstellung als Zusammenfassung der Kenntnisse einer Zeit über eine vergangene Zeit einerseits und historischer Quelle als Zeugnis der Vergangenheit anderseits ist fraglos richtig. Dabei bleibt jedoch häufig außer Acht, dass fundierte Darstellungen in der Regel auf einer gut sortierten Quellenbasis fußen. Gleichzeitig schreiten Quellen als Kontrolleure einer ausufernden Historikerfantasie ein und üben ihre „Vetomacht“ aus. (Gekürzt und vereinfacht nach Budde: Quellen, Quellen, Quellen … In: Budde/Freist/Günther-Arndt (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, 2008, S. 52 – 69, bes. S. 54.) M4 M5 M6 Zur Auswertung von Quellen: Die Aussagekraft einer Quelle hängt freilich auch davon ab, was der Historiker (für seine Darstellung) aus ihr herauslesen möchte, das heißt, welche Fragen er an sie stellt. Quellen sprechen nur, wenn man sie befragt, und sie sprechen so oder anders, je nachdem, wie man sie befragt. [...] Quellen können auf vielfältige Art und Weise zum Sprechen gebracht werden. Niemand kann von einer Quelle behaupten, sie sei vollständig ausgeschöpft worden, denn niemand vermag zu sagen, was künftige Historiker durch intelligentes Fragen noch alles aus ihr herausholen werden. [...] Man muss also Quellen lesen und immer wieder lesen. (Sellin: Einführung in die Geschichtswissenschaft, 1995, S. 49 f.) Die Trennung zwischen Quelle und Darstellung verschwimmt manchmal. Üblicherweise bauen Darstellungen historischer Ereignisse auf Quellen auf. Wenn diese Quellen jedoch verloren gegangen sind, kann man als Erkenntnisquelle nur mehr auf die Darstellung zurückgreifen. Auf diese Weise wird die Darstellung zu einer (sekundären, mittelbaren) Quelle. Es hängt auch von der Fragestellung ab: Wenn wir uns mit der Autorin oder dem Autor einer Darstellung oder allein mit der Darstellung beschäftigen wollen – warum etwa eine Darstellung so und nicht anders gestaltet ist –, so wird diese zu einer Quelle. M5 Beispiel für eine Quelle: Am hochheiligen Geburtstag des Herrn, als der König bei der Messe vor dem Altar über dem Grab des Apostels Petrus sich vom Gebet erhob, setzte ihm Papst Leo eigenhändig eine kostbare Krone aufs Haupt und übertrug ihm das Imperium Romanorum. [...]. Karl wurde fortan Imperator und Augustus genannt. (Einhard, Vita Caroli, um 830; gekürzt) M5 Beispiel für eine Darstellung: Roms Erfolg (hat) [...] vielerlei Gründe: Doch entscheidend war seine (= Roms; Anm. d. A.) allgemeine Großzügigkeit (wenn man von Landkonfiszierungen absieht), die Flexibilität, mit der es allmählich den Rest Italiens an sich band, und die Kriegsstärke, über die es dadurch verfügte. Ferner lieferte auch der Erfolg der römischen Expansion und Roms Bereitwilligkeit, die damit verbundenen Gratifikationen (Kriegsgewinne) zu teilen, eine Erklärung für seine Stärke, sie beruhte auf dem Konsens sowohl innerhalb des römischen politischen Systems als auch mit dem italischen Bund […]. (Crawford: Die römische Republik, 1984, S. 45; gek. d.d.A.) M6 M7 M8 10 Kompetenztraining Historische Sachkompetenz Die Begriffe/Konzepte „Geschichte“ und „Vergangenheit“ sowie „Quelle“ und „Darstellung“ klären und hinsichtlich ihrer Verwendung differenzieren Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

M96 Beispiel für eine Darstellung: Fragen und Arbeitsaufträge 1. Arbeite anhand von M1 und M2 den Unterschied von „Vergangenheit“ und „Geschichte“ heraus und notiere die wesentlichen Punkte. Erkläre dabei die Begriffe „Konstruktion“ und „Rekonstruktion“. 2. Erläutere anhand von M1, wovon die Darstellung (Erzählung) der Geschichte abhängt. 3. Arbeite mögliche Begegnungen mit Vergangenheit im täglichen Leben anhand von M2 heraus. Stelle dabei die Verbindung von Geschichte zu Vergangenheit und Zukunft her und erörtere dies. 4. Ermittle anhand von M3, unter welchen Zugängen Historikerinnen und Historiker Geschichte darstellen. Notiere die entsprechenden Begriffe und ihre Bedeutungen. Diskutiert eure Ergebnisse und verfasst eine Stellungnahme zur Perspektivität und Ausschnitthaftigkeit von Darstellungen der Geschichte. 5. Arbeite anhand von M4 verschiedene Quellengattungen zur Geschichte des Altertums und des Mittelalters heraus. Ergänze nach Möglichkeit diese Liste um weitere Beispiele. 6. Arbeite anhand von M5 und M6 Unterschiede zwischen Quelle und Darstellung heraus und notiere diese. Ziehe dazu auch M7 und M8 heran. 7. Vergleiche M3 und M6 hinsichtlich des Umgangs mit Quellen und ihrer Bedeutung für die historische Darstellung. Diskutiert dazu die Aufforderung, „Quellen immer wieder zu lesen“. 8. Verfasse einen kurzen Bericht über den erlebten Unterricht in der Klasse. Vergleicht die einzelnen Berichte. Diskutiert sie unter dem Gesichtspunkt, dass diese Berichte einmal als „Quelle“, ein anderes Mal als „Darstellung“ Verwendung finden. 9. Beschreibe deine Eindrücke beim Betrachten des Alexander-Mosaiks (M9). Beachte dabei besonders, wie der Künstler die beiden Hauptakteure und die Schlacht insgesamt darstellt. Erörtere, welches Geschichtsbild er uns von diesem historischen Geschehen vermitteln wollte (Konstruktion von Geschichte). 10. Fasse anhand von M10 mögliche Konzepte für die Darstellung von Geschichte zusammen. Erörtere daraufhin, wie nützlich diese für den Geschichtsunterricht sind. M6 Geschichtsdarstellung mit Hilfe von „Konzepten“: Darstellungen der Vergangenheit folgen unterschiedlichen Konzepten. Auf diese Weise wird der umfangreiche und vielfältige Stoff der Vergangenheit von Historikern sinnvoll und überschaubar gegliedert. Solche Konzepte sind somit keine objektiven Tatsachen, die einfach vorhanden waren. Sie werden vielmehr von den Historikern an die Vergangenheit herangetragen und sind somit je nach Kenntnisstand auch veränderbar. Geschichte wird also konstruiert bzw. rekonstruiert. Für solche Darstellungen sind Zeit und Raum mögliche Konzepte. Beispielsweise wird eine politische Revolution in minutiöser Form beschrieben, z. B. durch die Gliederung des Ablaufs in Stunden und Tagen. Hingegen folgen Darstellungen z. B. über klimatische Veränderungen und ihre Einflüsse auf das menschliche Leben einem anderen Umgang mit der Zeit: Hier wird z. B. von langer Dauer gesprochen und in zeitlichen Abständen von Jahrzehnten oder Jahrhunderten berichtet. Räumliche Konzepte können sich auf eine Stadt (Stadtgeschichte, z. B. von Salzburg), auf ein Land (Landesgeschichte, z. B. von Tirol), auf eine Industrieregion (z. B. Eisenstraße in der Steiermark und in Oberösterreich), einen Staat (z. B. Geschichte Österreichs) oder auf die ganze Welt (Globalgeschichte) beziehen. Daneben führen Spezialisierungen in der Geschichte zu ihrer Unterteilung in historische Epochen (Altertum, Mittelalter, Neuzeit und Zeitgeschichte), oder zu systematischen Einteilungen wie z. B. Sozial-, Wirtschafts-, Kultur-, Politik- oder Geschlechtergeschichte. (Nach: Jessen: Dimensionen. In: Budde/Freist/Günther-Arndt (Hg.): Geschichte. Studium – Wissenschaft – Beruf, 2008, S. 102 – 120) M10 Das Mosaik zeigt die entscheidende Szene einer Schlacht gegen die Perser: Alexander der Große, links auf dem Pferd, greift den Perserkönig, rechts auf dem Streitwagen, direkt an. Dareios wendet sich in diesem Augenblick zur Flucht. (Detail aus dem Alexander-Mosaik der Casa del Fauno in Pompeji, 1. Jh. v. Chr. Man nimmt an, dass das Mosaik eine Kopie nach einem Gemälde des 4. Jh. v. Chr. darstellt.) Wie wir Geschichte verstehen können 11 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Viele kulturelle und wissenschaftliche Errungenschaften des heutigen Europa gehen zurück auf die Griechen und Römer des Altertums. Griechische Politik und Kultur, ihre technischen, medizinischen und philosophischen Erkenntnisse haben die Entwicklung des „Abendlandes“ bis in unsere Gegenwart beeinflusst. Durch die Eroberungen Alexanders von Makedonien wurde erstmals von Europa aus ein Weltreich errichtet. In diesem entwickelten sich mit dem so genannten Hellenismus auch eine „globale Wirtschaft“ und eine gemeinsame, über drei Kontinente vernetzte Kultur. Auch die nachfolgende „Weltherrschaft“ der Römer hinterließ in vielen Ländern Europas bis heute ihre Spuren, z. B. Reste römischer Tempel, Theateranlagen, Wasserleitungen, Römerstraßen. Noch immer verwenden wir ihre Schrift. Ihre Sprache bildet die Grundlage der modernen „romanischen“ Sprachen. Von römischen Rechtsvorstellungen wurden viele heute gültige Rechtsordnungen in Europa und auch außerhalb Europas beeinflusst. Und auch das Christentum, die größte der Weltreligionen, hat seinen Ursprung im Römischen Reich. 753 v. Chr. Sagenhafte Gründung Roms 776 v. Chr. Beginn der olympischen Spiele (ungesichertes Datum) ca. 1000–ca. 550 v. Chr. Griechische Kolonisation ca. 2000–ca. 1200 v. Chr. Einwanderung der Indoeuropäer ca. 2500–ca. 1400 v. Chr Hochkultur auf Kreta Die antike Welt – Griechenland und Rom 12 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Das griechisch-römische Theater in Taormina, Sizilien. In diesem Kapitel trainiert und erweitert ihr vor allem folgende Kompetenzen: Historische Sachkompetenz Aussagen und Interpretationen über die Vergangenheit und Gegenwart anhand von Belegen aus Quellen und Darstellungen nachzuvollziehen (Belegbarkeit) Historische Methodenkompetenz Geschichtskarten lesen Geschichtskulturelle Produkte als Orte des historischen Erzählens erkennen Schriftliche Quellen beschreiben, analysieren und interpretieren Historische Fragekompetenz Fragen, die in Darstellungen der Vergangenheit oder in schriftlichen Quellen behandelt werden, herausarbeiten Online-Ergänzungen 65m588 395 n. Chr. Endgültige Trennung von Westrom und Ostrom 27 v. Chr.–476 n. Chr. Römische Kaiserzeit (bis zum Ende Westroms) 334–30 v. Chr. Epoche des Hellenismus 509–27 v. Chr. Freie römische Republik 594–429 v. Chr. Entwicklung der „attischen Demokratie“ 13 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

1. Die Mittelmeerwelt – Wiege der Antike Die Mittelmeerwelt – im Schatten der Hochkulturen Während die Menschheit in den verschiedenen Hochkulturen der Erde bis zum 3. Jahrtausend v. Chr. schon eine bedeutende Entwicklung vollzogen hatte, waren in Europa fast überall jungsteinzeitliche Lebensformen vorherrschend. Nur auf Kreta und im übrigen ägäischen Raum bildeten sich schon im 3. Jt. Lebensformen mit einem ähnlichen Entwicklungsstand wie im Vorderen Orient und in Ägypten heraus. Die „minoische“ Kultur, benannt nach dem sagenhaften König Minos, war eine der bedeutendsten Kulturen dieses Raumes. Sie kannte bereits eine eigene Schrift – die bis heute nicht entzifferte Linearschrift A. Es gab auch schon stadtähnliche Siedlungen mit großen Palästen wie z.B. in Knossos und – neben Ackerbau und Viehzucht – eine auf (Fern-)Handel basierende Tauschwirtschaft. Dazu kamen viele technische Errungenschaften, die zum Teil aus den östlichen Hochkulturen übernommen wurden (z. B. das Räderfahrzeug). Bezüglich der Herrschaftsform und des Aufbaus der Gesellschaft sind auf Grund der wenigen und nicht auswertbaren schriftlichen Quellen viele Fragen offen: Bestand Kreta aus mehreren kleinen Stadtstaaten oder gab es bereits ein großes Reich, das auch die ägäische Inselwelt beherrschte? In der übrigen westlichen Mittelmeerwelt waren die altmediterranen Gesellschaften von solchen Errungenschaften bzw. Entwicklungsstufen noch weit entfernt. Wahrscheinlich lebten sie als Sippenverbände vorwiegend in kleinen Dorfgemeinschaften. Ackerbau und Viehzucht bildeten die Grundlage dieser geschlossenen Hauswirtschaften und erst gegen Ende des 3. Jt. dürfte ihnen die Metallverarbeitung und -nutzung bekannt geworden sein. Weibliche Figuren in unterschiedlicher Darstellungsform und aus verschiedensten Materialien lassen vermuten, dass die Stellung der Frau in einigen Regionen rund um das Mittelmeer recht bedeutend war. Die Erde selbst wurde wohl als weibliches Wesen gedacht. Diskus von Phaistos mit Linearschrift A. (Museum Heraklion, Kreta, 17. Jh. v. Chr.) Statuette einer etruskischen Göttin, Höhe 16,4 cm. Die Göttin ist mit einem feinen „Chiton“, einem hemdartigen Gewand, bekleidet. (Perugia, um 500 v. Chr.) Diese „Mutter-Göttinnen“ werden von manchen Forscherinnen und Forschern als Vorfahrinnen der griechischen und römischen Göttinnen der klassischen Zeit angesehen. Die Indoeuropäer drängen von Norden in den Mittelmeerraum Im Laufe des 2. Jahrtausends v. Chr. kam es zur Einwanderung bzw. zum Einsickern mehrerer indoeuropäischer Gruppen in Richtung Mittelmeerraum – nach Kleinasien, Griechenland und Italien (s. Karte). Dort haben sie sich mit der bodenständigen Bevölkerung zum Teil vermischt und diese teilweise auch verdrängt. Im heutigen Griechenland (besonders auf der Peloponnes) folgte der „minoischen“ die „mykenische“ Kultur. Ihre Herrscher ließen gewaltige Burgen errichten (z.B. in Mykene und Tiryns), doch ihre Abstammung ist bis heute nicht mit Sicherheit geklärt. Auch die seit 1952 entzifferte Schrift der „Mykener“, die so genannte Linearschrift B, gibt darüber keine Auskunft – denn die Aufzeichnungen beschränken sich auf Inventarlisten, Rechnungen sowie Orts- und Götternamen. Als sicher aber gilt, dass aus dieser Vermischung von Einwanderern und allochthoner (= ansässiger) Bevölkerung die Griechen hervorgegangen sind. Die eingewanderten Stämme zogen an der Wende zum 1. Jt. v. Chr. teilweise auf die ägäischen Inseln und an die kleinasiatische Küste weiter: Das ist die Epoche der ersten griechischen Kolonisation. 14 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Die Wanderungen von Ost nach West Etwa zur gleichen Zeit kam es wahrscheinlich zu einer Wanderbewegung aus dem ägäischen Raum nach Mittelitalien (Toskana, Umbrien). Aus der Vermischung dieser Einwanderer mit der autochthonen Urbevölkerung entwickelte sich dort das Volk der Etrusker, das sich durch eine eigene Schrift und hohe kulturelle Leistungen auszeichnete. Seit dem 8. Jh. v. Chr. setzten sich die Griechen in Unteritalien und an der Ostküste Siziliens fest und brachten griechisches Kulturgut nach Westen. Im Zuge dieser so genannten Zweiten Kolonisation errichteten sie aber auch im übrigen Mittelmeerraum und an der Schwarzmeerküste neue Siedlungen (= Kolonien). Am Beginn des 1. Jahrtausends waren auch die Phönikier von ihrem Ursprungsland Syrien in das westliche Mittelmeer aufgebrochen. Sie gründeten etwa um 800 v. Chr. an der nordafrikanischen Küste die strategisch und handelspolitisch bestens gelegene Stadt Karthago. Bis nach Guinea im Süden und England im Norden reichte der karthagische Fernhandel. Die Karthager beherrschten aber auch den Westen Siziliens und hatten Stützpunkte auf den Balearen und an der spanischen Küste. Diese Phönikier hatten schon seit dem 2. Jt. v. Chr. enge Kontakte zum ägäischen Raum und zählen dadurch zu den wichtigen Vermittlern orientalischer (Hoch-)Kultur nach dem Westen. Als Beispiel dafür gilt die phönikische Buchstabenschrift: Sie diente wahrscheinlich sowohl der etruskischen als auch der griechischen Schrift und damit indirekt auch dem lateinischen Alphabet als Vorlage. Die griechisch-römische Antike Seit der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. entfaltete sich zuerst im heutigen Griechenland, wenige Jahrhunderte später auch im heutigen Italien eine Hochkultur, die griechisch-römische Antike. In ihr wurden die Grundlagen für das spätere Europa geschaffen: ––die Entwicklung der Städte (mit der ihnen eigenen Infrastruktur und gesellschaftlichen Differenzierung) aus den dörflichen Hauswirtschaften; ––die Herausbildung monarchischer und republikanischer Staats- sowie oligarchischer, diktatorischer und demokratischer Herrschaftsformen; ––die Entwicklung der abendländischen Philosophie, der Natur- und Rechtswissenschaften sowie der christlichen Religion. Fragen und Arbeitsaufträge 1. Erkläre, warum die „minoische“ Kultur als Hochkultur bezeichnet werden kann und wodurch sie sich von der jungsteinzeitlichen Kultur unterscheidet. 2. Fasse die verschiedenen „Wanderbewegungen“ im Mittelmeerraum im 2. und 1. Jt. v. Chr. zusammen. 3. Liste mit Hilfe der Karte und des geographischen Atlas die Mittelmeerstaaten auf, in denen die Griechen Kolonien gründeten. Beschreibe und analysiere die dargestellten Wanderbewegungen. ab 1200 Einsickern der Indoeuropäer Kelten (ab ca. 600) Etrusker (ab ca. 800) minoisch-mykenische Kultur (bis ca. 1100) Ägypten Neues Reich (1550-1070) 3. Zwischenreich (1070-712) Spätzeit (712-332) Phönikier (ab ca. 1100) Hethiterreich (bis ca. 1200) Zypern Sizilien Malta Korsika Sardinien Balearen Kreta Phönikier (ab ca. 900) England Guinea Memphis Phaistos Knossos Tiryns Athen Mykena Sparta Milet Troja Hattusa Sidon Tyros Tarent Neapel Rom Villanova Volterra Tarquinia Karthago Massilia Emporion Gades Tartessos Griechen (ab ca. 750) Griechen (ab ca. 750) M i t t e l m e e r Atlanischer Ozean Tajo Ebro Garonne Rhône Loire Seine Rhein Donau Theiß Dnjepr Euphrat Nil Po Schwarzes Meer altmediterrane Kulturen Urnenfelderkultur (bis ca. 900) Alle Daten - mit Ausnahme jener Ägyptens - beruhen auf Schätzungen 0 1000 km Die Mittelmeerwelt ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. Die antike Welt – Griechenland und Rom 15 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

2. Die griechische Antike – von der Frühzeit zur Polis Q Bruder mit Bruder losen zu lassen, und wen es treffe, den auszusenden, und Leute aus allen Ortschaften zu nehmen (...). (Herodot 4, 153) Wer sich aber dem Beschluss der Volksversammlung nicht beugen wollte, hatte mit strengen Strafen zu rechnen, wie die folgende Inschrift beweist: Q Wenn aber einer nicht ziehen will, wenn ihn die Polis fortschickt, soll er todgeweiht sein, und sein Besitz soll Gemeingut werden. Wer ihn aber aufnimmt und versteckt und sei es sein Vater oder sein Bruder, wird dasselbe erleiden wie der, der nicht ziehen will [...]. (Meiggs/Lewis, A selection of Greek historical inscriptions, 5, S. 23 f.) Auch über eine etwaige Rückkehr gab es eine Vereinbarung zwischen den Daheimgebliebenen und den Kolonisten: Q Wenn sie aber (die Kolonie) nicht behaupten können, und auch die Theraier ihnen nicht zu Hilfe kommen können, sondern sie von Not bedrückt werden fünf Jahre lang, sollen sie aus dem Land fortgehen ohne Furcht, nach Thera zu ihrem eigenen Besitz dort, und sollen dort Bürger sein [...]. (Meiggs/Lewis, A selection of Greek historical inscriptions, 5, S. 23 f.) Diese Koloniegründungen waren oft gewagte Unternehmen, die nur von wenigen hundert Männern ausgeführt wurden. Mit ihrer Mutterstadt blieb eine Kolonie durch die gemeinsame Sprache, die Religion (Götterverehrung) und die politische Ordnung verbunden. Schon nach hundert Jahren hatte manche Tochterstadt ihre „Mutter” an Macht und Reichtum übertroffen und selbst neue Kolonien gegründet. Die griechische Frühzeit Bis heute ist die Geschichte der griechischen Frühzeit bei den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern umstritten. Eine historische Darstellung des zweiten Jahrtausends vor Christus ist nur mit Hilfe archäologischer Zeugnisse und der überlieferten griechischen Mythen möglich. Auch die auf Tontäfelchen vorhandenen Aufzeichnungen in Linear B-Schrift sind für diesen Zeitraum als Quelle unzureichend. Sie geben nämlich über Gesellschaft und Kultur so gut wie keine Auskunft. Wir wissen nur, dass mehrere indoeuropäische Stämme ins heutige Griechenland langsam „eingesickert” sind und sich hier mit der bodenständigen Bevölkerung vermischt haben. Deren Nachkommen sind die Griechen. Über die Zeit zwischen 1100–800 v. Chr. gibt es ebenfalls kaum Quellen. Zu Beginn dieser „dunklen Jahrhunderte” sind diese verschiedenen Stämme auf die ägäischen Inseln und an die kleinasiatische Küste weiter gezogen (erste Kolonisation). Griechen erobern die Küsten des Mittelmeeres Zwischen 750 und 550 v. Chr. verließen viele Griechen neuerlich ihre Heimat. Sie errichteten fast überall im Mittelmeerraum und an der Schwarzmeerküste neue Kolonien (2. Kolonisation). Anlässe zum Auswandern gab es genug: Überbevölkerung und Versorgungskrisen und damit politische Spannungen in der Heimatstadt; daher: Suche nach neuem Ackerland; Sicherung der Fernhandelsrouten durch Handelsstützpunkte und Suche nach neuen Absatzmärkten. Die Siedler aus Thera, der heutigen Insel Santorin, gründeten um 630 v. Chr. die Kolonie Kyrene an der libyschen Küste. Die Geschichte ihrer Auswanderung lässt sich ziemlich genau nachvollziehen: Nach einer siebenjährigen Dürreperiode beschlossen die Theraier, In Hafen einlaufende Flotte, minoisch, 13. Jh. v. Chr., Fresko aus Thera (Santorin). (Archäologisches Nationalmuseum, Athen) Nenne Kolonien, die du aus der neueren Geschichte kennst. 16 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

Die Griechen konnten sich aber nicht uneingeschränkt im Mittelmeer ausbreiten: Im Osten wurden sie durch Phönizier und Perser gestoppt, im Westen traten ihnen die Karthager und Etrusker entgegen. Die griechische Polis Seit dem 8. Jh. v. Chr. entwickelte sich in der griechischen Welt die Polis (= Gemeinde- oder Stadtstaat) zur charakteristischen politischen Organisationsform: Ihr Zentrum war immer eine dörfliche oder städtische Siedlung, um die sich ein verschieden großes Umland befand. Athen als eine der größten Poleis hatte eine Fläche von etwa 2500 km2. Der griechische Historiker Thukydides berichtet im 5. Jh. v. Chr. über die Entstehung seiner Heimatpolis Athen: Q Unter Kekrops und den ersten Königen bis zu Theseus lebte man in Attika in einzelnen Ortschaften, die ihre eigenen Rathäuser und Beamten hatten. Als aber Theseus König geworden war, der nicht nur klug, sondern auch mächtig war, ordnete er das gesamte Land, hob Rat und Amtsgewalt in allen Ortschaften auf und vereinigte diese zu der jetzigen einen Stadt mit nur einem Rat für alle. Jeder blieb auf seinem Eigentum wohnen wie bisher; er zwang sie nur, ihren Staat in dieser einen Stadt zu sehen, der nun alle angehörten. (Thukydides, Geschichte des Peloponnesischen Krieges II, S. 15) Fasse in eigenen Worten die Maßnahmen zusammen, mit denen König Theseus die Verwaltung Athens neu ordnete. Wesentlich für die Entwicklung dieser Stadtstaaten war die geographische Eigenart Griechenlands. Die durch Gebirgslage und Meer getrennten Kleinlandschaften förderten die Ausbildung lokaler Herrschaften und verhinderten die Ausbildung größerer Flächenstaaten. Entscheidende Merkmale der Polis waren nach der Idealvorstellung des griechischen Philosophen Aristoteles: –– die Selbstverwaltung: Jede Polis hatte eine eigenständige Verfassung mit unterschiedlichen Herrschaftsformen – der Aristokratie (Herrschaft des Adels), der Oligarchie (Herrschaft von Wenigen), der Tyrannis (Alleinherrschaft) oder der Demokratie (Volksherrschaft); ––die Unabhängigkeit nach außen, obwohl die Poleis untereinander oft Bündnisse eingingen; –– die wirtschaftliche Selbstständigkeit. Je nach ihrer Größe entwickelten sich diese Poleis auch zu religiösen, kulturellen und wirtschaftlichen Zentren. Es gab Hunderte solcher Gemeindestaaten, meistens mit einigen hundert bis knapp mehr als tausend Einwohnerinnen und Einwohnern. In den wenigsten Fällen kann man diese Gemeinden aber mit heutigen Städten vergleichen. Der Archäologe John Camp beschreibt Aussehen und Funktion des Zentrums einer Polis: L Die Stadt wurde im Prinzip in drei Räume aufgeteilt: einen öffentlichen, einen privaten und einen religiösen. Öffentlicher Raum stand stets in Form einer Agora, des großen zentralen Platzes der Stadt, zur Verfügung. Der Platz selber konnte Raum für die unterschiedlichsten Aktivitäten bieten: Versammlungen, Wahlen, Märkte, Feste, Sportwettkämpfe, Prozessionen, Theatervorstellungen, militärische Übungen und dergleichen. [...] Die Privathäuser umfassen ein breites Spektrum an Größen und Ausstattungsmerkmalen, und man hat vor allem in Olynthos und Priëne Hunderte von Häusern ausgegraben, die ein Bild häuslichen griechischen Lebens vermitteln. Religiöse Räume waren überall in der Stadt ebenso wie auf der Akropolis zu finden. Heiligtümer konnten in der Größe variieren, von Altären, die nicht mehr als ein bescheidenes Quadrat erforderten, bis hin zu gewaltigen Tempeln mit riesigen säulenbestandenen Einfriedungen, die mehrere Häuserblocks in Anspruch nahmen. (Camp u. Fisher: Götter, Helden, Philosophen, 2003, S. 78 f.) Vergleiche Funktion und Merkmale einer Polis (eines Poliszentrums) mit jenen einer heutigen Stadt. Untersuche und bewerte am Beispiel deines Heimatortes das ungefähre Aufteilungsverhältnis von öffentlichem, privatem und religiösem „Raum“. Die beiden größten Städte der klassischen griechischen Welt, Athen und Syrakus, zählten 40 000 bis 50 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Ausbildung der hellenistischen Großreiche (am Ende des 4. Jh. v. Chr.) bedeutete auch das Ende der für Aristoteles typischen Polis: Sie verlor die Unabhängigkeit nach außen. Bis ins 8. Jh. v. Chr.: Königsherrschaft (Monarchie) Monarch als höchste Autorität: Heerführer, Gesetzgeber, Richter, oberster Priester dazu: Ältestenrat – Heeresversammlung Seit dem 8. Jh. v. Chr.: Zurückdrängung der Monarchie durch Adelsherrschaft (Aristokratie) Ausschaltung der Heeresversammlung Macht beruht auf: Grundbesitz und berittenen Kriegern Seit dem 7. Jh. v. Chr.: Zurückdrängung des Adels durch freie (Groß-)Bauern und (Groß-)Händler Macht beruht auf: militärischer Leistung (schwer bewaffnete Fußkämpfer) und Geld Seit dem 6. Jh. v. Chr.: In einigen Poleis Tyrannenherrschaft Macht beruht auf: Militär und Masse des Volkes oder Herrschaft von wenigen Adeligen (Oligarchie) Macht beruht auf: Militär, Grundbesitz oder Entwicklung zur Volksherrschaft (Athen) Die Entwicklung von Herrschaft in Griechenland ➞ ➞ ➞ Die antike Welt – Griechenland und Rom 17 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

3. Die Entwicklung der „attischen Demokratie“ Erste Machtwechsel in Athen Auch in Athen herrschten in der Frühzeit Könige (wie z. B. der sagenumwobene Theseus). Seit dem 8. Jh. v. Chr. jedoch übernahmen langsam ihre Gefolgsleute, die berittenen Adeligen, die politische Macht. Sie besaßen große Güter und galten als die Besten (griechisch: aristoi) der Gesellschaft. Diese Machtübernahme geschah in Athen durchaus friedlich. Zuerst wurde die Regierungsdauer des Königs auf zehn Jahre beschränkt. Ab dem 7. Jh. v. Chr. teilten sich zunächst drei, bald danach neun Adelige als Oberbeamte (= Archonten) die Regierungsgewalt. Später wechselten sie einander sogar jährlich ab. Seit dem 7. Jh. v. Chr. führten die gesellschaftlichen Veränderungen zu einem großen sozialen Konflikt. Es gab zwei aufstrebende Bevölkerungsgruppen: –– den neuen „Geldadel“: Er war durch den blühenden Handel mit den Kolonien und die damit aufkommende Geldwirtschaft entstanden; –– die reichen Großgrundbesitzer. Ihnen standen die vielen nicht konkurrenzfähigen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern als Verlierer gegenüber: Sie gerieten in wirtschaftliche Schwierigkeiten, mussten zunächst bei einem Grundbesitzer Schulden machen und dafür ihr Land als Sicherstellung bieten. Waren sie nicht in der Lage, den Kredit zurückzuzahlen, boten sich ihnen zwei Möglichkeiten: Sie konnten entweder ihren Besitz dem Grundherrn überlassen und in die Stadt ziehen oder sie begaben sich in die Leibeigenschaft. Viele der ehemals freien Bäuerinnen und Bauern wurden schließlich als Sklavinnen und Sklaven verkauft. Aufnahme der Akropolis mit dem Parthenon im Mittelpunkt Die (Verfassungs-)Reform des Solon Im Jahr 594/593 v. Chr. sollte der Archon Solon, ein reicher Kaufmann, als „Versöhner und weiser Reformator“ diesen sozialen Konflikt lösen. Er genoss nämlich bei allen Bevölkerungsgruppen das Vertrauen. Sein Reformprogramm umfasste folgende Punkte: ––Die auf Grundstücken lastenden Schulden wurden wesentlich gemindert. –– Alle wegen Schulden leibeigen gewordenen Personen wurden freigelassen; die ins Ausland verkauften Sklavinnen und Sklaven auf Staatskosten zurückgeholt. –– Die Verpfändung der eigenen Person wurde verboten. ––Ein neues Recht sah für reiche wie arme Bürger die gleiche Behandlung vor (Gleichheitsgrundsatz – Isonomie). Solon vergrößerte aber auch die politischen Rechte des „Geldadels“, der ihn als Gesetzgeber in das Regierungsamt gedrängt hatte. Er teilte die attischen Bürger in vier Vermögensklassen ein. Je nach der Größe ihres Vermögens (und ihrer Steuerleistung) durften sie künftig in der Politik mitbestimmen. Nur die Reichsten konnten Archonten werden und nur die Besitzlosen durften nicht in die Regierung. Alle Bürger aber waren in der Volksversammlung vertreten, wo die Gesetze beschlossen wurden (Timokratie = Herrschaft des Vermögens). Erörtert die Möglichkeit, politische Mitbestimmung nur von der Höhe der Steuerleistung abhängig zu machen, und geht auch darauf ein, welche Auswirkungen das auf die politische Situation in Österreich hätte. Sammelt dazu Pro- und Kontra-Argumente und führt darüber eine Diskussion in der Klasse. Tyrannis auch in Athen Solons Reformen änderten nichts daran, dass die besitzlosen Bäuerinnen und Bauern weiterhin als billige Arbeitskräfte in der Landwirtschaft oder im Gewerbe ihr Leben meistern mussten. Ihre Unzufriedenheit nützte um 560 v. Chr. der Adelige Peisistratos und erkämpfte sich mit ihrer Hilfe schließlich die Alleinherrschaft (= Tyrannis). Er schickte feindlich gesinnte Adelige in die Verbannung und teilte deren Grundbesitz und auch Staatsboden unter den besitzlosen Bauern auf. Die armen Stadtbewohner beschäftigte er im Straßen-, Wasserleitungs- und Tempelbau. Peisistratos förderte durch viele Aufträge auch Kunst und Kultur, die er mit einer neuen Steuer finanzierte. Sein Sohn Hippias führte die Tyrannis weiter fort, bis er 510 v. Chr. von gegnerischen Adelsgeschlechtern aus Athen vertrieben wurde. Kleisthenes entwickelt die Demokratie weiter Der Athener Adelige Kleisthenes, der maßgeblich an der Vertreibung des letzten Tyrannen mitgewirkt hatte, führte im Jahre 508 v. Chr. als neuer „weiser Gesetzgeber“ die nächste Verfassungsreform durch. Er löste die alten, auf Verwandtschaft beruhenden vier Stammesverbände (= Phylen) auf und fasste die attischen Bürger in zehn neuen Phylen zusammen. Nun konnten z.B. der Bauer vom Bergland, der Kaufmann aus der Stadt und der Fischer von der Küste in ein- und derselben Phyle zusammenkommen. Eine Phyle bildete gleichzeitig auch eine Heereseinheit. Das Archontenamt durften weiterhin nur die Reichsten ausüben. Doch nunmehr konnten auch die Besitzlosen in die Regierung gelost werden. Neu war seit Kleisthenes das Amt des Strategen: Von der Volksversammlung wurde aus jeder Phyle ein militärischer Oberbefehlshaber gewählt – die einzige Funktion, welche die Athener auf Grund ihrer Wichtigkeit nicht dem Losentscheid überließen. 18 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=