53 Die Tiere stimmten ab. Nur eine Rattenfamilie und Viola Viper waren dafür, Triodor aus der Gemeinschaft auszuschließen. So kam es, dass der kleine Triodor den Kaiseradlern entkam und genauso wie jedes andere Tierkind im Wald leben durfte. Einige Jahre später, als Triodor zum ersten Mal in die Tierschule ging, musterten ihn die anderen Kinder ebenso verblüfft. Tagsüber spielte er fröhlich mit den anderen, doch am Abend sah er manchmal traurig in den Spiegel. „Mama, warum bin ich anders?“, fragte er seine Mutter manchmal, wenn er sich die Ohren wusch. „Du bist außergewöhnlich, mein Kleiner“, antwortete Mama Hase. „Aber die Kinder machen sich lustig über mich, ich höre es mit allen drei Ohren, auch wenn sie flüstern! Sie nennen mich Propellerohr und Herr Dreimalklug, dabei fühle ich mich gar nicht anders!“ „Weil du es nicht bist. Also höre nicht auf sie, nur auf dich selbst. Irgendwann werden sie schon noch dahinterkommen, dass sie kein bisschen besser sind als du. Du wirst sehen. Einen Hasen beurteilt man nicht nach seinem Äußeren, nur nach seinen Taten.“ Eines Tages sollte sich herausstellen, dass Mama Hase recht hatte. Eine stille Nacht umhüllte den Wald, nur Triodor war noch wach, er knetete seine kleinen Ohren und versuchte sich so in den Schlaf zu wiegen. Irgendwann war Triodor es leid, sich schlaflos und traurig von der einen Seite auf die andere zu wälzen. Ich werde ein bisschen in den Garten gehen, dachte er sich, stand auf und öffnete die Tür. Er kam gerade bei der kleinen Bank am Ende des Gartens an, als er (mit allen drei Ohren) Unheil verkündende Geräusche hörte. Es knisterte, knackte und zischte. Als würde etwas aus der Ferne auf den Wald zukommen. Ich muss mir glauben, ich muss meinen Ohren trauen, dachte er, und schon rannte er los. Erst beim Haus von Krista Krähe blieb er stehen und rief durchs offene Fenster. Papa Krähe antwortete ihm verschlafen: „Wer ist da, und was will er so spät?“ 25 30 35 40 45 50 55 Märchen und Sagen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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