Lasso Lesebuch 3, Schulbuch [Teil A]

51 Wie der Erzberg entdeckt wurde Im Erzbachtal, dort, wo das Wasser des Leopoldsteiner Sees herunterrauscht, liegt eine Grotte, in der vor undenklichen Zeiten ein Wassermann gewohnt hat. Einmal nahmen ein paar Männer aus der Gegend einen alten Mantel und bestrichen ihn mit Pech. Und als sie den Wassermann vor der Grotte schlafend liegen fanden, schlichen sie sich an ihn heran und warfen ihm den klebrigen Mantel über. Der Wassermann tobte vor Zorn, zischte und quakte und brachte plötzlich Menschenworte heraus: „Freilassen! Ihr müsst mich freilassen!“ Die Männer aber wollten ihn nicht freilassen und taten, als hätten sie keine Ohren. Da fing der Wassermann zu weinen an. „Lasst mich frei, und ich gebe euch große Schätze zum Lohn!“ „Das klingt schon besser“, sagten die Männer. „Was willst du uns geben?“ „Gold für ein Jahr“, sagte der Wassermann. „Silber für zehn Jahre. Oder Eisen für immer.“ Die Männer berieten untereinander, was sie wählen sollten, und entschieden sich für das Eisen. Der Wassermann deutete auf den Erzberg und sagte: „In diesem Berg ist Eisen für immer. Holt es euch. Aber jetzt lasst mich frei!“ Ein Jahr lang schlugen sie das Erz aus dem Berg, bis sie ganz sicher wussten, dass der Wassermann die Wahrheit gesagt hatte. Denn in dem erzhaltigen Berg war wahrhaftig Eisen für immer. Jetzt brachten sie ihn zu seinem Wasserloch zurück. Der Wassermann glitschte sofort hinein. Aber ehe er verschwand, rief er: „Ihr habt vergessen zu fragen, wo man den Karfunkelstein findet! Und wie das ist mit dem Kreuz in der Nuss!“ Und fort war er. Was seine Worte bedeuteten, konnte niemand sagen. Fragen hat man den Wassermann nicht können. Denn er ist niemals wieder aus seinem Wasserloch aufgetaucht. Friedl Hofbauer 3 Märchen und Sagen LE▶ Lesestrategien zunehmend bewusst nach Zielvorgabe einsetzen. ▶ Lesetraining, Seite 40 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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