Lasso Lesebuch 2, Schulbuch [Teil A]

61 • Wie könnt ihr euch im Alltag gegenseitig helfen? 2 3 Die Sterntaler Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und Mutter gestorben. Das Mädchen war so arm, dass es kein Zimmerchen hatte, um darin zu wohnen und kein Bettchen, in dem es schlafen konnte. Es besaß nur noch die Kleider, die es am Leib trug und ein Stücklein Brot. Und weil es doch niemanden mehr hatte, ging es hinaus in die Welt. Auf seinem Weg begegnete ihm ein armer Mann, der bat: „Ach, bitte gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig.“ Er tat dem Mädchen leid und so gab sie ihm das ganze Stück Brot und ging weiter. Bald traf es ein Kind, das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe.“ Da nahm das Mädchen seine Mütze ab und gab sie dem Kind. Und als es noch eine Weile gegangen war, da begegnete ihm wieder ein Kind, das zitterte vor Kälte. Das Mädchen zog sein Jäckchen aus und schenkte es dem Kind. Dem nächsten gab es sein Röcklein, damit es sich wärmen konnte. Nach einer Weile kam das Mädchen in einen Wald. Schon war es dunkel geworden, doch der Mond schien hell durch die Bäume. Es dauerte nicht lange, bis ihm abermals ein Kind begegnete, und auch dem war bitterkalt. Das Mädchen dachte sich: Es ist dunkle Nacht, da sieht mich keiner, da kann ich wohl mein Hemdchen hergeben. Und so zog es sein Hemd aus und reichte es dem fremden Kind. Als das Mädchen aber nun im Wald stand und gar nichts mehr hatte, da fielen auf einmal die Sterne vom Himmel herab und waren blanke Taler. Und obwohl das gute Mädchen alles weggegeben hatte, trug es nun ein neues, wunderschönes Kleid, das war von feinstem Linnen1. So sammelte es die Taler in sein Schürzchen und war reich für sein Lebtag. Mein Wortschatz 1 Linnen = Leinen Volksmärchen nach den Gebrüdern Grimm Märchenzeit LE▶ Zu altersangemessenen Texten die Meinung äußern. ▶ Lesetraining, Seite 52 n97r34 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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