Univ.-Prof. Dr. Helmut Habersack Warum habe ich Kulturtechnik und Wasserwirtschaft/Umweltingenieurwissenschaften studiert? Mit 13 Jahren half ich mit, den Dorfbach neben dem Bauernhof meiner Eltern in der Steiermark zu regulieren. Davor war der Bach mein Spielplatz, es gab dort Fische, Krebse, Eisvögel, tiefe und seichte Stellen, Weiden, sprich ein Paradies. Der Hof war ständig von Überschwemmungen bedroht, so dass Schutzmaßnahmen erforderlich waren. Ich konnte damals nicht verstehen, warum man nicht Hochwasserschutz betreiben und gleichzeitig die Ökologie erhalten kann. Fasziniert von meinem Biologielehrer am Gymnasium wollte ich künftig Lösungen finden, die gleichzeitig Nutzung und Schutz von Flüssen und Bächen ermöglichen würden. Daher studierte ich an der Universität für Bodenkultur (BOKU, Wien), wo seit ihrer Gründung vor 150 Jahren die Nachhaltigkeit im Zentrum der Forschung und Lehre steht. Was sind meine heutigen Aufgaben und Interessen? Wo sehe ich künftige Entwicklungen? Nach Forschungsaufenthalten in Neuseeland und Kanada, Gastprofessuren in USA und Japan wurde ich 2011 zum Professor für Wasserbau und Hydraulische Modellierung an die BOKU berufen. Um innovative Lösungen zur nachhaltigen Entwicklung von Flüssen wie der Donau oder auch global (im Rahmen der UNESCO) zu entwickeln, bedarf es theoretischer, numerischer Ansätze, physikalischer Modellversuche, damit die Prozesse in Flüssen mathematisch beschrieben werden können, und Naturmessdaten, um Modelle kalibrieren zu können. Das neue Wasserbaulabor erlaubt neue Einblicke in die Bewegung des Wassers, der Sedimente, von Fischen und Pflanzen. Dabei steht der Fluss im Mittelpunkt, den der Mensch für die Wasserkraft, Schifffahrt oder Trinkwasserversorgung sowie Erholung nutzen möchte. Gleichzeitig ist er von Hochwasser und Dürre – verstärkt durch den Klimawandel – bedroht. Er bietet jedoch Lebensraum für viele Arten wie Fische, die vielfach vom Aussterben bedroht sind. Dazu ist eine gemeinsame Kraftanstrengung notwendig, die auch die Zukunft des Menschen im Lichte Bevölkerungswachstum, Landnutzungsänderung und Klimawandel betrifft. Mit Innovation und Forschung wird es möglich sein, nachhaltige Maßnahmen zu entwickeln, die wirtschaftlich interessant sein können und die Ökosystemleistungen gleichzeitig verbessern. Das ist von zentraler Bedeutung, fördert „green jobs“ und gibt der künftigen Generation die Möglichkeit, sich aktiv durch ein entsprechendes Studium oder ein Engagement für die Umwelt, Fließgewässer und den Menschen einzubringen. 7.1 Univ.-Prof. Dr. Helmut Habersack (geb. 1966) leitet das Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung an der Universität für Bodenkultur Wien. Das neue Wasserbaulabor ist seiner Initiative zu verdanken. Er wurde im Jahr 2023 als „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie Forschung ausgezeichnet. 7.2 Blick in das Wasserbaulabor kurz vor Fertigstellung. 14 Jahre nach der ersten Idee wurde 2023 das weltweit einzigartige BOKU Wasserbaulabor eröffnet. In dem 90 Meter langen und bis zu 25 Meter breiten Flusslauf werden Versuche bis zum Maßstab 1:1 durchgeführt. 7 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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