Dr. Elke Ludewig Auf die folgenden beiden Fragen antwortete uns Dr. Elke Ludewig (6.1, 6.2): Warum habe ich Physik studiert? Die Physik hat viele Facetten. Ich war fasziniert vom Erdsystem, von Wetterprozessen (Atmosphärenphysik), von Wellen im Ozean (Hydrosphäre, Ozeanographie), Erdbeben und Vulkanen (Geophysik). Meine Mutter erzählt oft, dass ich mit 5 Jahren den Atlas aufschlug, mit entschlossener Bestimmtheit auf die Antarktis zeigte und sagte, dort will ich leben und arbeiten. Um diesen Traum zu erfüllen, studierte ich Meteorologie mit Nebenfach Geophysik und Ozeanographie, alles spezifische Bereiche der Physik. Das Studium beinhaltete neben den genannten Fächern auch Informatik, Mathematik, Instrumententechnik und die gesamte Physik bis zur Quantenmechanik. Dabei war Physik nicht mein Lieblingsfach in der Schule, aber mit Physik kann man in viele spannende Bereiche eintauchen, davor konnte ich mich nicht verschließen. Mein Studium schloss ich in Atmosphärenphysik und Erdsystemwissenschaften ab. Dank der Physik konnte ich an faszinierenden Orten der Erde forschen (z. B. Neumayer-Station-III, Alfred-Wegener-Institut, Antarktis). Im Bereich der Klimaforschung leisten wir nun am Sonnblick einen bedeutenden Beitrag für die Menschheit. Wo sind meine heutigen Aufgaben und Interessen? Wo sehe ich künftige Entwicklungen? Aktuell leite ich die internationale Klima- und Umweltforschungsstation „Sonnblick Observatorium“ der GeoSphere Austria. Wir forschen in allen Bereichen der Atmosphäre (Lufthülle der Erde), Kryosphäre (alle Formen von Eis und Schnee), Biosphäre (umfasst alle Lebewesen) und studieren Prozesse zwischen diesen Sphären. Ich bin für den Betrieb, die Wetterbeobachtung und die Forschungsprogramme des Observatoriums zuständig und betreue zahlreiche Wissenschafterinnen bzw. Wissenschafter sowie technisches Personal – eine sehr vielfältige und wichtige Aufgabe. Die Daten des Sonnblick Observatoriums fließen z. B. in den internationalen Klimabericht IPCC ein und stehen Forschenden weltweit zur Verfügung. Am Sonnblick-Observatorium betreibe ich auch mit meinem Team und Partnerinnen bzw. Partnern das Europäische Zentrum für Wolkenvergleichsmessungen (ECCINT – European Center for Cloud ambient INTercomparison) im Rahmen des europäischen Forschungsverbunds ACTRIS (Aerosol, Cloud, Trace Gas Infrastructure). Mit ECCINT wollen wir qualitativ hochwertige Wolkendaten in Europa erfassen, Wolkenprozesse besser verstehen und so Klima- und Wettervorhersagen verbessern. Mit den neuen Erkenntnissen sollen Unsicherheiten des Einflusses von Wolken und Aerosolen auf das Klima reduziert werden. Die physikalischen und chemischen Prozesse des Erdsystems sind noch nicht vollständig verstanden, hier besteht noch viel Forschungsbedarf, der auch die Entwicklung und Optimierung von Messinstrumenten erfordert. Mit dem Sonnblick-Observatorium steht hier der nächsten Generation von Forscherinnen und Forschern in Österreich eine international anerkannte Forschungsinfrastruktur und Nachwuchsförderung zur Verfügung. 6.1 Dr. Elke Ludewig (geb. 1987) leitete 13 Monate lang den Wetterdienst einer Forschungsstation in der Antarktis. Das Foto zeigt sie bei der Kontrolle eines Windmessers. Seit 2016 leitet sie das Observatorium am Sonnblick (12.2). Weitere Informationen zu dieser Forschungsstation sind unter www.sonnblick.net und www.geosphere.at zu finden. 6.2 Die Wetterbedingungen auf dem Sonnblick sind nicht immer einfach. Dennoch muss man die Messungen genauestens durchführen. 6 Einblicke in aktuelle Forschung Auf diesen Seiten erfährst du, – Details aus dem Forschungsalltag von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern. – mehr über die fachlichen Hintergründe und die Entwicklung, die man als Forscherin bzw. Forscher durchmacht. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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