Zeitbilder 3, Arbeitsheft

41  Auf nach Amerika! Auf nach Europa! Johann Wenzel gilt als Gründer der burgenländischen Kolonie in Chicago. Die Industrialisierung in den USA und in Kanada mit einem hohen Bedarf an Arbeitskräften stand einer Landnot und Überbevölkerung in Mitteleuropa gegenüber. Es kam zur Massenauswanderung. Wenzel ließ sich im Süden der Stadt nieder, andere folgten. Im Gasthaus Kolerits pflegten die Ausgewanderten Bräuche wie das Martiniganslessen, organisierten sich in burgenländischen Klubs und hielten Kontakt zur Heimat. Ali Zafari flüchtete 2012 nach der Ermordung seines Vaters durch die Taliban aus Afghanistan. Als er nach einer langen Flucht allein in Österreich ankam, konnte er weder lesen noch schreiben. M1 John Wenzel, ein Auswanderer in Chicago D Im Frühjahr 1890 nahm John Wenzel, damals 31 Jahre alt und wirtschaftlich stark verschuldet, Abschied von seiner Frau und den Kindern. „Wie Gott mich führt, so will ich gehen, er wird was Gutes wählen“, sagte er und ging weinend aus dem Haus. Er reist mit Pferdewagen, Bahn und Schiff nach Amerika und über New York nach Chicago. Schließlich fand er Arbeit in einer Knochenmühle. Sein Vorarbeiter schätzte seinen Fleiß. Eines Tages sagte er: „Wenn alle Leute in Ungarn so fleißig sind wie du, dann kannst du einige schicken.“ Wenzel fuhr nach Hause und kam im Jahre 1900 mit 45 Männern zurück nach Chicago. 22 waren aus Grodnau und 23 aus den Nachbargemeinden. Das sind die legendären „45 Pioniere von Chicago“. Jeder von ihnen ließ dann wieder viele Freunde und Verwandte nachkommen. 30 Jahre später lebten 30000 Burgenländer in Chicago. (nach: W. Dujmovits, Die Amerikawanderung der Burgenländer) M2 Menschenhändler vor Gericht Q Wir sehen da den Werber, wie er seine Opfer im Wirtshaus bei Bier und Branntwein beschwatzt und sie zu dem Entschlusse beredet, in dem fremden Weltteile ihr Glück zu suchen. Wie viele dieser Armen, welchen man das ferne Land über dem „großen Wasser“ als ein Eldorado, als ein neues Kanaan, in welchem Milch und Honig fließen, geschildert hat, mögen drüben in Amerika elend zu Grunde gegangen sein! Wie Wenige aber mögen dort jenes Glück gefunden haben, welches sie in der Heimat vergebens zu erjagen versucht hatten. (nach: (Neuigkeits)-Welt Blatt, 21.11.1889) 1 Erzähle die Geschichte von John Wenzel mithilfe des Einleitungstextes sowie M1 und M2. Stelle die unterschiedlichen Blickwinkel auf die Auswanderung in M1 und M2 dar. Stellt fest, ob es auch in eurer Familie oder eurem Bekanntenkreis Auswanderer gab. (HOK III) 2 Vergleicht die Geschichte von John Wenzel (M1) und Ali Zafari (M3). Stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest. (HSK II) 3 Arbeite aus M2 heraus, wie der Journalist das Werben um Auswanderer bewertet. (HMK II) M3 Gelungene Integration Q Es ist Dienstagvormittag, 8.15 Uhr, Ali Zafari ist bereits seit eineinhalb Stunden im Dienst. Er schleift an einem Stahlgerüst, durch das einmal ein Aufzug fahren soll. „Vor Kurzem habe ich auch das Schweißen gelernt“, ruft der 21-Jährige laut, weil in der riesigen Halle auch ringsum lautstark die Funken fliegen. Aufgrund seiner flinken Arbeitsweise hat er den Spitznamen „Wiesel“ bekommen. Seit knapp einem Jahr macht er eine Lehre zum Industrieschlosser, und wahrscheinlich ist er so etwas wie ein Paradebeispiel für gelungene Integration: Sein Chef meint: „Ich wollte einfach einem jungen Menschen, der zeigt, dass er arbeiten will, eine Chance geben.“ (nach: Trend, 17/2018) zu den Schulbuchseiten 92 bis 95 Die Industrialisierung verändert die Gesellschaft Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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