25 zu den Schulbuchseiten 50 bis 53 Sechs Freunde machen sich auf den Weg nach Paris, erleben den Sturm auf die Bastille, den Sturz und die Hinrichtung des Königs, die Herrschaft der Jakobiner und den Zusammenbruch des Terrorregimes. Freiheit! Sechs Freunde in den Wirren der Französischen Revolution 1 Beschreibe die Reaktion des Königs auf seine Verurteilung zum Tode. Nenne die Reaktionen der Pariser Bevölkerung auf die bevorstehende Hinrichtung des Königs. (HMK I) 2 Ermittle, was unter den Begriffen „Sturm auf die Bastille“, „Ludwig XVI“, „Jakobiner“, „Terrorherrschaft“, „Marseillaise“ und „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ zu verstehen ist. Besprich mit deiner Banknachbarin bzw. deinem Banknachbarn jeden Begriff. Notiere einige Stichwörter. (HMK II) Drei Tage später hatte Hébert als Vertreter der Stadt Paris, zusammen mit dem Justizminister, die Pflicht, dem König sein Urteil zu verkünden. Beide Amtspersonen hatten ihre Schreiber dabei. Héberts Schreiber war René. Für 14 Uhr waren die Herren im Temple angesagt. René schlug das Herz bis zum Hals. Sein Mund war ausgetrocknet. Die Hand, in der er die Kladde hielt, war eiskalt und abgestorben. Die andere zitterte wie die eines alten Mannes. Der König befand sich allein im Raum. Er empfing die Abgeordneten stehend. „Meine Herren“, sagte der König, „tut eure Pflicht. Ich höre.“ Der Justizminister sprach die Urteilsformel aus: Tod ohne das Recht auf Berufung. Tod ohne das Recht einer Gnadenfrist. Das Gesicht des Königs verriet keine Regung. Nach einer Weile des Schweigens sagte er mit beherrschter Stimme: „Ich bitte um einen Aufschub von drei Tagen, um Zeit zur Vorbereitung zu haben.“ Der Justizminister machte eine ablehnende Handbewegung. „Ich bitte, jenen Priester unverzüglich herzuführen, den man in der Gasse der Taubenschläge Nummer sieben antreffen wird. Man soll ihm eine Sicherheitsbegleitung geben.“ Der Justizminister murmelte verlegen: „Wird gewährt.“ „Ich bitte, dass mir erlaubt sei, mit meiner Familie zu sprechen. Und als Letztes möchte ich die Sorge um meine Dienerschaft der öffentlichen Hand empfehlen. Es wäre nicht gerecht, sie in mein Unglück zu verwickeln.“ Als der Morgen des 21. Januar anbrach, waren alle Fensterplätze vom Temple bis zu den Tuilerien teuer verkauft. René kletterte auf einen Prellstein. Am Abend zuvor hatten die amtlichen Ausschreier ein Ausgehverbot verbreitet: Kein Mann zwischen 18 und 25 Jahren durfte sich auf der Straße sehen lassen. Würden sich die Verschwörer daran halten? Die Glocken der Martinskirche begannen zu läuten. Es war halb neun. Renés Herzschlag raste: Jetzt sollten die beiden Abgeordneten den König mit Vater Edgeworth in den inneren Burghof geleiten. Jetzt sollten die bestochenen Offiziere so tun, als ließen sie ihn in die Amtskutsche einsteigen, an der schon Clavière bereitstand! Jetzt mussten die beiden Abgeordneten zu ihren eigenen Kutschen geführt werden. – Und jetzt – jetzt muss Clavière von der einen Seite in die Amtskutsche umsteigen, während man den König auf der anderen herauszieht, um mit ihm durch das seitliche Tor zu entweichen. Die Kutschen im Templerhof setzen sich in Bewegung! Jetzt muss sich der König in Clavières Kutsche schon unauffällig der Bastille nähern, wo die Pferde warten! Jetzt müsste die Amtskutsche mit Clavière herankommen, während der König auf fliegenden Rossen nach Passy ritt! Die Menschenmenge schrie auf: „Sie kommen!“ „Übt Gnade!“, tönte es aus der Menge, als die Kutsche der Abgeordneten herankam. Ein Kind brüllte: „Vive le roi!“ Die Mutter hielt ihm den Mund zu, während sie selber weinte. Wenn nur Clavière nicht versehentlich aus dem Kutschenfenster sah! flehte René. – Dann versagten ihm die Knie: Durchs Fenster der Kutsche war das unbewegte Gesicht des Königs zu sehen. Seine Befreiung war missglückt. Jetzt fuhr die Kutsche langsam auf das Schafott zu. Ludwig XVI. warf einen langen Blick in die Runde, während er einem Offizier die Hände zur Fesselung reichte. Dann stieg er, von Vater Edgeworth begleitet, die Stufen zur Guillotine empor. Dort wandte er sich um und rief: „Ich wollte, mein Blut würde den Franzosen zum Glück gereichen!“ (nach: Inge Ott, Freiheit! Sechs Freunde in den Wirren der Französischen Revolution) Revolutionen, Widerstand, Reformen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==