19 zu den Schulbuchseiten 42 und 43 Anna Maria Mauricia von Österreich wurde als ältestes von fünf Kindern am 21. September 1601 in Valladolid (Spanien) geboren. Sie war die Mutter von Ludwig XIV. Vor Sonnenaufgang. Anna 1601–1666 1 Fasse diese Erzählung in eigenen Worten zusammen. Erzähle aus Annas Sicht, welche Gedanken ihr durch den Kopf gegangen sein könnten, welche Gefühle sie bei der ersten Begegnung mit ihrem zukünftigen Ehemann hatte. Beschreibe diese Szene aus der „Ich“-Perspektive. (HMK III) 2 Recherchiere (Internet und Nachschlagewerke), wie Anna und Ludwig in anderen Quellen dargestellt werden. Präsentiere deine Ergebnisse als Kurzreferat vor der Klasse. (HSK III) Durch herbstliche Stürme, durch Regen und Schlamm schleppte sich dann der Brautzug mit Annas spanischem Hofstaat und dem umfänglichen Heiratsgut nach Norden: Schmuck in horrendem Wert von 61000 Dukaten und Bettzeug, Tafelsilber und Geschirr, nicht zu vergessen sechs Dutzend feine Leinentüchlein zum Füßewaschen und drei Dutzend zum Reinigen der Zähne sowie 366 Seidentücher in allen nur denkbaren Farben und Farbkombinationen. König Philipp geleitete seine Lieblingstochter bis zur Grenze, und als es ans Abschiednehmen ging, hing das vierzehnjährige Mädchen so lange schluchzend am Halse des Vaters, bis man es mit sanfter Gewalt von ihm löste. Anna und ihre zukünftige Schwägerin Elisabeth wurden auf einer Insel des Grenzflusses Bidassoa ausgetauscht wie zwei Gepäckstücke; dann zog Anna weiter nach Bordeaux, wo Ludwig und seine Mutter sie erwarteten. Es ist nicht bekannt, was Anna beim Anblick des schmächtigen, ungesund blassen Bürschleins empfand, dessen Gesicht zu lang, dessen Nase zu spitz, dessen Kopf zu groß und dessen Schultern zu breit waren. Überdies stotterte er ein wenig. Das einzig Attraktive an ihm waren seine schön gewellten, kastanienbraunen Haare, die jemals schneiden zu lassen er sich standhaft geweigert hatte. Ludwig war zur Trauung am 25. November in weißen Atlas* gekleidet, Anna brach fast zusammen unter dem Gewicht eines langschleppigen, violetten Samtmantels, der üppig mit Hermelin besetzt, über und über mit goldenen Lilien bestickt war. Die Krone drückte schwer auf das Haupt des Kindes und drohte über die Stirn zu rutschen. Nach der Trauung trennte man das junge Paar, um es gegen acht Uhr wieder zusammenzuführen. Der Hofstaat begleitete, alter Tradition gemäß, die Frischvermählten sofort ins Brautgemach, und Maria von Medici (Anm.: Ludwigs Mutter) wandte sich in ihrem harten, noch immer lückenhaften Französisch an die Schwiegertochter: „Meine liebe Tochter, hier führe ich Ihnen Ihren Gemahl zu. Empfangen Sie ihn freundlich und lieben Sie ihn von Herzen.“ Anna, die noch kaum Französisch sprach – das sie allerdings schon wenig später akzentfrei beherrschte –, antwortete auf Spanisch, dass es ihr einziger Wunsch sei, dem Gatten zu gehorchen. Dann wurden die Vorhänge des Himmelbettes zugezogen, Maria von Medici verließ samt Gefolge das Gemach und gab Anweisung, dass ihr Sohn eineinhalb Stunden später abgeholt werden sollte. Nur zwei Hebammen blieben zurück. Sie bestätigten später, dass die Ehe konsumiert worden sei. Anna und Ludwig waren so verschieden, wie es zwei Menschen nur sein konnten: Anna, ein aufgewecktes, blühendes Mädchen, Ludwig hingegen oft geradezu kindischen und von klein auf ständig von Schwächeanfällen heimgesucht, kränkelnd an chronischer Dünndarmentzündung, später noch an Tuberkulose. Anna liebte Theater, Tanz und lustige Gesellschaften, Ludwig hatte nur drei Leidenschaften: Jagd, Truppenparaden und handwerkliche Tätigkeit. Er bastelte selbst seine Jagdutensilien zusammen und fertigte mit Leidenschaft Konfitüren aller Art. Anna schätzte den Komfort eines eleganten Heims, sie leistete sich sogar den heftig kritisierten und von den meisten lächerlich gemachten Luxus einer Badewanne. Ludwig reiste mit seinen Jagdkumpanen ruhelos von einem Schloss zum anderen, wobei nicht vergessen werden darf, dass die Schlösser praktisch unmöbliert waren; jeder Ortswechsel kam somit einem kompletten Umzug gleich. Das hatte seinen Grund im Fehlen jeglicher Toiletteanlagen. Man verrichtete seine Notdurft auf Stroh in Ecken von Zimmern, auf Gängen und Balkonen. (nach: Thea Leitner, Habsburgs verkaufte Töchter) Revolutionen, Widerstand, Reformen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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