53 Pennsylvania 1758: Mary Jemison überlebt als Einzige den Indianerüberfall auf die Farm ihrer Eltern und wird verschleppt. Beim Stamm der Seneca lernt sie das Leben der amerikanischen Natives kennen. Mein Feuer brennt im Land der Fallenden Wasser 1 Beschreibe, welche Aufnahme Mary bei den Seneca erfuhr. Erkläre anhand des Romanausschnitts die Rolle der Frauen bei diesen Native Americans. Lege die Funktion von Adoptionen bei den Seneca dar. Beschreibe aus Marys Sicht den Umgang der Native Americans mit ihren Kindern. Vergleiche sie mit jenem, der Mary bekannt war. Ermittle mindestens drei Unterschiede. Beurteile, inwiefern in diesem Text Vorurteile über die Native Americans beschrieben werden. (HMK III) 2 Erarbeitet in Gruppenarbeit ein Rollenspiel. Stellt in den einzelnen Gruppen verschiedene Szenen aus dem Leben der Native Americans nach. (HMK III) Es dauerte Tage, bis Mary begriff, dass sie nicht länger eine Gefangene war, die jederzeit mit ihrem Tode rechnen musste, sondern dass sie von den Schwestern durch die Zeremonie adoptiert und mit einem neuen Namen versehen worden war und damit zum Biberklan gehörte, wie jedes andere Senecamädchen in diesem Langhaus. Es fiel ihr anfangs schwer zu glauben, dass die Indianer sie, ein Bleichgesicht, das sie gekauft oder geschenkt bekommen hatten, von nun an wirklich als die junge Schwester von Kleine Wolke und Singendes Wasser betrachten würden. Zu fest eingeprägt war in ihr das düstere Bild, das Siedler und Männer wie jener fahrende Händler von den Rothäuten gemalt hatten. Was mit dem Gefangenen geschah, nachdem er im Heimatdorf der Familie eines Gefallenen übergeben worden war, lag ausschließlich im Ermessen der Mutter, Frau oder Schwestern des gefallenen Kriegers, da bei den Irokesen allein die Frauen die Verantwortung für den Bestand der Familie trugen. Adoptionen von gefangenen Indianern feindlicher Stämme wie auch von Weißen gehörten zum allseits akzeptierten und bewährten Mittel, um den Verlust in der eigenen Familie auszugleichen. Nur wenn der oder die Verschleppte nicht den Erwartungen entsprach oder wenn der Schmerz über den Tod des geliebten Angehörigen noch gar zu frisch und zu tief war, gab man dem Verlangen nach Vergeltung und einem langsamen, qualvollen Tod am Marterpfahl nach. Bei den Irokesen waren Mais, Bohnen und Squash (= Kürbisgericht) die Hauptnahrungsmittel und galten als die Drei heiligen Schwestern, mit denen der Große Geist das rote Volk reich beschenkt hatte und denen man großen Respekt zu erweisen hatte. Ganz besonders traf das auf den Mais zu, von dem die Irokesen über ein Dutzend verschiedener Sorten anbauten und der ihren Speisezettel in allen möglichen Variationen bestimmte. Die Indianer behandelten den Mais, egal ob als Saatkorn, heranwachsende Pflanze oder Mehl, mit einer hingebungsvollen, geradezu religiösen Ehrfurcht und Dankbarkeit. Aus Maishülsen, -blättern und -fäden bastelten sie deshalb auch Masken und Puppen für ihre religiösen Zeremonien. In ähnlicher Weise heilig war ihnen auch der Tabak, den sie nicht rauchten, sondern für rituelle Rauchopfer verwendeten. Mary fand bald heraus, dass die Irokesen ihre Kinder niemals schlugen, was immer sie auch anstellten. Das war etwas, was sie völlig verblüffte, gehörten in ihrer Welt Ohrfeigen sowie Hiebe mit dem Stock oder Gürtel doch zu den Selbstverständlichkeiten, sogar wenn man das Glück hatte, in einem Elternhaus wie dem ihren aufzuwachsen, in dem es nicht gleich bei jeder kleinen Ungehörigkeit oder Pflichtverletzung schmerzhafte Hiebe setzte. Und Leute, die ihre Kinder schlugen, befanden sich wahrlich nicht in der Minderzahl, weder unter den Siedlern noch unter den Bewohnern von Dorf und Stadt. Die Irokesen aber erhoben nicht nur niemals die Hand gegen ihre Kinder, sondern sie schrien sie noch nicht einmal an! Sie begnügten sich einfach nur mit Ermahnungen, die ohne jedes despotische (= herrische) Gebrüll und ohne schrille Tonlagen auskamen. Im schlimmsten Fall griffen sie zu ein wenig Wasser, das sie dem ungehörigen Kind ins Gesicht spritzten. Dies galt als große Demütigung, zumal in Anwesenheit anderer. (nach: Rainer M. Schröder: Mein Feuer brennt im Land der Fallenden Wasser, 2010) zu den Schulbuchseiten 130 und 131 Alle Menschen werden Brüder? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==