48 zu den Schulbuchseiten 122 bis 127 Abenteurerin, Forscherin, Malerin: Maria Sibylla Merian Zu einer Zeit, da sich Menschen der „Alten Welt“ für die Wunder der „Neuen Welt“ zu interessieren begannen, reichte es Maria Sibylla Merian nicht mehr, Wissen nur aus Büchern zu beziehen. Sie folgte ihrer Neugierde, um mit eigenen Augen zu beobachten, was sie am meisten interessierte: die faszinierenden Verwandlungen in der Insektenwelt. (nach: K. Schubert, Maria S.Merian: Reise nach Surinam, 2010) Die von der Merian selbst herausgegebenen Exemplare ihrer Werke haben ihr auf immer einen nie verlöschenden Ruhm und die vorzüglichste Achtung aller Kenner und Liebhaber dieser Naturwissenschaften erworben; und dieses umso mehr, da sie einen noch so wenig und nie so schön betretenen Weg bahnte, und keiner ihrer geschicktesten Nachfolger sie übertraf. (nach: F. K. G. Hirsching, deutscher Universalgelehrter im 18. Jh.) In einer Zeit, in der es sich für eine Frau nicht schickt, ohne männliche Begleitung ins nächste Dorf zu fahren, reist Maria Sibylla Merian mit ihrer Tochter Dorothea Maria nach Surinam, um Tiere und Pflanzen im Regenwald zu erforschen. (nach: D. Wunderlich, EigenSinnige Frauen, 2004) Maria Sibylla Merian gehört zu den wenigen Töchtern berühmter Männer, die ihrem Vater an Berühmtheit in nichts nachstanden, ja, sie hat ihn sogar an Vielfalt der Fähigkeiten und an Mut bei ihrer Umsetzung übertroffen. Matthäus Merian d.Ä. war als Kupferstecher europäischer Städte eine Kapazität, seine jüngste Tochter wurde als Künstlerin und Naturforscherin gleichermaßen weltweit geschätzt. (Irene Kehler, nach: http://www.fembio.org, 2015) Maria Sibylla Merian ist es gelungen, die traditionelle Rolle der Frau zu durchbrechen und sich in der Männergesellschaft zu behaupten. Es gelang ihr sogar, bekannter als ihr Vater zu werden. Ihr Einsatz für die Forschung, ihre wissenschaftliche Arbeit und die qualitätsvolle Veröffentlichung ihrer Erkenntnisse brachten ihr weltweit Anerkennung – ein Vorbild für engagierte, erfolgreiche Frauen. (nach: http://www.women-in-history.eu/2012) Zitat M. S.Merian: „Später habe ich dann bemerkt, dass alle die schönen Tag- und Nacht-Schmetterlinge aus Raupen entstehen. Ich habe deshalb alle Raupen, die ich finden konnte, gesammelt, um ihre Verwandlungen zu studieren.“ (um 1680, nach: http://www.insektenbox.de) Das Surinambuch wurde der Höhepunkt ihres Schaffens. Manche der von Maria Sibylla Merian gezeichneten tropischen Schmetterlinge erfasste die Wissenschaft erst um die Jahrhundertwende vollständig. Carl von Linné, der 1735 das erste biologische Klassifikationsschema entwickelt hatte, bewunderte die Arbeit der Merian und erwähnte sie in seinem „Systema Naturae“. Linné und andere hatten die Tropen selbst nie bereist, sie kannten einige Falter nur aus Maria Sibylla Merians Bildern. Doch das hinderte die Herren nicht daran, die Tiere unter ihrem eigenen Autorennamen einzuordnen. (nach: http://www.emma.de/index.php?id=merian_1988_12) Maria Sibylla Merian schrieb ihre Texte in Deutsch, obwohl damals Latein auf der ganzen Welt als Wissenschaftssprache galt. Doch Latein war auch Herrschaftssprache im wörtlichen Sinne: die Sprache der gelehrten Herren. Frauen hatten noch keinen Zugang zu den Universitäten und kaum die Möglichkeit, Latein zu lernen, Maria Sibylla Merian war eine „gelehrte Frau“, der daran lag, Wissen zu vermitteln und nicht, mit Wissen zu herrschen. (nach: http://www.emma.de/index. php?id=merian_1988_12) Zitat M. S. Merian: „Ich habe die Platten von den berühmtesten Meistern stechen lassen und das beste Papier dazu genommen, damit ich sowohl den Kennern der Kunst als auch den Liebhabern der Insekten Vergnügen und Freude bereite, wie es auch mich dann freuen wird, wenn ich höre, dass ich meine Absicht erreicht und gleichzeitig Freude bereitet habe.“ (Aus der Einleitung zu Metamorphosis insectorum Surinamensium, 1705, nach: http://www.women-inhistory.eu/) Maria Sibylla Merian ist nach heutigem Kenntnisstand die erste Frau, die sich wissenschaftlich mit der Erforschung einer der artenreichsten Insektengruppe befasste: den Schmetterlingen. Seit früher Jugend schon war sie fasziniert von der Metamorphose dieser zu ihrer Zeit noch als „Gewürm“ gering geschätzten Tiere. Im Gegensatz zu vielen ihrer Zeitgenossen glaubte Merian nicht an Aristoteles’ bis ins 17. Jahrhundert hinein gültige Theorie, Insekten entstünden aus schwarzem Schlamm. Sie verließ sich lieber auf eigene Experimente und Beobachtungen im jungen „Zeitalter der Vernunft“. (nach: K. Schubert, Maria S. Merian: Reise nach Surinam, 2010) 1 Vergleiche die kurzen Textpassagen von und über Maria Sibylla Merian. Erläutere, wie ihr Leben und ihre Arbeit bewertet wurden. (HMK II) 2 Recherchiere im Internet über Maria Sibylla Merian. Erstelle eine Präsentation über ihr Leben, ihre Reise nach Surinam und ihre Werke. Gestalte deine Präsentation mit Zeichnungen von Maria Sibylla Merian. (HFK III) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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