Zeitbilder 2, Arbeitsheft

29 Der englische König Richard Löwenherz ist einige Monate auf der niederösterreichischen Burg Dürnstein gefangen gehalten worden. Einer Sage nach soll ihn sein Freund Blondel gesucht und dort gefunden haben. Nach einer anderen Fassung der Sage hat Blondel Richard Löwenherz auf der deutschen Burg Trifels ausfindig gemacht, wo er danach eingesperrt war. Bewiesen ist diese Sage jedoch nicht. Die drei Freunde Kim, Julian, Leon und die rätselhafte ägyptische Katze Kija gelangen auf einer Zeitreise ins Jahr 1194 nach Christus. Sie treffen auf der Reichsburg Trifels den englischen König Richard Löwenherz und den Sänger Blondel. Die Zeitdetektive – Freiheit für Richard Löwenherz 1 Lies den Text sorgfältig. Liste die Wörter auf, die du nicht kennst. Ermittle ihre Bedeutung. Recherchiere im Internet, ob es eine Sage über Blondel gibt. Findet heraus, wer von euch eine Sage zur Geschichte Österreichs kennt, und erzählt sie einander. (HFK II) „Da steht etwas über Blondel – und Richard Löwenherz!“, sagte Kim überrascht und deutete auf eine Stelle mitten auf der Seite. „Der berühmte englische König Löwenherz? Der König mit dem magischen Schwert Excalibur? Was hat denn der mit diesem Sänger zu tun?“, fragte Leon. Jetzt war auch sein Interesse geweckt. „Also“, begann Kim. „Hier steht, dass Löwenherz auf dem Rückweg vom Dritten Kreuzzug, der von 1189 bis 1192 dauerte, am 21. Dezember 1192 in Österreich festgenommen wurde.“ „Festgenommen? Wie ein Verbrecher? Das ist doch unglaublich!“, rief Leon dazwischen. „Ja, klingt seltsam. Aber so war es offenbar“, erwiderte Kim und las vor: „Löwenherz hatte den Kreuzzug mit Erzherzog Leopold V. geführt. Nach der Erstürmung der Stadt Akkon soll Löwenherz den Erzherzog um seinen Anteil an der Beute geprellt haben. Wütend reiste Leopold V. nach Österreich zurück. Als Löwenherz später durch sein Gebiet zog, ließ Leopold ihn festnehmen. Da aber ein Erzherzog wie Leopold einen König nicht festhalten durfte, tat sich Leopold mit dem deutschen Kaiser Heinrich VI. zusammen. Der Kaiser versteckte Löwenherz auf der Reichsburg Trifels, um ein hohes Lösegeld zu erpressen.“ „Unglaublich!“, stieß Julian hervor. „Wie war das denn möglich?“ Kim vertiefte sich wieder in den Text. „Natürlich haben der Erzherzog und der Kaiser einen anderen Grund für die Verhaftung vorgeschoben. Sie behaupteten, dass Löwenherz beim Kreuzzug mit dem Feind zusammengearbeitet habe, also sozusagen ein Verräter gewesen sei. Aber Kaiser Heinrich VI. hatte anscheinend noch ein anderes Motiv, wie hier steht. Der Kaiser hatte Ärger mit aufmüpfigen Fürsten, die wiederum mit Löwenherz einen Pakt geschlossen hatten. Und solange Löwenherz in der Hand des Kaisers war, konnte dieser davon ausgehen, dass die Fürsten ruhig blieben.“ „Löwenherz als Faustpfand …“ sagte Leon leise. Nachdenklich sah Kim ihn an. „Ganz genau“. Dann überflog er mehrere Absätze. „Oh Mann, wisst ihr, wie hoch das Lösegeld war, das für Löwenherz gezahlt worden sein soll?“ „Nein, woher?“ „100 000 Silbermark!“, rief Kim. „Hier steht, dass die Zahlung Löwenherz´ Reich an den Rand des Bankrotts brachte!“ „Wirklich eine irre Geschichte“, gab Leon zu. „Aber was hat jetzt euer ach so mutiger Sänger Blondel mit dem Fall zu tun?“ „Auch das steht hier“, rief Kim aufgeregt. „Blondel war ein enger Freund von Löwenherz. Nach seiner Festnahme war zunächst nicht bekannt, an welchem Ort Löwenherz festgehalten wurde, und so machte sich Blondel auf die Suche nach seinem Freund. Er zog von Burg zu Burg und sang Lieder, die nur er und Löwenherz kannten. Und eines Tages, so die Sage, kam Blondel zur Burg Trifels beim Städtchen Annweiler. Dort stimmte der Sänger ein Lied an – und plötzlich sang ein anderer die zweite Strophe: Löwenherz, der Blondel gehört hatte. Jetzt wusste Blondel, wo sein König festgehalten wurde. Es gibt überlieferte Schriften, in denen behauptet wird, dass Blondel mit Verbündeten die Burg gestürmt und Löwenherz befreit hat. Anderen Quellen zufolge hat er die Verhandlungen um die Freilassung geführt.“ (nach: Fabian Lenk: Die Zeitdetektive. Freiheit für Richard Löwenherz, Roman, 2008) zu den Schulbuchseiten 72 bis 73 Mittelalter Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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