Zeitbilder 2, Arbeitsheft

21 zu den Schulbuchseiten 48 bis 49 Orpheus und Eurydike M1 Orpheus und Eurydike Q Vergebens ruft Orpheus den Gott der Ehe an: Dieser war zwar bei der Hochzeit anwesend, doch segnete er das Paar nicht, schaute finster und hielt statt einer schönen Hochzeitsfackel nur eine rauchende Fackel in der Hand, die einfach nicht brennen wollte. Dieses Vorzeichen war schlimm, aber es kam noch schlimmer: Denn, während die jungverheiratete Eurydike mit den Nymphen (= Feen) über eine Wiese ging, starb sie. Denn sie war auf eine Giftschlange getreten. Nachdem Orpheus auf der Erde genügend um sie geweint hatte, beschloss er alles zu versuchen: Er ging durch das unheimliche Tor in die Unterwelt hinunter und vorbei an allen Schatten (= Seelen) der Verstorbenen direkt zu Proserpina und Pluto, Königin und König der Unterwelt. Orpheus, der Sänger, begann auf seiner Lyra zu spielen und zu singen: „Oh ihr Gottheiten der Unterwelt, ihr herrscht doch am längsten über jeden Menschen, denn nach kurzem Aufenthalt auf der Erde kommen wir alle in euer Totenreich. Ich bin nicht hierhergekommen, um die Unterwelt zu betrachten oder Cerberus, euren Wachhund, zu stehlen. Ich komme wegen meiner Gattin, die an einem Schlangenbiss gestorben ist. Ich kann einfach nicht ohne sie leben. Meine Liebe zu ihr ist so groß! Das Gefühl müsstet ihr doch kennen, ihr habt doch auch aus Liebe geheiratet. Daher bitte ich euch: Macht Eurydikes Tod rückgängig!“ Alle, die dieses Lied hörten, mussten vor Mitleid weinen. Eurydike wurde gerufen und Orpheus durfte sie wieder mit an die Oberwelt nehmen, aber nur unter einer Bedingung: Sie sollte hinter ihm gehen und, solange sie unterwegs waren, durfte er sich nicht zu ihr umdrehen. Schweigend machten sich die beiden auf den Weg. Als sie endlich schon fast den Rand der Erde erreicht hatten, hielt es Orpheus nicht mehr aus, seine geliebte Eurydike nicht zu sehen – und drehte sich um. Sie musste sofort in die Unterwelt zurückkehren, er hörte nur noch ihr leises „Lebewohl!“. (nach: Ovid (43 v.Chr.–17 n.Chr.), Metamorphosen X, 2–63) M2 Orpheus, Eurydike und Hermes: Der Götterbote Hermes führt die Seele von Eurydike zurück. (Relief, Marmor, um 420 v.Chr., Rom, Villa Albani) M3 Cerberus (Statue, Łazienki-Palast, 17. Jh., Warschau) 1 Lies die Geschichte von Orpheus und Eurydike (M1). Erzähle sie in eigenen Worten nach. Gehe dabei mithilfe von M3 auch auf die Gefahren für Orpheus ein. (HMK II) 2 Erarbeitet mithilfe des Textes ein Rollenspiel. (HMK III) 3 Analysiere das Lied des Orpheus (M1). Zähle seine fünf Argumente dafür, dass die Gottheiten ihm Eurydike zurückgeben sollen, auf. (HMK II) 4 Entwickelt mithilfe von M1 einen anderen Schluss für die Geschichte. Diskutiert, ob ihr beim Original bleiben wollt oder ob euch euer Schluss besser gefällt. Begründet eure Meinung. (HMK III) Alte Kulturen weltweit Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=