Anwendungsbereich 6: Migration vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart 95 1960 heute M7 Denkmal für die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter der 1960-er Jahre in Bremen: Türkische Familien machten sich zu Beginn der Sommerferien reich beladen mit Geschenken für die Verwandten auf den Weg in die Heimat. (Foto 1990) 1 Vergleiche das Foto M1 mit dem Denkmal M7. Benenne Gemeinsamkeiten und Unterschiede. (HMK II) 2 Erkläre anhand des Textes M2, wie Savo Ristic die Notwendigkeit eines Denkmals für Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen begründet. Bewerte diese Idee. Entwickelt in der Klasse Vorschläge für die Gestaltung eines derartigen Denkmals. Diskutiert, wo ihr es aufstellen würdet. (PHK III) 3 Nenne die Gründe, die Giuseppe Pitronaci (M3) für die gelungene Integration der Sizilianer anführt. (HMK I) 4 Vergleiche die Situation der Kinder in M4 und M6, aber auch die der beiden Mütter. (HMK II) 5 Diskutiert in der Klasse, ob ihr euch vorstellen könntet, für die Arbeit in ein anderes Land zu gehen. Erörtert, welche Kriterien dieses Land erfüllen müsste. (PUK III) 6 Arbeite aus M6 die einzelnen Stadien der Integration der Sizilianer in Bochum von der Abreise bis zur Vermischung der Kulturen heraus. Nenne Gründe für das gute Zusammenleben. Bewerte die Sichtweise Pitronacis. (HMK II) 7 Beschreibe die Gefühle, die der Schlagertext M5 vermittelt. (Tipp: Auf Youtube kannst du den Schlager anhören.) Arbeite aus M5 und M7 die Gründe für die Reisen in die Heimat heraus. (HMK II) ´ M6 Italienische Gastarbeiter in Deutschland Q Sizilien: Im Haus regnete es rein. Mein Vater arbeitete auf Baustellen, wenn er Arbeit hatte. Die Plakate tauchten auf, am Rathaus. Wer Interesse hatte, in Deutschland zu arbeiten, sollte sich melden. Er wollte das machen, nach Deutschland gehen. Meine Mutter war nicht begeistert. Aber Vater brauchte ihre Unterschrift, weil die Ehefrau einverstanden sein musste. Mein Papa sagte: Guck dir das Haus an, es regnet rein, wir haben kein Geld und keine Arbeit, so kann das nicht weitergehen. Meine Mutter unterschrieb. Bochum (= „Bocummi“): Mittlerweile hatten auch andere Männer ihre Familien nachgeholt und lebten in richtigen Wohnungen, mit Außenklo und Kohleofen. An den Wochenenden gab es ein fröhliches Besuchen und Gegenbesuchen. Und am Sonntag trafen sich alle in der Innenstadt von Bocummi zum italienischen Gottesdienst, danach wurde der Platz vor der Kirche zur Piazza, die Erwachsenen palaverten, machten Fotos mit kleinen Fotoapparaten, und wir Kinder tobten rum. Das Leben war wie auf einem kleinen italienischen Planeten, der auf einem anderen Planeten gelandet war. Gegenüber unserem Wohnhaus war ein weiteres Mietshaus. Dort wohnte eine Rentnerin. Sie passte auf meine Geschwister auf, als ich zur Welt kam. Eine meiner Schwestern erinnert sich, dass sie die Rentnerin „Omamutti“ nannte. „Omamutti“ brachte meiner Mutter bei, wie man in Deutschland Kuchen backt, Marmorkuchen. Ich spielte mit den Kindern aus dem anderen Haus und lernte wohl spielend deutsch, nachdem ich mit der sizilianischen Sprache gestartet war. Wie sie sich wohl wahrnahmen, die Deutschen und die Gastarbeiter? Vielleicht konnte man das Fremde gerade deshalb so gut akzeptieren und ins eigene Leben integrieren, weil man wusste, es ist eben aus einer anderen Welt, und da sind die Dinge nun mal anders. (nach: G. Pitronaci, Wie italienische Gastarbeiter nach Deutschland kamen, 2016) M5 Lied über zwei Gastarbeiter Q Eine Reise in den Süden/Ist für andre schick und fein Doch zwei kleine Italiener/Möchten gern zu Hause sein. Zwei kleine Italiener/Die träumen von Napoli Von Tina und Marina/Die warten schon lang auf sie. Zwei kleine Italiener / Die sind so allein … Oh Tina, oh Marina/Wenn wir uns einmal wiedersehen, Oh Tina, oh Marina/Dann wird es wieder schön. Zwei kleine Italiener/Vergessen die Heimat nie, Die Palmen und die Mädchen/Am Strande von Napoli. Zwei kleine Italiener/Am Bahnhof, da kennt man sie, Sie kommen jeden Abend/Zum D-Zug nach Napoli. Zwei kleine Italiener/Die schaun hinterdrein … (G. Buschor, Zwei kleine Italiener, 1961) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==