92 Der Traum von Amerika M1 Einwanderung in die USA: Zwischen 1500 und 1914 verließen viele Menschen Europa. (Quelle: WBG) Einwanderung in Millionen Menschen 0 1 2 3 4 5 6 7 8 1821– 1830 1831– 1840 1841– 1850 1851– 1860 1861– 1870 1871– 1880 1881– 1890 1891– 1900 1901– 1910 1911– 1920 sonstige Herkunftsländer Österreich-Ungarn Großbritannien und Irland Deutschland Herkunftsländer 12,7 Mio. Briten 7 Mio. Skandinavier 4,1 Mio. Iren 2.Mio. Russen 33,6 Mio. Einwanderer 2 Mio. Italiener 2 Mio. Briten 0,3 Mio. Chinesen aus Japan aus China 3,6 Mio. Einwanderer 1821-1920 1,5 Mio. Franzosen 0,4 Mio. Inder 5 Mio. Österreicher 5 Mio. Deutsche 0 2500 5000 km Auf nach Amerika! Im 19. und zu Beginn des 20. Jh. fand die bisher größte Massenauswanderung in der Geschichte Europas statt. Die meisten Menschen wanderten zwischen 1880 und 1914 aus. 85 % der Menschen, die aus Europa auswanderten, fanden in den USA und Kanada eine neue Heimat. Auswanderungsland Österreich-Ungarn Heute ist Österreich, eines der reichsten Länder der Welt, ein Einwanderungsland. Damals war es umgekehrt: Zwischen 1876 und 1910 wanderten ca. 3,5–4 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner der Doppelmonarchie aus: fast drei Mio. von ihnen in die Vereinigten Staaten, 358 000 nach Argentinien, 158 000 nach Kanada, 64 000 nach Brasilien und 4 000 nach Australien. Der Rest verteilte sich auf andere Länder. Aus dem Burgenland wanderten in den 1920-er Jahren über 60 000 Menschen in die USA aus. „American Dream“ Viele Migrantinnen und Migranten stammten aus armen, oft kinderreichen Bauernfamilien. Sie hatten keine Aussicht auf eine eigene Landwirtschaft und fanden keine oder nur schlecht bezahlte Arbeit als Tagelöhner oder in einer Fabrik. Viele ließen sich daher das (geringe) Erbe auszahlen und kauften sich Schiffskarten. M2 Der 24-jährige Österreicher Alois Bell begründete seine Auswanderung in die USA 1883. Q Hierzulande muss ich als Bauersmann ohne Vermögen für mein Leben ein armer Dienstbot bleiben, während ich in Amerika die Aussicht habe, durch Tätigkeit und Sparsamkeit zu einem eigenen schönen Besitz zu kommen und so mir mein Lebensglück zu begründen. (nach: M. Pichler, Auswanderer von Vorarlberg in die USA 1800–1838, 1993) M3 Der Roman schildert die Auswanderung eines 19-jährigen Norddeutschen nach Amerika im Jahr 1868. Q Die Reisekarte kostete bis New York 29 Taler. Aber es war doch viel Geld, wo mein Vater der ärmste Tagelöhner im Dorf war. Das meiste Geld hatte ich als Kleinknecht beim Bauern verdient. Drei Jahre lang bei Hannjürn Timmermann, das machte 27 Taler, denn 3 x 9 ist 27. Siehe, ich habe das kleine Einmaleins mit herübergenommen; das gilt auch in Amerika. Im Dorf ging ich rund und sagte Tschüss. Dann kam die Mutter an die Reihe. Sie sprach: Nu schick dich auch und schreib mal, wie es dir gehen tut, und pass auch auf deine Hemden und Strümpfe und auf dein Geld auf, dass dir da nichts von wegkommt. Und vergiss auch das Beten nicht! – Dann mein Bruder. Ich sprach: Halt sie gut, wenn sie alt wird. Ich will dir auch Geld schicken, dass du ihr sonntags mal Fleisch kaufen kannst und zum Winter ein wollenes Umschlagtuch. Von Liverpool aus beginnt die Überfahrt: Endlich kam das Schiff, und als ich es besah, siehe da war es alt und wackelig, und ich dachte: Wenn dieser vermoderte Kasten nach Amerika kommt, dann ist das Gottes Wille. – Auf dem Schiff waren bei vierhundert Menschen, meist Irländer. Die Lebensmittel wurden gleich auf dem Deck verteilt: ein Pfund Zucker, ein Pfund Tee. Weiter ein Pfund Reis, ein Pfund Kornmehl, ein Pfund Pökelfleisch, ein Pfund Kringel und Zwieback. (nach: J. Gillhoff, Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer, 1917) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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