Zeitbilder 3, Schulbuch

82 Politischer Antisemitismus M1 „Wenn alle Menschen Juden wären“ (antisemitische Postkarte, Liedtext von Max Bewer (1861–1921), um 1910) „Rassenlehre“ Wissenschaftler begannen schon vor etwa 300 Jahren mit der Einteilung der Menschen in „Rassen“. Seit dem 19. Jh. entwickelte sich daraus eine „Rassenlehre“. Sie untersuchte die sichtbaren Unterschiede zwischen den verschiedenen Menschengruppen und schrieb ihnen bestimmte angeborene positive und negative Eigenschaften zu. Daher unterschieden sie auch zwischen „höheren“ und „niederen“ Rassen. Die moderne Biologie hat längst bewiesen: Menschenrassen gibt es nicht. Antisemitismus Seit der Antike gibt es religiös begründete Judenfeindschaft, den so genannten Antijudaismus. Die Ablehnung, Ausgrenzung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden hatte seit dem Mittelalter auch wirtschaftliche Gründe. Handwerk und Landbesitz waren ihnen verwehrt, darum konnten sie nur Handel und Geldgeschäfte ausüben. Die rechtliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung 1867 bewirkte den sozialen und wirtschaftlichen Aufstieg mancher Jüdinnen und Juden. Dadurch stieg der Neid auf den Erfolg. Ende des 19. Jh. prägten Gegner der Gleichstellung den Begriff „Antisemitismus“ für ihre Ablehnung jüdischer Menschen. Verstärkt durch die „Rassenlehre“ nahm die Feindseligkeit gegenüber der jüdischen Bevölkerung zu. Verschwörungstheorien, nach denen „die Juden die Weltherrschaft an sich reißen wollen“, sorgten zusätzlich dafür, Jüdinnen und Juden abzuwerten. Bis heute sind antisemitische Verschwörungstheorien verbreitet. Deutschnational Alle Völker der Habsburgermonarchie entwickelten seit der Revolution 1848 Nationalbewusstsein, auch die deutschsprechenden. Die Deutschnationale Bewegung warf der in Österreich-Ungarn herrschenden Partei vor, die Rechte der deutschsprachigen Bevölkerung nicht ausreichend zu vertreten. Im Linzer Programm von 1882 forderten Vertreter der Deutschnationalen Bewegung eine enge Anbindung an das politisch und wirtschaftlich erfolgreiche Deutsche Reich. Georg Schönerer Der antisemitische Führer der Deutschnationalen Bewegung und Abgeordnete im Reichsrat wollte ein Verbot der Mitgliedschaft für Juden bei den Deutschnationalen. Daraufhin spaltete sich die Bewegung. Ein gewaltsamer Übergriff auf die Redaktion des Neuen Wiener Tagblattes, mit dessen jüdischem Herausgeber Schönerer heftige Konflikte hatte, brachte ihn ins Gefängnis. Viele seiner Anhänger wechselten daraufhin zur Christlichsozialen Partei. M2 „Die Juden übernehmen die Welt“: Die Karikatur zeigt den jüdischen Bankier Alphonse Rothschild. Im gelben Kreis steht „Gott schütze Israel“. (Karikatur, Charles Léandre (1862–1934), 16.4.1898) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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