78 Soziale Probleme damals und heute M1 Armutsgefährdung (Quelle: Statistik Austria 2023) kann sich vieles nicht mehr leisten 4,3% maximal zu 20% berufstätig 5,7% armutsgefährdet 1 356 600 14,9% M3 Vermögensverteilung in Österreich (Quelle: Arbeiterkammer) 50% 3% 40% 36% 9% 16% 1% 39% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Bevölkerungsanteil Vermögensanteil Die Hälfte der Bevölkerung hat gemeinsam nur 3% des Gesamtvermögens. 40% besitzen 36%. 9% besitzen 16%. Das reichste 1% der Bevölkerung besitzt 39%. Armut im Zeitalter der Industrialisierung Arbeiterleben in den Städten Bis zum Ende des 19. Jh. waren viele Menschen gezwungen, ihre Dorfgemeinschaften zu verlassen. Das Bevölkerungswachstum war groß. Schlechte Ernten trugen dazu bei, dass viele Menschen in Mitteleuropa hungerten. Für viele war ein Umzug in die industrialisierten Städte die einzige Möglichkeit, sich und die Familie versorgen zu können. Die Löhne waren jedoch schlecht und reichten gerade zum Überleben. Arbeiterinnen Frauenarbeit in den Fabriken war meist ungelernte Arbeit und häufig schlechter bezahlt als Männerarbeit. Für Frauen mit Familie bedeutete die Fabrikarbeit eine zusätzliche Belastung. Sie führten auch noch den Haushalt und versorgten die Kinder. Bemerkte ein Arbeitgeber eine Schwangerschaft, entließ er die Frau meist gleich. Nach der Geburt kehrten Frauen sofort an ihren Arbeitsplatz zurück. Nur die Hälfte aller Kinder überlebte das erste Lebensjahr. Erst ab 1895 durften Mütter vier Wochen nach der Geburt von der Arbeit fernbleiben. M2 Frau B. (41) berichtet (um 2010) Q Ich habe eine 12-jährige Tochter und lebe getrennt von dem Vater. Nach der Geburt musste ich aufgrund von fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten meinen Arbeitsplatz aufgeben. Mit Gelegenheitsjobs verdiente ich etwas dazu. Nach der Scheidung fand ich eine Vollzeitstelle. Da Schulden aus der Zeit der Ehe zurückgezahlt werden müssen, bleibt nicht viel Geld zum Leben übrig. Aufgrund der Doppelbelastung und der finanziellen Schwierigkeiten bekam ich gesundheitliche Probleme, weshalb ich meine Arbeitsstelle verlor. Derzeit leben wir von der Notstandshilfe und dem Unterhalt meines Ex-Mannes. Unser Schuldenberg wächst, die laufenden Ausgaben können wir nicht mehr bezahlen. Ich hoffe, bald wieder eine Arbeit zu finden, mit der ich meine Tochter wieder ausreichend versorgen kann. (nach: Volkshilfe Österreich, Armut ist weiblich, 2010) M4 Sozialmärkte und Ausgabestellen Q Die Schlangen vor den Lebensmittelausgaben des Roten Kreuzes und der Caritas werden länger, die Kundinnen und Kunden in den Sozialmärkten mehr. Die Lebensmittelspenden vom Handel, auf die die Organisationen und Vereine angewiesen sind, allerdings nicht – diese gehen sogar zurück. Neben dem Handel als Spender sollen nun auch Bauern oder Produzenten angesprochen werden. „Natürlich kommen auch mehr Flüchtlinge, aber wir merken auch einen Zustrom an Menschen, die vor Kurzem noch mit Einkäufen bei Diskontern über die Runden kamen, bei denen es jetzt nicht mehr reicht“, erzählt eine Sprecherin der „soogut“-Sozialmärkte in NÖ. Seit Corona ist die Zahl der Kunden enorm gestiegen. Hinzu kommt ein Warenrückgang, der die Situation für die Menschen verschärft. (nach: Höhere Nachfrage, weniger Angebot, Kurier 17.5.2022) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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