Anwendungsbereich 4: Geschlecht, Ethnien und soziale Klassen im Zeitalter der Industrialisierung 73 19. Jh. Bertha Benz Nur ein Mädchen? Der reiche Zimmerer Karl Ringer und seine Frau Auguste waren enttäuscht, als ihr drittes Kind wieder ein Mädchen war. Doch Bertha war klug und ehrgeizig, auch wenn sie als Frau keine höhere Ausbildung bekommen konnte. Bertha und Carl Benz Mit ihrem Mann, dem Maschinenbauer Carl Benz, teilte sie das technische Interesse. Um seine „mechanische Werkstätte“ in Mannheim zu unterstützen, ließ sie sich ihr Erbe auszahlen. Es war bestimmt nicht einfach für sie: Sie war in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen, doch die Firma ihres Mannes hatte anfangs Schwierigkeiten, und sie hatten bereits vier Kinder. Benz Patent-Motorwagen Carl Benz hatte schon länger Gasmotoren gebaut. 1886 ließ er sein „Fahrzeug mit Gasmotorenbetrieb“ patentieren. Zeitungen berichteten darüber. Er machte Probefahrten bis zu 20 km, doch der wirtschaftliche Erfolg blieb aus. Um die Öffentlichkeit vom M7 Bertha Benz mit ihren Töchtern im Patent-Motorwagen (Foto 1886) neuen „Patent-Motorwagen“ zu überzeugen, beschloss Bertha mit ihren beiden Söhnen, die mit dem Auto umgehen konnten, eine Fahrt von 106 km Länge zurückzulegen. Um Carl nicht zu wecken, schoben die drei das Auto aus der Garage und betätigten erst in sicherer Entfernung die Schwungscheibe, um den lauten Motor zu starten. Probleme und Lösungen Bergauf mussten sie den Wagen schieben. Bereits nach 50 km hatten sie kein Benzin mehr. Da noch nie ein Auto weitere Strecken gefahren war, ließ sich der Benzinverbrauch nicht einschätzen. Doch sie konnten in einer Stadtapotheke zehn Liter Waschbenzin kaufen – mehr war nicht vorrätig. Der Motor wurde mit Wasser gekühlt, das die drei immer wieder nachfüllen mussten, denn für eine Fahrt brauchten sie 150 l Kühlwasser. Die verstopfte Benzinleitung öffnete Bertha Benz mit ihrer Hutnadel*, ihr Strumpfband* isolierte ein blank gescheuertes Kabel. Landstraßen waren nicht gepflastert, sondern so wie heutige Feldwege mit zwei tiefen Spurrillen durch die Pferdewägen. Dort fuhren die Hinterräder des Autos, das vordere Rad hoppelte über das Gras in der Mitte. Doch da die beiden Hinterräder aus Eisen und das Vorderrad aus Vollgummi waren, war das kein Problem. Verkehrsschilder, die ihnen den Weg angezeigt hätten, gab es noch nicht. Also fuhren sie einfach der Bahnlinie entlang. Gegen Abend kamen Bertha Benz und ihre Söhne in Pforzheim an. M6 Erste Fernfahrt mit einem Auto Q Anfang August 1888 wollte Bertha Benz mit ihren Söhnen Richard und Eugen ihre Mutter in Pforzheim besuchen. Sie erzählte später selbst: „Aber Carl hätte das nie erlaubt. Und so haben die beiden 13- und 15-jährigen Buben und ich eine richtige Verschwörung angezettelt: Früh am Morgen sind wir losgefahren, so dass wir schon stundenweit waren, bis der Papa aufwachte. So habe ich als erste gezeigt, dass dem „Papa“ sein Automobil auch für weite Strecken gut ist.“ Carl Benz gestand später: „Sie war wagemutiger als ich und hat eine für die Weiterentwicklung des Motorwagens entscheidende Fahrt unternommen.“ (nach: www.bertha-benz.de, 2023) 1 Überprüfe anhand des Schulbuchtextes, wie sich die Erziehung nach den Grundsätzen der Aufklärung (S. 42 f.) in Erzherzog Johanns Wirken zeigt. (HFK III) 2 Vergleiche die in M3 aufgezählten Verdienste Erzherzog Johanns mit dem Schulbuchtext. (HSK II) 3 Beschreibe den Brandhof (M1). Begründe, warum Erzherzog Johann für sein Mustergut eine schwer zu bewirtschaftende Bergregion ausgewählt hat. (HSK II) 4 Arbeite aus den beiden Denkmälern M4 und M5 die unterschiedlichen Bedeutungen heraus, die Erzherzog Johann in Bad Aussee und in Graz hatte. (HMK II) 5 Beschreibe M2. Nenne Merkmale, an denen du erkennst, dass Anna als Adelige dargestellt wird. (HMK I) 6 Ermittle mithilfe einer Landkarte die Strecke, die Bertha Benz im „Motorwagen“ zurücklegte. (HSK II) 7 Ermittle mithilfe des Schulbuchtextes, M6 und M7 Unterschiede zwischen dem Motorwagen und heutigen Autos. (HSK II) 8 Erkläre, wie Berthas Teamfähigkeit die Probefahrt zu einem Erfolg machte. (HOK II) 9 Diskutiert in der Klasse mögliche Gründe, aus denen viele Menschen damals den neuen „Motorwagen“ ablehnten. (HSK III) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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